
- Q-Fieber
Q-Fieber in landwirtschaftlichen Betrieben mit Nutztierhaltung ist weit verbreitet. So haben epidemiologische Untersuchungen ergeben, dass in Deutschland etwa jeder 2. Betrieb von der Infektion durch das Bakterium Coxiella burnetii betroffen ist.1 Der Erreger ist sehr widerstandsfähig und hoch ansteckend – schon 1 bis 10 Bakterien können eine Infektion verursachen und die Auswirkungen der Erkrankung sind vielseitig: Neben der direkten gesundheitlichen Beeinträchtigung der Tiere – betroffen sind vor allem Rinder, Ziegen, Schafe und Vögel – sind dies auch wirtschaftliche Folgen. Es entstehen zusätzliche Kosten und gleichzeitig ist zum Beispiel die Milchleistung der Tiere geringer.2
Darüber hinaus ist Q-Fieber auch auf den Menschen übertragbar.1,3 In vielen Fällen ist der Krankheitsverlauf harmlos, doch es sind auch schwerere Fälle bekannt und insbesondere Schwangere sind gefährdet. Das Q-Fieber ist also nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Ziel sollte es sein, die Tiergesundheit und damit gleichzeitig die Leistung zu verbessern und auch das Risiko für die Erkrankung von Tier zu Menschen zu verringern. Um den Infektionsdruck zu senken hat sich die Impfung als geeignetes Mittel herausgestellt, die für Rinder, Schafe und Ziegen verfügbar ist.
Im landwirtschaftlichen Betrieb ist Q-Fieber niemals als Einzelfall bei nur einem Tier zu betrachten, sondern die Infektion ist stets ganzheitlich auf die gesamte Herde zu beziehen. Die extreme Widerstandsfähigkeit, große Ansteckungsfähigkeit, eine hohe Zahl der ausgeschiedenen Erreger und die leichte Weiterverbreitung des Bakteriums über Staub und Wind machen es im Prinzip unmöglich, die Infektion individuell zu behandeln.
Dennoch ist die Bekämpfung von Coxiella burnetii auf jeden Fall zu empfehlen. Werden keine Maßnahmen ergriffen, kann es zu einer chronischen Herdeninfektion kommen. In diesem Fall werden Tiere zu Dauerausscheidern4 – was oft unentdeckt bleibt – und die Infektion verweilt langfristig in der Herde, beeinträchtigt die Herdengesundheit, verursacht Folgeerkrankungen durch geschwächte Immunsysteme und reduziert letztendlich auch die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit.
Insbesondere vor dem Hintergrund der oben erwähnten Herdengesundheit sollte man sich darüber einig sein, dem hartnäckigen Bakterium Coxiella burnetii nicht das Feld zu überlassen.
Die Frage ist jedoch, wie es bekämpft werden kann. Als bakterieller Erreger ist grundsätzlich der Einsatz von Antibiotika möglich – was bei einer Infektion beim Menschen in aller Regel auch der erfolgreiche Therapieansatz ist. In der Nutztierhaltung ist dies bei Q-Fieber jedoch nicht sinnvoll, denn Antibiotika wie Oxytetrazyklin führen nicht zu einer ausreichenden Reduktion der Erregerausscheidung, wie vielfach nachgewiesen wurde5,6. Die Tiere bleiben infektiös und die starke Verbreitung des Erregers würde immer wieder zu erneuten Infektionen führen und auch das Risiko der Übertragung auf den Menschen würde nicht verringert werden.
Lesen Sie hier mehr über Q-Fieber bei Menschen.
Antibiotika sind bei Q-Fieber in der Nutztierhaltung also keine Lösung – als nachweislich erfolgreich hat sich dagegen die Impfung der Herden erwiesen.
Wenn Antibiotika für die gesamte Herde keine Lösung ist – wie wirkt dann die Q-Fieber-Impfung im Nutztierbestand? Zunächst muss klar sein, dass bereits infizierte Tiere durch die Impfung nicht geheilt werden können. Durch die Impfung wird aber das Risiko der Neuansteckung effektiv verringert. Das bedeutet, durch den Impfstoff wird der Kreislauf von Infektion, Ausscheidung der Erreger und Neuinfektion anderer, bisher gesunder Tiere unterbrochen.
Ist dieser Infektionskreislauf gestoppt oder zumindest stark reduziert und verlangsamt, nehmen langfristig auch die spezifischen Folgen der Erkrankung in ihrer Häufigkeit ab. Es kommt also zu weniger Aborten und anderen Krankheitssymptomen, während sich gleichzeitig über die bessere individuelle Gesundheit der einzelnen Tiere auch die Herdengesundheit insgesamt verbessert.
Auf lange Sicht scheiden so immer mehr infizierte Tiere und Dauerausscheider aus dem gesamten Bestand aus, während die nachkommenden Tiere durch die Immunisierung geschützt sind.
Wurden Coxiellen nachgewiesen, ist daher in aller Regel eine komplette Bestandsimpfung7 sinnvoll und auch der Impfzeitraum sollte auf mindestens 3 Jahre angelegt sein.
Wurden bei Ihren Nutztieren Q-Fieber-Erreger nachgewiesen, besteht auf jeden Fall Handlungsbedarf – insbesondere aus dreierlei Gründen: Die Gesundheit Ihrer Tiere ist dauerhaft beeinträchtigt, die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Tiere und Ihres Betriebs verringert sich und es besteht ein erhöhtes Risiko, dass die Erkrankung auch auf Sie persönlich und Menschen in Ihrem betrieblichen Umfeld übertragen wird.
Die Impfung Ihres Tierbestands gegen Q-Fieber ist daher heute eine sinnvolle Möglichkeit diese drei Risiken effektiv zu verringern – für die Gesundheit Ihrer Herde, für die Leistungsfähigkeit Ihres Betriebs und für die Gesundheit der Menschen im Umfeld.
Weitere Informationen finden Sie auch in unserem Hauptartikel zum Thema Q-Fieber!
Quellen:
1 Hilbert, A. (2015): Coxiella burnetii - Epidemiologische Untersuchungen zum Vorkommen und zur Verbreitung in Schaf- und Rinderbeständen in Deutschland. Berlin, Freie Universität, veterinarmed. Fak., Diss.
2 Agerholm, J.S. (2013): Coxiella burnetii associated reproductive disorders in domestic animals - a critical review. Acta Vet Scand 55:13.
3 Bundesinstitut für Risikobewertung (2003): Q-Fieber: Übertragung des Erregers Coxiella (C.) burnetii in Tierbeständen und durch Lebensmittel auf den Menschen.
4 Böttcher, J., Frangoulidis, D., Schumacher, M., Janowetz, B., Gangl, A., Alex, M. (2013): The impact of Q fever-phase-specific milk serology for the diagnosis of puerperal and chronic milk shedding of C. burnetii in dairy cows. Berl Münch Tierärztl. Wochenschrift 126:427-435.
5 Astobiza I, Barandika JF, Juste RA, Hurtado A, García-Pérez AL. Evaluation of the efficacy of oxytetracycline treatment followed by vaccination against Q fever in a highly infected sheep flock. Vet J Lond Engl 1997. 2013;196(1):81-85. doi:10.1016/j.tvjl.2012.07.028
6. de Cremoux R, Gache K, Rousset E, et al. A pilot program for clinical Q fever surveillance as a first step for a standardized differential diagnosis of abortions: Organizational lessons applied to goats farms. Small Rumin Res. 2018;163:60-64. doi:10.1016/j.smallrumres.2017.09.008
7 Böttcher, J., Dautzenberg, F., Deckinger, E., Alex, M., Sigl, G., Janowetz, B. (2018): Q-Fieber: Ein langfristiges Impfkonzept erfordert einen vernünftigen Kompromiss. Tierärztliche Umschau 73
8 Arricau-Bouvery, N., Rodolakis, A. (2005): Is Q fever an emerging or reemerging zoonosis? Vet Res 36, 327-349.
9 Lehner, S., Lohan, K., Dieckhoff, H-J., Gerdes, U. (2017): Erfahrungen von Tierhaltern in niedersächsischen Milchkuhbetrieben mit der Impfung gegen Q-Fieber. Tierärztliche Praxis Ausgabe G 45:141-149.