Kuh hängt über Gitter an Weide

Stress - Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit der Kuh

Gast Autor Ceva Rind

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31.01.2023

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3 Min. Lesezeit

Stress beeinträchtigt die Produktivität und Fruchtbarkeit von Rindern. Er verursacht Belastungen, wobei die einzelnen Tiere unterschiedlich stark reagieren. Das Ausmaß der Belastung bestimmt die Auswirkungen des Stresses auf die Fruchtbarkeit.

Zu den typischen Stressfaktoren bei Rindern gehören:

  • Umwelt Einflüsse
  • Krankheiten
  • Produktionsstress
  • Ernährung (z.B. bei einer Futterumstellung)
  • Psychologischer Stress.

Die Auswirkungen von Stress auf das Fortpflanzungssystem werden durch die Körpertemperatur (Hitzestress), Energiestoffwechselprodukte und Stoffwechselhormone (Produktions- und Ernährungsstress) beeinflusst. Die Belastung, die als Reaktion auf Stress auftritt, wirkt sich auf die Gesundheit der Gebärmutter, die Qualität der Eizellen, die Eierstockfunktion und die Entwicklungsfähigkeit der Embryonen aus. Kühe, die als Reaktion auf einen bestimmten Stressfaktor weniger empfindlich sind, sind fruchtbarer.

Wie der Hypothalamus und die Hypophyse im Brunstzyklus zusammenwirken lesen Sie hier.

Hitze und Luftfeuchtigkeit

Umwelteinflüsse zum Beispiel durch Hitze und Luftfeuchtigkeit (Hitzestress) sind sowohl bei Rindern als auch bei Milchkühen üblich, aber die mit Hitzestress verbundene Belastung (erhöhte Körpertemperatur) ist bei Milchkühen größer. Laktierende Milchkühe reagieren besonders empfindlich auf Hitzestress, da die metabolische Wärmeproduktion mit einer hohen Milchproduktion einhergeht. Hitzestress und eine höhere Milchproduktion haben also einen additiven negativen Effekt auf den Trächtigkeitsverlauf bei Milchkühen. Die Auswirkungen von Umweltstress auf laktierende Kühe lassen sich zum Teil durch eine verringerte Futteraufnahme erklären. Aber es gibt auch Aspekte der Stoffwechselreaktion, die ausschließlich auf Hitzestress zurückzuführen sind.

Mehr zum Thema Hitzestress erfahren Sie hier.

Milchkuh mit glänzendem Fell auf Wiese

Infektionskrankheiten und Verletzungen

Krankheiten und Verletzungen sind Belastungen, die sich auf die Produktion und das Ergebnis der Trächtigkeit auswirken können. Stress durch Infektionskrankheiten ist besonders bei Kühen in der Nachgeburtsphase häufig. Zu den häufigen Krankheiten, die Milchkühe nach der Geburt betreffen, gehören Stoffwechselerkrankungen (Ketose und Fettleber), periparturale Störungen (Schwergeburt und Plazenta-Rückstände) und Gebärmuttererkrankungen (Metritis und Endometritis). Dystokie, d.h. schwierige Geburten, macht die Tiere anfällig für Nachgeburtsverhaltungen und eine Gebärmutterentzündung (Metritis), die beide schmerzhaft sind und mit einer verringerten Futteraufnahme einhergehen.

Mehr zu Gebärmutterentzündungen lesen Sie hier. 

Eine verringerte Futteraufnahme kann zu metabolischen und hormonellen Veränderungen und einem damit verbundenen Gewichtsverlust (Belastung) führen, der sich auf den Ausgang der Trächtigkeit auswirken kann. Ebenso können sich Rinder aufgrund einer schlechten Ausstattung des Betriebes verletzen (z. B. Sprunggelenksverletzungen und andere Schürfwunden in Freilaufställen). Eine korrekte Stall- und Boxengestaltung (einschließlich Bodenbelag) kann Verletzungen und damit verbundene Belastungen bei laktierenden Milchkühen verringern.

Hohe Milchproduktion

Die hohe Milchproduktion führt zu einer Veränderung der zirkulierenden Hormone und Metaboliten, was eine Belastung für das Tier darstellt. Die Belastung beeinträchtigt die normale Funktion des Zusammenspiels der Fruchtbarkeitshormone, was zu einer Dysfunktion der Eierstöcke führt. Der physiologische Stress, der durch die hohe Milchproduktion verursacht wird, wirkt sich auch auf das Immunsystem aus und führt zu einer Fehlfunktion des Immunsystems und zu Krankheiten.

Kuhherde dicht gedrängt

Unterernährung

Unterfütterung kann durch kurz- oder langfristige Futtermittelknappheit entstehen. Kühe, die unterfüttert werden, sind gestresst und unterliegen einer metabolischen Anpassung an den Stress: Es gibt Ähnlichkeiten in Bezug auf die hormonellen und metabolischen Veränderungen, die bei Kühen mit hoher Milchleistung und bei unterernährten Kühen auftreten, aber es gibt auch Unterschiede. Ein wichtiger biologischer Unterschied besteht darin, dass Kühe, die unterfüttert werden, Nährstoffe aus dem Gewebe mobilisieren, um zu überleben. Hochleistende Kühe, die voll gefüttert werden, durchlaufen dagegen einen genetisch programmierten homöostatischen Prozess, um eine hohe Milchproduktion zu unterstützen. Andere ernährungsbedingte Belastungen wie eine Überfütterung mit Proteinen oder eine Unterfütterung mit Mineralien, können sich auf den Ausgang der Trächtigkeit auswirken.

Fazit:

  • Stress beeinträchtigt die Produktivität und Fruchtbarkeit von Rindern. Oft handelt es sich um ein komplexes Zusammenwirken zwischen genetischen Elementen und Managementfaktoren.
  • Die durch Stress verursachte körperliche Belastung der Kuh hat Auswirkung auf ihren Gesundheitszustand, die Wirkung ihres Fortpflanzungssystems und die Entwicklungsfähigkeit ihrer Embryonen.
  • Tiere mit weniger Stressempfindlichkeit sind fruchtbarer.
  • Umweltbedingte Stressfaktoren (zum Beispiel Hitzestress) treten sowohl bei Rindern als auch bei Milchkühen auf. Dabei ist die mit Hitzestress verbundene Belastung (erhöhte Körpertemperatur) bei Milchkühen größer.
  • Hitzestress und höhere Milchproduktion wirken sich bei Milchkühen additiv negativ auf den Trächtigkeitsverlauf aus.
  • Die hohe Milchproduktion führt zu einer Veränderung der zirkulierenden Hormone und Metaboliten, was eine Belastung für das Tier darstellt.
  • Stress bei Kühen aufgrund von Infektionskrankheiten tritt besonders häufig in der Nachgeburtsphase auf.
  • Kühe, die unterfüttert werden, sind gestresst und unterliegen einer metabolischen Anpassung an diesen Stress.
  • Ernährungsbedingte Belastungen wie eine Überfütterung mit Proteinen oder eine Unterfütterung mit Mineralien, können sich ebenfalls auf den Ausgang der Trächtigkeit auswirken.

Dieser Text stammt von Ronald Rongen, Tierarzt und Vertreter der Low Stress Stockmanship Methode. Mehr Infos unter www.stockmanship.eu

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