Verschiedene Wurmarten gefährden Gesundheit und Produktivität von Rindern, Schafen und Ziegen mit Weidegang. Aber auch Tiere in ganzjähriger Stallhaltung sind vor einem Parasiteneintrag nicht vollständig gefeit.
Kennst du das auch? Du hast deine Tiere doch vorbildlich gegen Parasiten entwurmt und trotzdem sinkt die Milchleistung, das Haarkleid wird stumpf und struppig, es treten vermehrt Durchfälle und starke Gewichtsabnahmen auf. Jedes einzelne Tier wurde mit einem Pour-on behandelt. Warum scheinen die Tiere trotzdem an Würmern & Co. zu leiden?
Worum es geht: Refugia-Strategie – nachhaltig wurmresistent handeln
Die klassische Massentherapie – auch einmal regelmäßig die ganze Herde z.B. mit einem Pour-on zu entwurmen – birgt ein großes Risiko: Sie beseitigt nicht nur Parasiten, sondern schafft ein «Selektionsfenster». Die empfindlichen Würmer sterben, nur resistente Überlebende verbleiben und vermehren sich. Das Resultat? Die Mittel wirken bald nicht mehr.
Die bislang zur Parasitenbekämpfung zur Verfügung stehenden Mittel, die sogenannten Antiparasitika, verlieren durch Resistenzen zunehmend an Wirksamkeit. Ein sorgsamer, gezielter Umgang mit Antiparasitika gewinnt dadurch immer mehr an Bedeutung und insbesondere ein strategisches Weidemanagement wird immer wichtiger, um diese Arzneimittel als Therapeutikum auch weiterhin mit ihrer ganzen Wirkung zur Verfügung zu haben. Als Grundgedanke möchten wir Ihnen deshalb hier die Refugia-Strategie vorstellen, die auch das Hauptthema des Strategiepapieres ist, das in Zusammenarbeit zwischen der Milchpraxis und Ceva Tiergesundheit entstanden ist.
Hier geht’s zu den Strategien gegen den Parasitendruck.
Das Ziel der Refugia-Strategie ist es, dass auf den Weiden eine ausreichende große Population von Antiparasitika-sensiblen Würmern lebt und damit die Entstehung von Resistenzen gegen Antiparasitika zumindest verlangsamt wird. Aus diesem Grund sollten nur die behandlungswürdigen Tiere mit einem Antiparasitikum behandelt werden - Stichwort selektive Behandlung.
Als Auswahlkriterium, welches Tier behandlungswürdig ist, dienen:
- Kotprobenergebnisse
- Alter
- Laktationsstadium
- Milchleistung
- BCS
Beim Arzneimitteleinsatz sollten aber auch Informationen der Weidenutzung, der Vegetationsentwicklung und der Larvenentwicklung mit bedacht werden.
Wie es genau geht, erfährst du hier: Manchmal ist einfach der Wurm drin...
Kommen nur einige Tiere mit einem Antiparasitikum in Kontakt, befinden sich generell auch weniger resistente Würmer auf der Weide. Die Parasiten der nicht-behandelten Tiere bleiben weiterhin sensibel. Die sensiblen Würmer kreuzen sich mit den resistenten Würmern und verdünnen die Parasitenpopulation.
Mit dieser Strategie kann die Entstehung von Resistenzen verlangsamt werden und die Arzneimittel bleiben länger wirksam. Diese Strategie hat auch wichtige ökologische und ökonomisch positive Effekte.
Essenziell ist die richtige Auswahl der behandlungswürdigen Tiere und des richtigen Zeitpunkts der Anwendung. Diese Entscheidungen sollten Sie auf jeden Fall gemeinsam mit Ihrem Hoftierarzt treffen.
Sehr gute Hinweise zur Auswahl von behandlungswürdigen Tiergruppen und zur Beweidung gibt Ihnen die Webseite www.weide-parasiten.de.
Mehr zum Parasitenbefall bei Schafen und Ziegen lesen Sie hier.
Text von Dr. Kristin Resch
Dieses Strategiepapier ist in Zusammenarbeit mit www.milchpraxis.com entstanden.