Milchkühe am Fressgitter

GnRH bei Kühen: Funktion und Einsatz im Fruchtbarkeitsmanagement

Gast Autor Ceva Rind

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29.04.2020

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4 Min. Lesezeit

Hormone steuern den Brunstzyklus und sind somit unabdingbar für die Fruchtbarkeit der Kuh. Durch die optimale Konzentration der entscheidenden Hormone zur richtigen Zeit am richtigen Ort im Körper der Kuh werden Follikelentwicklung, Brunstsymptome, Eisprung, Gelbkörperbildung oder auch Vorbereitung der Gebärmutter für die befruchtete Eizelle erst möglich.

Eines dieser wichtigen Hormone ist GnRH – das sogenannte Gonadotropin-Releasing-Hormon. In diesem Beitrag möchten wir Ihnen kurz aufzeigen, welche Bedeutung GnRH für die Fruchtbarkeit der Kuh hat und welche Möglichkeiten es gibt, GnRH bei der Kuh therapeutisch einzusetzen, um die Fruchtbarkeit der Kühe in Ihrem landwirtschaftlichen Betrieb zu verbessern.

  • GnRH ist bei Kühen ein entscheidendes Hormon für die Fruchtbarkeit
  • Als auslösendes Hormon sorgt GnRH für die Freisetzung weiterer Sexualhormone
  • Fruchtbarkeitsmanagement: GnRH ist wesentlicher Bestandteil der Ovsynch bei Kühen

GnRH bei der Kuh: Was ist das für ein Hormon?

GnRH steht als Abkürzung für das Gonadotropin-Releasing-Hormon, es wird auch Gonadoliberin genannt. Das GnRH wird bei der Kuh im Zwischenhirn (Hypothalamus) gebildet und ist mit entscheidend für den Ablauf des Brunstzyklus der Kuh. Als biochemischer Botenstoff hat auch GnRH wie alle Hormone die Aufgabe, Signale an bestimmte Zellen oder Organe zu übermitteln, um dort Wirkungen auszulösen. Das Gonadotropin-Releasing-Hormon steht dabei am Anfang einer sogenannten hormonellen Achse, durch die mehrere Hormone nacheinander aktiviert werden: In diesem Fall setzt GnRH in der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) zunächst Gonadotropine frei, die dann ihrerseits die Bildung von weiteren Hormonen in den Geschlechtsorganen anregen.

Welche Funktion übernimmt GnRH bei der Kuh genau?

Die Bezeichnung von GnRH als „Releasing-Hormon“ deutet auf die Funktion des Hormons hin, denn übersetzt bedeutet „Releasing“ hier „Freisetzung“: Das vom Zwischenhirn abgegebenen GnRH gelangt über die Blutbahn zur Hirnanhangdrüse (Hypophyse) und bewirkt dort die Freisetzung von Gonadotropinen. Bei diesen Sexualhormonen handelt es sich um das follikelstimulierende Hormon (FSH) und das luteinisierende Hormon (LH). Beide sind wichtig für die Entwicklung des Eibläschens (Follikels) und die Ausbildung des Gelbkörpers (Corpus luteum).

GnRH ist damit entscheidend für den „Startschuss“ im Brunszyklus der Kuh, damit es durch die weiteren freigesetzten Hormone überhaupt zur Ausbildung einer für den Eisprung bereiten Eizelle und Vorbereitung des Organismus für eine Trächtigkeit kommt.

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Fruchtbarkeitsmanagement: Ovsynch der Kühe durch GnRH

Die Ovulationssynchronisation – kurz: Ovsynch – erlaubt es im Rahmen des Fruchtbarkeitsmanagements, die Ovulation der Kühe zu steuern und die Tiere terminiert zu besamen, da die Ovulationen in einem eng begrenzten Zeitraum stattfinden.

GnRH ist bei der Ovsynch ein entscheidender Bestandteil und wird zuerst verabreicht, um je nach Zyklusstand die Follikelwachstumswellen zu synchronisieren. Nach 7 Tagen wird dann zunächst das Hormon Prostaglandin F2 alpha (PGF2a) verabreicht, um Gelbkörper wieder abzubauen und einen neuen Brunstzyklus zu ermöglichen. 2 Tage darauf erfolgt eine zweite Gabe von GnRH, um jetzt bei allen Tieren die Ausschüttung des LH anzuregen. Nach etwa 24 bis 32 Stunden sollte es dann bei allen Tieren weitestgehend synchron zum Eisprung (Ovulation) kommen und eine terminierte Besamung möglich sein.

GnRH bei hochleistenden Milchkühen

Insbesondere bei hochleistenden Milchkühen kann es zu einer verlängerten Dauer von der Brunst bis zur Ovulation kommen. Eine Studie1,2,3 hat gezeigt, dass 10 % der hochleistenden Kühe den Eisprung verzögert zwischen 35 bis 50 Stunden nach der Brunst hatten. Weitere 17 % hatten eine leicht verzögerte Ovulation nach etwa 31 bis 35 Stunden.

Das Problem bei beiden Gruppen, die zusammen mehr als ein Viertel der Kühe ausmachten: Der Erfolg der künstlichen Besamung wird vermindert, da die Lebensspanne der Spermien limitiert ist. Weiterhin zeigten die betroffenen Tiere nach der künstlichen Besamung auch eine niedrigere Progesteronkonzentration, was zum Problem für die Aufrechterhaltung der Trächtigkeit werden kann.

In einem Feldversuch4 wurden hochleistende Milchkühe zum Zeitpunkt der Besamung mit GnRH behandelt. Dies führte zu einer Erhöhung der Trächtigkeitsrate von 20,6 auf 30,8 % im Vergleich zur Kontrollgruppe, also eine Steigerung um etwa 50 %.

GnRH bei Kühen als Teil des gesamten Brunstzyklus betrachten

Fazit: Die hormonellen Zusammenhänge im Brunstzyklus der Kuh sind sehr komplex. GnRH spielt dabei eine ganz wesentliche Rolle, doch stets muss das gesamte Zusammenspiel der Hormone und weiteren Fruchtbarkeitsfaktoren betrachtet werden. Sprechen Sie daher bei geplanten hormonellen Maßnahmen im Rahmen des Fruchtbarkeitsmanagement unbedingt mit Ihrem Hoftierarzt.

Lesen Sie gerne auch unseren Hauptartikel zur Fruchtbarkeit bei Kühen sowie den Überblick zu den Fruchtbarkeitshormonen der Kuh. Auch den Einsatz von Progesteron bei Kühen erläutern wir in einem weiteren Beitrag.


Quellen:

1 Bloch, A. et al., Endocrine alterations associated with extended time interval between estrus and ovulation in high-yield dairy cows. Journal of Dairy Science, 2006. 89(12): p. 4694-4702.

2 Hernández-Cerón, J., L. Zarco, and V. Lima-Tamayo. Incidence of delayed ovulation in Holstein heifers and its effects on fertility and early luteal function. Theriogenology, 1993. 40(5): p. 1073-1081.

3 Walker, W.L., R.L. Nebel, and M.L. McGilliard. Time of ovulation relative to mounting activity in dairy cattle. Journal of Dairy Science, 1996. 79(9): p. 1555-1561.

4 Lopez-Gatius, F. et al, The effects of GnRH treatment at the time of AI and 12 days later on reproductive performance of high producing dairy cows during the warm season in north-eastern Spain). Theriogenology, 2006. 65: p. 820-830.

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