In diesem Beitrag möchten wir Ihnen die wichtigsten Fruchtbarkeitshormone der Kuh sowie ihre Funktionen in einem kurzen Überblick vorstellen. Der Hintergrund ist klar: Der Brunstzyklus der Kuh wird ganz entscheidend durch verschiedene spezifische Hormone gesteuert – und damit haben diese eine unmittelbare Auswirkung auf die Fruchtbarkeit der einzelnen Tiere. Dies wiederum schlägt sich in Konzeptionsrate, Trächtigkeitsindex und anderen Parametern nieder und wirkt sich direkt auf den wirtschaftlichen Erfolg Ihres Betriebs aus.
Nur wenn man die hormonellen Abläufe und Zusammenhänge zumindest im Wesentlichen kennt, kann man im eigenen landwirtschaftlichen Betrieb in Zusammenarbeit mit dem Tierarzt die richtigen Schlüsse für mögliche Hormonbehandlungen ziehen. In der Regel werden Hormone vor allem speziell zur Behandlung von Erkrankungen der Gebärmutter oder Eierstöcken sowie allgemein zum Fruchtbarkeitsmanagement eingesetzt.
Was sind eigentlich Hormone?
Bei Hormonen handelt es sich chemisch um niedermolekulare Verbindungen, also relativ kleine Moleküle. Sie werden von Drüsen im Körper gebildet und wirken als biochemischer Botenstoff zwischen den Drüsen und Zielorganen oder Zellen, in denen dann eine Wirkung oder Regulation ausgelöst wird. Häufig kommt es zu sogenannten „hormonellen Achsen“, bei denen ein Hormon die Bildung eines weiteren und dies wiederum die Produktion eines dritten Hormons initiiert.
Auch die Fruchtbarkeit bei der Kuh wird durch solch eine hormonelle Achse bestimmt: Im Zwischenhirn (Hypothalamus) gebildetes Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH) wirkt auf die Hirnanhangdrüse (Hypophyse), die Gonadotropinen (Follikelstimulierendes Hormon und Luteinisierendes Hormon) freisetzt, welche wiederum in den Geschlechtsorganen die Bildung von weiteren Hormonen veranlassen.
Die wichtigsten Fruchtbarkeitshormone der Kuh im Überblick:
Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH)
Das Gonadotropin-Releasing-Hormon, kurz GnRH oder auch Gonadoliberin genannt, wird im Gehirn der Kuh im Zwischenhirn (Hypothalamus) gebildet. „Releasing“ bedeutet übersetzt „Freisetzung“, was die Funktion des Hormons beschreibt: Wenn GnRH vom Zwischenhirn abgegeben wird und über die Blutbahn zur Hirnanhangdrüse (Hypophyse) gelangt, bewirkt es dort die Freisetzung von Gonadotropinen (follikelstimulierendes Hormon und luteinisierendes Hormon). Mehr über den Einsatz von GnRH bei Kühen lesen Sie in einem unserer weiteren Beträge.
Follikelstimulierendes Hormon (FSH)
Das follikelstimulierende Hormon FSH, auch Follitropin, ist ein Sexualhormon (Gonadotropin) und wird in der Hirnanhangdrüse gebildet, wenn die Produktion dort durch GnRH ausgelöst wird. Durch das FSH werden das Wachstum und die Reifung der Follikel (Eibläschen) im Eierstock stimuliert.
Luteinisierendes Hormon (LH)
Das luteinisierende Hormon (LH), auch Lutropin, ist ebenso wie das FSH ein in der Hirnanhangdrüse gebildetes Hormon. Auch die Produktion des LH wird durch das GnRH ausgelöst. Das LH wiederum wirkt im Eierstock auf die Follikel. Durch das LH wird die endgültige Ausreifung des Follikels ermöglicht und bei hoher Konzentration im Blut („LH-Peak“) der Eisprung (Ovulation) ausgelöst. Im Anschluss an den Eisprung bewirkt das LH die Bildung des Gelbkörpers (lateinisch: Corpus luteum, C. l.).
Östrogene
Östrogene oder Follikelhormone werden vor allem in den Eierstöcken bzw. in den Zellstrukturen der Eibläschen (Follikel) gebildet, in welchen die neuen Eizellen heranwachsen. Die Östrogene gehören zu den wichtigsten Sexualhormonen, da sie insbesondere für die Auslösung der Brunstsymptome verantwortlich sind.
Progesteron
Während mit dem Eisprung die Eizelle aus dem reifen Follikel (Eibläschen) und aus dem Eierstock in den Eileiter wandert, bildet sich aus den restlichen Zellen des Follikels im Eierstock der Gelbkörper. Dieser Gelbköper bildet jetzt das Hormon Progesteron. Das Progesteron ist für den Schutz der Trächtigkeit verantwortlich und bereitet die Schleimhaut der Gebärmutter auf die Einnistung einer befruchteten Eizelle vor. Gleichzeitig unterdrückt Progesteron jetzt die Produktion von GnRH und folglich auch von FSH und LH, damit es nicht zu einer neuen Brunst kommt.
Mehr über den Einsatz von Progesteron bei Kühen lesen Sie hier.
Prostaglandin
Prostaglandin (PG), insbesondere Prostaglandin F2 alpha, ist ein Hormon, das in der Gebärmutterschleimhaut gebildet wird. Es wird jedoch nur produziert, falls es nicht zu der Einnistung einer befruchteten Eizelle in der Gebärmutterschleimhaut gekommen ist. In diesem Fall liegt also keine Trächtigkeit vor und das Prostaglandin bewirkt daher die Auflösung des Gelbkörpers, die sogenannte Luteolyse. So wird kein Progesteron zur Aufrechterhaltung einer Trächtigkeit mehr gebildet. Der Progesteron-Spiegel fällt somit ab, wodurch wiederum die Freisetzung von GnRH ermöglicht wird, so dass ein neuer Brunstzyklus einsetzen kann.
Der Brunstzyklus der Kuh als Hormonzyklus
Das folgende Schaubild zeigt noch einmal im Überblick, wie die verschiedenen oben beschriebenen Fruchtbarkeitshormone der Kuh im Brunstzyklus zusammenwirken.
In unserem Hauptartikel lesen Sie mehr zum Thema Fruchtbarkeit bei Kühen und in einem weiteren Beitrag auch mehr darüber, welche Faktoren die Fruchtbarkeit der Kuh beeinflussen.