Homöopathie genießt seit Jahrzehnten bei vielen Menschen Vertrauen als eine Form der alternativen und ergänzenden Behandlung zu konventionellen Methoden. Auch in der landwirtschaftlichen Tierhaltung von Rindern, Kühen und Kälbern spielt die homöopathische Behandlung heute eine zunehmende Rolle und wird bei akuten oder chronischen Erkrankungen eingesetzt.
Ob Homöopathische Mittel eine Wirkung haben? Der eine sagt klar „Nein!“ der andere schwört darauf. Fakt ist, dass es keine wissenschaftlich belegte Wirkung von homöopathischen Arzneimitteln gibt. Es wurden vereinzelt positive Effekte in Studien nachgewiesen, jedoch nicht in dem überwiegenden Teil der Studien. Manche Studien zeigen sogar, dass die Mittel im schlimmsten Fall schaden können.
Betrachten wir die Homöopathie für Rinder etwas genauer: Welche Chancen bieten sich? Welches sind die Nachteile und was sollte bei der Anwendung unbedingt beachtet werden?
- Homöopathie bei Rindern Ergänzung zur klassischen Medizin
- Chancen der Homöopathie in der individuellen Einzeltierbehandlung
- Risiken beim Einsatz von homöopathischen Mitteln und warum Sie immer den Tierarzt hinzuziehen sollten
Wie wirkt Homöopathie bei Rindern?
Der grundlegende Ansatz der Homöopathie ist es, Leiden durch Mittel zu behandeln, die ein ähnliches Leiden hervorrufen (griechisch: „homoios“ = ähnlich; „pathos“ = Leiden). So soll der Körper durch sehr stark verdünnte Dosierungen zur Bekämpfung der Erkrankung aktiviert und der Heilungsprozess angeregt werden.
Ausgangspunkt für die Behandlung auch bei den Rindern, Kühen und Kälbern ist dabei die genaueste Beobachtung der Symptome, die bei einer Erkrankung sichtbar werden. Die Definition der Symptome ist dann die Basis für die Wahl der entsprechenden homöopathischen Arznei. Doch insgesamt geht es um einen ganzheitlichen Ansatz, weshalb bei der Wahl und Anwendung der homöopathischen Arzneien neben den Symptomen auch der gesamte körperliche und allgemeine Zustand des Tieres ganz individuell betrachtet werden muss.
Ziehen Sie daher auch bei homöopathischer Behandlung Ihrer Kühe immer einen Tierarzt hinzu, der über die nötige Erfahrung und das Fachwissen um die Verabreichung der geeigneten Arzneien verfügt.
Chancen der Homöopathie bei Rindern, Kühen und Kälbern
Die homöopathische Behandlung im Kuhstall bietet in der modernen Landwirtschaft einige Chancen:
- Ganzheitliche und natürliche Therapie
Ziel ist es, den Gesundheitszustand der Tiere insgesamt zu verbessen. Dabei ist die homöopathische Behandlung für die Kühe grundsätzlich frei von Nebenwirkungen.
- Keine Rückstände, keine Wartezeiten
Durch homöopathische Behandlungen entstehen keinerlei Rückstände in der Milch oder im Fleisch, so dass bei der Milch- und Fleischerzeugung keine Wartezeiten entstehen.
- Behandlung durch Landwirt
Homöopathische Therapien sind relativ einfach anzuwenden und mit entsprechender Erfahrung auch vom Landwirt selbst durchführbar. Dennoch sollte stets der Rat eines Tierarztes eingeholt, und keinesfalls wahllos Mittel ausprobiert werden – dann kann es auch schnell teuer werden.
Kombinierbar mit klassischer Behandlung
Homöopathie und konventionelle Therapie schließen sich nicht aus. Im Gegenteil, sie können sich in der Wirkung ergänzen und die Heilungschancen erhöhen. Zum Beispiel bei Operationen, schweren Infektionen oder chronischen Erkrankungen liegt der Anspruch der Homöopathie eher in einer unterstützenden Funktion. Hier kann die Homöopathie eine Ergänzung der schulmedizinischen Behandlung sein.
Homöopathie bei Rindern: Risiken und worauf man unbedingt achten sollte
Das größte Risiko besteht darin, dass es keine wissenschaftlichen Beweise für die Wirkung von homöopathischen Behandlungen gibt. Wer es dennoch versuchen möchte, sollte auf folgendes achten:
- Komplette Bestandsbehandlung ist nicht sinnvoll. Homöopathie beruht auf der Einzeltierbehandlung. Eine prophylaktische Anwendung oder ein Einsatz in der Nachsorge breit gestreut im gesamten Bestand ist keine korrekte Anwendung.
- Auf den gesamten Bestand betrachtet kann die Einzeltierbehandlung teilweise zu einem hohen Zeitaufwand führen, um bei jedem Tier die individuelle Diagnose festzustellen und die passenden Homöopathika auszuwählen.
- Toxische Wirkung beachten: In nur schwach verdünnten homöopathischen Arzneien („Niedrigpotenzen“, z. B. 1:10 bei sogenannten D-Potenzen) können die Grundstoffe eine toxische Wirkung entfalten. Theoretisch sind auch bei stark verdünnten Arzneien toxische Reaktionen möglich.
- Geschwächtes oder geschädigtes Immunsystem: Bei ganz offensichtlich akut erkrankten Tieren kann das Immunsystem schon so stark geschwächt sein, dass es durch homöopathische Mittel nicht mehr ausreichend aktiviert werden kann. Unser Rat: Ziehen Sie auf jedem Fall den Tierarzt hinzu.
- Spezielle Verletzungen wie zum Beispiel Knochenbrüche, Bänder- und Sehnenrisse, klaffende Wunden oder Verletzungen von inneren Organen können nicht homöopathisch behandelt werden.
- Bei einigen Krankheitsbildern wie z.B. Kälbergrippe ist schnelles Handeln gefragt, da innerhalb kürzester Zeit irreversible Schäden an der Lunge entstehen können. Zwar können homöopathische Mittel Abhilfe schaffen, jedoch brauchen sie in der Regel deutlich länger, bis sie anschlagen. Zu diesem Zeitpunkt kann es dann möglicherweise schon gravierende Folgen für das weitere Leben sowie den wirtschaftlichen Ertrag der Kuh geben.
Unser Fazit: Wägen Sie die Chancen und Risiken ab und beraten Sie sich mit Ihrem Hoftierarzt, wenn Sie auf natürliche Heilungsverfahren zurückgreifen möchten.
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