In den letzten Jahren ist das sogenannte Q-Fieber immer wieder in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt. Dahinter steckt eine Infektionserkrankung, die durch das kleine und äußerst ansteckende Bakterium Coxiella burnetii verursacht wird. Infizieren sich Rinder mit Coxiella burnetii, besteht die Gefahr einer schnellen Ausbreitung auf die ganze Herde.
Mit einer Q-Fieber-Infektion sind zahlreiche klinische Symptome verbunden, die manchmal akut sind, wie z. B. Aborte, aber oft auch schleichend verlaufen, wie z. B. Gebärmutterinfektionen (puerperale Metritis und Endometritis), Nachgeburtsverhalten oder ganz allgemein Fruchtbarkeitsstörungen.
Es liegt auf der Hand, dass all diese Erkrankungen zu Leistungseinbußen in der Herde führen, was sich auf die Rentabilität auswirkt. In zahlreichen Studien, auf die wir in diesem Artikel näher eingehen werden, wurden die Auswirkungen einer Infektion mit Coxiella burnetii anhand von klinischen Symptomen und durch Extrapolation auch die wirtschaftlichen Folgen der Krankheit ermittelt.
Erhöhtes Risiko für Aborte
Mehrere Studien haben gezeigt, dass bei Q-Fieber-positiven Kühen die Wahrscheinlichkeit eines Aborts 2- bis 2,5-mal höher ist. Wenn wir also eine Herde von 200 Milchkühen betrachten und die durchschnittliche Abortrate von 2 % als Referenz nehmen, gäbe es in einer nicht infizierten Herde vier Aborte pro Jahr. Bei einer Herde, in der nur 50 % der Kühe infiziert sind (Q-Fieber positiv), wären es sechs oder sieben Aborte pro Jahr, d. h. zwei bis drei mehr als in einer nicht infizierten Herde.
Die Kosten für einen Abort bei einer Milchkuh werden auf circa 400 Euro (für einen frühen Abort) bis 1.000 Euro (für einen späten Abort) geschätzt. Geht man von einem Durchschnittswert von 700 Euro aus, so betragen die wirtschaftlichen Auswirkungen von Coxiella burnetii für Aborte 1.400 Euro in einer Herde von 200 Kühen.
Frühe Trächtigkeitsverluste und andere Fruchtbarkeitsstörungen
Jüngsten Daten zufolge ist die Embryonensterblichkeit bei infizierten Kühen viermal höher als bei gesunden Kühen.
Die wirtschaftlichen Auswirkungen dieses Reproduktionsproblems und von Fruchtbarkeitsstörungen im Allgemeinen lassen sich jedoch leichter berechnen, wenn man die Güstzeit (leere Tage) betrachtet. Eine 2011 von López-Gatius in Spanien durchgeführte Studie kam zu dem Ergebnis, dass Kühe, die nicht gegen Q-Fieber geimpft waren, ein um 14 Tage längeres Intervall zwischen Abkalbung und Trächtigkeit hatten. Auch die Erstbesamungsrate war bei ungeimpften Kühen fast elf Prozentpunkte niedriger (30,1 % gegenüber 40,9 %).
Ausgehend von durchschnittlichen Tageskosten von fünf Euro kostet eine infizierte Kuh den Betrieb also 70 Euro pro Jahr. Bei einem Betrieb mit 200 Milchkühen, in dem die Hälfte der Tiere infiziert ist, belaufen sich die jährlichen Verluste auf 7.000 Euro.
Nachgeburtsverhalten und Gebärmutterinfektionen
Bei einer Infektion der Herde mit Coxiella burnetii können auch Behandlungen von Einzeltieren nötig sein und damit verbundene Kosten anfallen. Hier hat sich gezeigt, dass infizierte Kühe ein 1,52-mal höheres Risiko für Nachgeburtsverhalten haben als nicht-infizierte Kühe. Für unsere bereits erwähnte Herde mit 200 Kühen, von denen die Hälfte infiziert ist, bedeutet dies: zwei zusätzliche Fälle von Nachgeburtsverhalten pro Jahr und damit einhergehende Behandlungskosten.
Was die puerperale Metritis und die Endometritis (Gebärmutterentzündungen) betrifft, so hat eine in Italien durchgeführte Studie gezeigt, dass das Risiko des Auftretens dieser Krankheiten in infizierten Herden um das 2,5-fache erhöht ist. Ausgehend von einer durchschnittlichen Prävalenz (Anteil an Tieren, die betroffen sind) von Gebärmutterentzündungen von 15 % in nicht infizierten Milchviehbetrieben würde daher in einer infizierten Herde von 200 Kühen die jährliche Inzidenz von Gebärmutterentzündungen von 30 auf 75 Erkrankungen ansteigen. Das bedeutet, dass jedes Jahr zusätzlich 45 Kühe gegen diese Krankheit behandelt werden müssten.
Auch Fälle von Mastitis durch Coxiella burnetii sind bekannt
Zu dieser Krankheit liegen nur wenige Daten vor, obwohl bekannt ist, dass die Bakterien im Euter vorhanden sind. Allerdings wies Dr. John Barlow im Jahr 2008 nach, dass subklinische Euterentzündungen bei Kühen, die die Bakterien in der Milch ausscheiden, um 5 % häufiger vorkommen als bei Kühen, die die Bakterien nicht ausscheiden.
Außerdem hat sich gezeigt, dass das Q-Fieber bei Ziegen zu einem Rückgang der Milchleistung um 17 % führt. Bislang wurde aber noch nicht wissenschaftlich untersucht, ob dies auch für Kühe gilt.
Wie hoch sind die Kosten einer Q-Fieber-Infektion?
Ein Forschungsteam der Nationalen Veterinäruniversität von Toulouse hat ein Simulationsmodell erstellt, in dem Daten über die wirtschaftlichen Verluste und zusätzlichen Behandlungen im Zusammenhang mit einer Q-Fieber-Infektion in einer Herde zusammengefasst wurden. Dieses ergab, dass die Kosten der Krankheit in einer Herde von 200 Milchkühen 7.900 Euro pro Jahr betragen, wenn die Prävalenz niedrig ist (20 %), aber auf fast 20.000 Euro ansteigen (d. h. 100 Euro pro Kuh), wenn die Prävalenz hoch ist (50 %).
Neben den gesundheitlichen Folgen verursacht das Q-Fieber auch erhebliche wirtschaftliche Verluste in den betroffenen Betrieben. Seine Bekämpfung durch wirksame Biosicherheitsmaßnahmen und Impfungen kann die finanziellen Auswirkungen jedoch deutlich verringern. So zeigte ein ökonomisches Simulationsmodell, das auf dem World Buiatrics Congress im September 2022 in Madrid von dem Team der Nationalen Veterinäruniversität von Toulouse vorgestellt wurde, dass die Durchführung von Impfungen die Rentabilität von Herden innerhalb von drei Jahren um 3.000 bis 12.000 Euro pro 100 Kühe steigern kann.
In unserem Schwerpunkt zum Thema Q-Fieber erfahren Sie noch mehr über die Infektionskrankheit.