In diesem Artikel möchten wir zeigen, wie Fieber oder schon eine erhöhte Körpertemperatur bei Milchkühen, etwa durch Hitzestress ausgelöst, die Fruchtbarkeit der Kuh negativ beeinflusst.
Und wie beeinflusst der Stoffwechsel in Bezug auf eine unzureichende Nährstoffaufnahme den Hormonhaushalt?
Mechanismen, die den Ausgang der Trächtigkeit beeinflussen
Stress und Belastungen wirken sich auf den Ausgang der Trächtigkeit aus. In einigen Fällen kann sich der Stress direkt auf die Trächtigkeit selbst auswirken, in anderen erfolgt eine Beeinflussung der Wahrscheinlichkeit einer Trächtigkeit. Ersteres ist beispielsweise der Fall, wenn eine erhöhte Körpertemperatur aufgrund von Hitzestress die Funktion der Eierstöcke, die Entwicklungsfähigkeit der Eizelle oder die Entwicklung der frühen Trächtigkeit beeinträchtigt. Zweiteres, wenn eine Belastung nach der Geburt auftritt. Ein Beispiel wäre, wenn ein hormonelles und metabolisches Ungleichgewicht nach der Geburt eine Immundysfunktion verursacht, die zu Gebärmutterkrankheiten und infolgedessen zu Unfruchtbarkeit führt.
Erhöhte Körpertemperatur, systemische Toxizität mit Fieber und chronische Schmerzen
Viele der Auswirkungen von Hitzestress auf den Trächtigkeitsverlauf lassen sich durch den Anstieg der Körpertemperatur bei hitzegestressten Kühen erklären. Schon kleine Erhöhungen der mütterlichen Körpertemperatur verringern die Trächtigkeitsrate bei Rindern.
Der Anstieg der Körpertemperatur wirkt sich auf den Fortpflanzungstrakt und den frühen Embryo aus. Ein möglicher Mechanismus ist die direkte Wirkung der erhöhten Temperatur auf den Embryo.
Ein zweiter Mechanismus ist die Auswirkung von Hitzestress auf den Darm, der zum Verlust der Darmbarrierefunktion und zur Freisetzung von Giftstoffen in den Blutkreislauf führt und die Produktivität der Tiere und das Ergebnis der Trächtigkeit beeinflussen kann.
Mehr zum Thema Hitzestress und den Einfluss auf die Fruchtbarkeit erfahren Sie hier.
Fieber stellt eine Veränderung der Körpertemperatur als Reaktion auf eine Krankheit dar
Krankheiten mit Fieber und Verletzungen mit chronischen Schmerzen beeinträchtigen die Motivation einer Kuh zu fressen oder die Fähigkeit der Kuh, das Futter zu erreichen. Eine schlechte Futteraufnahme führt zu einer Verschiebung der Hormone. Krankheiten setzen Giftstoffe in den Körperkreislauf frei, die direkte Auswirkungen auf das Fortpflanzungsgewebe selbst haben können, und auch über verschiedene Mechanismen die Körpertemperatur erhöhen. So kann beispielsweise eine Mastitis-Infektion durch die Freisetzung von Giftstoffen, die Aktivierung des Immunsystems, von Botenstoffen und dadurch eine Erhöhung der Körpertemperatur verursachen. Die sich addierenden Auswirkungen auf das gesamte Tier können den sich entwickelnden Embryo schädigen und (oder) eine Rückbildung des Gelbkörpers und einen frühen Embryonenverlust verursachen.
Welche Rolle der Gelbkörper bei der Fruchtbarkeit der Kuh spielt, lesen Sie hier.
Stoffwechsel- und Hormonungleichgewicht durch unzureichende Nährstoffaufnahme
Eine Hochleistungskuh in der Frühlaktation produziert sehr viel Milch. Die Milchproduktion stellt eine Art Stress dar. Als Reaktion auf den Stress durchläuft die Kuh eine Homöorese, ein Begriff, der ursprünglich definiert wurde als "die orchestrierte oder koordinierte Kontrolle des Stoffwechsels von Körpergeweben, die zur Aufrechterhaltung eines physiologischen Zustands erforderlich ist".
Die mit dem Produktionsstress verbundene Belastung wird durch Veränderungen der zirkulierenden Hormone und Metaboliten erklärt. Bei einigen Kühen kommt es zu größeren hormonellen und metabolischen Veränderungen, die zu Krankheiten führen können (z. B. Ketose). Dieser Zustand in der frühen Laktation beeinträchtigt die Fähigkeit der Kuh, trächtig zu werden. Kühe, die aufgrund von Krankheiten oder Unterfütterung schlecht fressen, machen ähnliche metabolische Veränderungen durch.
LH entscheidend für die Wiederaufnahme des normalen Brunstzyklus
Das luteinisierende Hormon (LH) ist ein entscheidendes Hormon für die Wiederaufnahme des normalen Brunstzyklus bei Kühen nach der Geburt. Eine höhere Frequenz der LH-Impulse führt zur fortschreitenden Reifung der Follikel und zur Einleitung des Zyklus. Reife Follikel scheiden Östradiol aus, wodurch über eine Hormonkaskade eine LH-Spitze für den Eisprung und die Bildung des Gelbkörpers bewirkt wird. Stress kann die Fortpflanzung beeinträchtigen, indem er die pulsierende Freisetzung von LH verlangsamt, die Östradiol-Ausschüttung der Follikel verringert oder die LH-Spitze blockiert.
Mehr zum Zusammenspiel der Hormone in der Kuh erfahren Sie hier.
Eine Vielzahl von Metaboliten und Stoffwechselsignalen kann auf der Ebene des Hypothalamus (Teil des Gehirns) wirken und die GnRH- und LH-Pulse beeinflussen. Glukose steuert die Insulinsekretion im gesamten Tier. Die wichtigsten Wirkungen von Insulin auf die Fruchtbarkeit werden beobachtet, wenn das Hormon zusammen mit den Gonadotropinen (stimulierendes Hormon (FSH) oder LH) wirkt. Es besteht ein positiver Zusammenhang zwischen den zirkulierenden Konzentrationen von Insulin und dem Intervall bis zum ersten postpartalen Eisprung.
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Fazit
Schon ein geringer Anstieg der mütterlichen Körpertemperatur wirkt sich direkt auf die Trächtigkeitsrate oder den Verlauf der Trächtigkeit bei Rindern aus.
- Der Anstieg der mütterlichen Körpertemperatur wirkt sich direkt auf die Entwicklung des Embryos aus
- Die Auswirkungen von Hitzestress auf den Darm verringern die Funktion der Darmbarriere, wodurch Giftstoffe in den Blutkreislauf gelangen
- Giftstoffe können die Produktivität der Tiere und die Trächtigkeit negativ beeinflussen
- Bei unzureichender Glukosezufuhr und unvollständiger Oxidation von Fettsäuren kann eine Ketose auftreten
- Stress und Belastungen wirken sich sowohl auf die Trächtigkeit direkt, als auch auf die Wahrscheinlichkeit einer Trächtigkeit aus.
Welche allgemeinen Stressfaktoren die Fruchtbarkeit der Kuh beeinflussen können lesen Sie in diesem Beitrag.
Dieser Text stammt von Ronald Rongen, Tierarzt und Vertreter der Low Stress Stockmanship Methode. Mehr Infos unter www.stockmanship.eu