Haben Sie schonmal was von Gelbkörpern bei Kühen gehört? - Nein?
Nicht schlimm – in diesem Artikel erfahren Sie, was es damit auf sich hat:
- Bedeutung von Gelbkörpern in Bezug auf Trächtigkeiten
- Was mache ich, wenn meine Kuh keinen Gelbkörper hat?
- Wie viel sollte ich in den Brunstzyklus meiner Kühe tatsächlich eingreifen?
- Wie ein gezieltes Progesteron-Protokoll helfen kann
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Was ein Gelbkörper mit der Trächtigkeit von Kühen zu tun hat
Kühe erzielen hohe Milchleistungen häufig zulasten ihres Hormonhaushaltes: dies können eine undeutliche Brunst, geringe Erstbesamungsraten und frühe Trächtigkeitsabbrüche zur Folge haben.1,2,3 Eine hohe Milchleistung verursacht einen höheren Leberblutfluss und somit werden in der Leber mehr Hormone abgebaut.
Die Progesteronproduktion steht dabei in direktem Zusammenhang mit der Größe des Gelbkörpers. Denn Progesteron wird im Gelbkörper produziert. Der Gelbkörper entwickelt sich aus einem Follikel am Eierstock und sorgt im Falle einer erfolgreichen Besamung zur Aufrechterhaltung der Trächtigkeit.
Je kleiner der Gelbkörper, desto weniger Progesteron wird produziert. Dennoch kann es grundsätzlich aber auch kleine Gelbkörper geben, die ausreichend Progestern freisetzen.
Ein Progesteronmangel vor der künstlichen Besamung führt zu schlechterer Qualität der Eizellen und somit zu geringeren Trächtigkeitsraten.4
Mehr zum Hormon Progesteron erfahren Sie in diesem Artikel.
Was mache ich, wenn meine Kuh keinen Gelbkörper hat?
Ein häufiges Problem bei erfolglos besamten Kühen: Bis zu 30 % der nicht tragenden Kühe weisen am 32. Tag nach der KB keinen Gelbkörper auf – es wird also kein Progesteron produziert.
5 Es sollte also zunächst einmal eine Diagnose vom Hoftierarzt gestellt werden. Ab dem 32. Tag nach der künstlichen Besamung kann per Ultraschall bei Nicht-Trächtigkeit überprüft werden, ob ein Gelbkörper vorhanden ist.
Bei einer Gelbkörpergröße von kleiner als 10 mm sprechen wir von einem nicht vorhandenen Gelbkörper oder einem Gelbkörper, der zu wenig Progesteron freisetzt
Wie wir eben gelesen haben, stehen Progesteron und Gelbkörperqualität in Abhängigkeit zueinander. Ein Progesteronmangel vor der künstlichen Besamung kann durch eine Progesteronsupplementation umgangen werden. Kühe ohne vorhandenen Gelbkörper haben durch eine Progesteron-Unterstützung und einem speziellen Progesteron-Protokoll eine gesteigerte Erfolgschance im folgenden Zyklus tragend zu werden.
Wie viel sollte ich in den Brunstzyklus meiner Kuh tatsächlich eingreifen?
Generell muss jeder für sich, seinen Betrieb und in Absprache mit dem Hoftierarzt selbst entscheiden, ob und wie viele Hormone in seinem Bestand zum Einsatz kommen sollen.
Auch ohne ein bekanntes Gelbkörperproblem werden vielerorts bereits Hormone zur Steigerung der Trächtigkeitsraten eingesetzt. So sind Prostaglandine häufig im Einsatz, um einen vorhandenen Gelbkörper aufzulösen, sodass die Färse oder Kuh einige Tage nach der Behandlung in Brunst kommt. Mit GnRH werden Kühe bereits „angespritzt“, wenn keine oder nur kleine Follikel vorhanden sind. Hierbei sollte die Kuh bis spätestens nach 14 Tagen der Behandlung in Brunst kommen.
Progestern wird sehr häufig als Bestandteil von Fruchtbarkeitsprotokollen eingesetzt, sodass eine Kuh innerhalb von 10 Tagen nach Protokollbeginn besamt werden kann.
Nach der Untersuchung des Reproduktionstraktes eines Rindes kann der Hoftierarzt entscheiden, welches Hormon zur Behandlung des Tieres geeignet ist.
Wie ein gezieltes Progesteron-Protokoll helfen kann
Mit einem speziellen Progesteron-Protokoll wurden in einer Studie 46 % Trächtigkeitsraten bei erfolglos besamten Kühen ohne Gelbkörper erzielt.
Dieses lief wie folgt ab:
- Tag 0: Es erfolgte eine GnRH-Injektion und das vaginale Wirkstofffreisetzungssystem mit Progesteron wurde für 7 Tage eingesetzt.
- Tag 7: Entfernen des Progesteron-Systems plus Injektion eines Prostaglandins (PGF).
- Tag 8: 24 Stunden danach erfolgte eine zweite PGF-Gabe.
- Tag 9,3: Nach 32 Stunden wurde eine zweite GnRH Gabe durchgeführt.
- Tag 10: Weitere 16 Stunden nach der zweiten GnRH Spritze erfolgte die terminorientierte künstliche Besamung.
Die Ergebnisse sprechen für sich - im Vergleich zu einem normalen Ovsynch bei nicht tragenden Kühen ohne Gelbkörper werden mit dem modifizierten Verfahren bis zu 22 % höhere Trächtigkeitsraten (46 % zu 24 %) erzielt.
Hier ist also eine Möglichkeit gegeben, bereits „abgesagten“ Kühen eine zweite Chance zu geben. Wir möchten darauf hinweisen, dass nur eine genaue Einhaltung der Protokollzeiten auch die erhöhte Trächtigsrate erzielen kann.
Um mehr zu den Ursachen von Progesteronmangel und den Studienergebnissen zu erfahren, laden Sie sich gerne unseren
Flyer zum „Progesternmangel beim Rind“ herunter.
Gute Fruchtbarkeit ist der Schlüssel für erfolgreiche Betriebe
Die Reproduktion des Rindes ist ein komplexes Thema, und es gibt viele Faktoren, die den Trächtigkeitserfolg beeinflussen können. Eine gute Diagnostik und ein ganzheitliches Management sind ausschlaggebend für die Fruchtbarkeit Ihres Betriebes.
Egal ob Sie nun viel oder wenig Hormoneinsatz in Ihrem Betrieb haben – jetzt wissen Sie:
Der therapeutische Einsatz von Hormonen kann die Fruchtbarkeit der einzelnen Kühe verbessern! Das Hormon Progesteron ist ein großer Bestandteil in dem komplexen Fortpflanzungsprozess. Mit der Behandlung von „Problemkühen“ und daraus entstehenden Trächtigkeiten können Sie einen Beitrag für längere Nutzungsdauern und verbesserte Wirtschaftlichkeit in Ihrem Betrieb leisten.
Quellen:
1 ADR, Rinderproduktion in Deutschland 2016, Ausgabe 2017, Tabelle 4.14 Abgangsgründe, S.55
2 Wijma, M, M.M. Perez, M. Masello, M.L. Stangaferro und J.O. Giordano (2018): A resynchronization of ovulation program based on ovarian structures present at non pregnanacy diagnosis reduced time to pregnancy in lactating dairy cows. J. Dairy Sci. 101(2):1697-1707. doi: 10.3168/jds.2017-13489
3 Wiltbank, M.C, A.H. Souza, P.D. Carvalho, R.W. Bender und A.B. Nascimento (2011): Improving fertility to timed artificial insemination by manipulation of circulating progesterone concentrations in lactating dairy cattle. Reprd. Fertil. Dev. 24(1):238-241. doi: 10.1071/RD11913
4 Inskeep, E.K. (2004): Preovulatory, postovulatory, and postmaternal recognition effects of concentrations of progesterone on embryonic survival in the cow. J. Anim. Sci. 82(E. Suppl.): E24-E39
5 Denicol, A.C., G. Lopes Jr., L.G.D. Mendonca, F.A. Rivera, F. Guagnini, R.V. Perez, J.R. Lima, R.G.S. Bruno, J.E.P. Santos und R.C. Chebel (2012): Low progesterone concentration during the development of the first follicular wave reduces pregnancy per insemination of lactating dairy cows. J. Dairy Sci. 95(4):1794-1806. doi: 10.3168/jds.2011-4650