Die Weidehaltung ist für Wiederkäuer sicherlich das beste Haltungsverfahren. Sie ermöglicht eine artgerechte Futteraufnahme und bietet Tieren die Möglichkeit, ihr natürliches Verhalten auszuleben.
Doch so tiergerecht die Weidehaltung ist, sie erhöht das Risiko, sich mit Parasiten zu infizieren und zu erkranken. Der Wurmbefall stellt jedoch nicht nur ein großes gesundheitliches Problem dar, sondern kann – auch schon bei geringem Befall – erhebliche wirtschaftliche Verluste verursachen. Wirksame und nachhaltige Strategien zur Bekämpfung von Parasiten sind daher für Weidebetriebe, speziell für Mutterkuhbetriebe, besonders wichtig.
Jungtiere besonders gefährdet
Die Rundwürmer des Magen-Darmtraktes sind gemeinsam mit den Lungenwürmern und Leberegeln die wichtigsten parasitisch lebenden Würmer bei Rindern in der Weidehaltung. Zu den schädlichsten und zugleich häufigsten zählen die erstgenannten Magen-Darm-Rundwürmer (Magen-Darm-Strongyliden = MDS), deren infektiöse Larven die Tiere vor allem in der zweiten Hälfte der Weideperiode infizieren. Die sehr widerstandsfähigen Larven, die je nach Witterung mehrere Monate auf der Weide überdauern und dort auch überwintern können, werden durch das Weidegras aufgenommen und schädigen die Schleimhäute im Darm. Ab Juli bzw. August können die Weiden so stark mit MDS-Eiern kontaminiert sein, dass die Symptome einer parasitären Gastroenteritis – also Durchfall, Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit, struppiges Fell – auftreten können.
Die parasitäre Gastroenteritis, kurz PGE, ist eine der bedeutendsten gastrointestinalen Erkrankungen der Wiederkäuer. Diese führt selten zu Todesfällen, ist jedoch immer mit einer deutlichen Leistungsminderung verbunden. Jungtiere sind im ersten Jahr in Weidehaltung aufgrund mangelnder Immunität besonders gefährdet. Doch auch bei älteren Rindern kann der Befall mit diesen Parasiten zu schlechteren Milchleistungen und Fruchtbarkeitsstörungen führen.
Refugia-Strategie – davon profitieren Ihre Tiere und Sie
Der Befall mit Parasiten kann nicht nur die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Tiere wesentlich beeinträchtigen, sondern führt auch zu wirtschaftlichen Verlusten. Da Resistenzen gegen die zur Parasitenbekämpfung zur Verfügung stehenden Mittel – die sogenannten Antiparasitika – zunehmen und die Behandlung dadurch immer schwieriger wird, müssen Sie sich immer neuen Herausforderungen stellen und neue Lösungsansätze finden.
Mit der Refugia-Strategie als selektive Behandlungstechnik können Sie der Resistenzbildung entgegenwirken. Das Prinzip ist simpel: Bei diesem Ansatz wird nicht die ganze Herde entwurmt, sondern nur Tiere, die eine Behandlung benötigen – Stichwort selektive Behandlung. Mit dieser Strategie kann die Entstehung von Resistenzen verlangsamt oder gar verhindert werden und die Arzneimittel bleiben länger wirksam. Es stehen heutzutage Anti-Parasitika zur Injektion zur Verfügung (teilweise auch ohne Wartezeit auf Milch). Injektionspräparate erlauben einen sehr präzisen Einsatz und tragen ebenso einen Beitrag dazu, Resistenzbildung zu vermeiden. Sprechen Sie zur Auswahl eines geeigneten Arzneimittels mit Ihrem Hoftierarzt.
Mehr zur Refugia-Strategie und zu den Vorteilen gegenüber der klassischen Behandlung der ganzen Herde erfahren Sie hier.
In unserer Arbeitsanleitung erfahren Sie zudem mehr zur Anwendung und Umsetzung der Refugia-Strategie.