Infektionskrankheiten, bei denen der Erreger vom Tier auf den Menschen übergeht, nehmen weltweit zu. Zoonosen heißen diese Krankheiten in der Fachsprache.
Eine davon ist Q-Fieber , die durch das winzige Bakterium Coxiella burnetii ausgelöst wird und immer wieder zu kleineren Epidemien in ländlichen Gebieten oder Randlagen der Städte führt. Obwohl die Krankheit mit dem rätselhaften Namen so selten ist, dass viele sie gar nicht kennen, ist sie hochinfektiös. Seit 2001 gab es laut dem Robert-Koch-Institut zwischen 55 und 416 Erkrankungen pro Jahr in Deutschland. Das RKI geht jedoch von einer hohen Dunkelziffer aus.
Auch Langzeitfolgen sind möglich
Der Krankheitsverlauf von Q-Fieber kann beim Menschen sehr unterschiedlich sein – von der unbemerkten Infektion bis hin zu schweren chronischen Erkrankungen. In den meisten Fällen gehen mit einer Infektion grippeähnliche Symptome wie etwa Fieber, Kopfschmerzen und Müdigkeit einher. Einige Menschen können jedoch eine schwerwiegende Form der Krankheit entwickeln, die als chronisches Erschöpfungssyndrom oder auch als chronisches Müdigkeitssyndrom (Chronic Fatigue Syndrome, kurz CFS) bezeichnet wird.
Dieses ist eine komplexe und schwer zu diagnostizierende Erkrankung, die durch anhaltende Müdigkeit, Muskel- und Gelenkschmerzen, Schlafstörungen und Konzentrationsstörungen gekennzeichnet ist und die Leistungsfähigkeit und Lebensqualität der Betroffenen oft jahrelang erheblich beeinträchtigt.
Mediziner und Forscher tappen noch im Dunkeln
Die genaue Entstehungsweise der Erkrankung ist noch unbekannt, aber es wird vermutet, dass eine Kombination aus genetischen, immunologischen und umweltbedingten Faktoren zur Entstehung der Krankheit beitragen kann. Einige Studien haben gezeigt, dass Q-Fieber das chronische Erschöpfungssyndrom (CFS) auslösen kann. Eine Studie, die in Australien durchgeführt wurde, zeigte, dass bis zu 20 % der Patienten, die an Q-Fieber erkrankten, später an CFS litten (Hickie, I. et al. 2006). Ein ähnliches Ergebnis wurde in den Niederlanden ermittelt, wo bis zu 10 % der Patienten, die sich mit Q-Fieber infiziert haben, später ein chronisches Erschöpfungssyndrom entwickelten (Morroy et al. 2011).
Generell lässt sich sagen: Q-Fieber ist eine potenziell schwerwiegende Krankheit, die zu einer Vielzahl von Komplikationen führen kann, einschließlich des chronischen Müdigkeitssyndroms.
Chronisches Erschöpfungssyndrom: Symptome, Ursachen und Risikofaktoren
1. Symptome
Die Symptome des chronischen Erschöpfungssyndroms nach einer Q-Fieber-Infektion ähneln denen anderer chronischer Müdigkeitserkrankungen:
- Erschöpfung
- Muskelschmerzen
- Gelenkschmerzen
- Kopfschmerzen
- Schlafstörungen
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Gedächtnisprobleme
Diese Symptome, die sich bereits nach geringer körperlicher oder geistiger Anstrengung verschlechtern, können Wochen, Monate oder sogar erst Jahre nach einer Q-Fieber-Infektion auftreten.
2. Ursachen
Die genauen Ursachen für das Entstehen dieses Syndroms sind bislang nicht abschließend geklärt. Es wird jedoch angenommen, dass eine Überreaktion des Immunsystems auf das Bakterium Coxiella burnetii, das Q-Fieber auslöst, eine anhaltende Entzündung verursacht, die zu chronischer Müdigkeit führen kann.
3. Risikofaktoren
Es wird davon ausgegangen, dass mehrere Faktoren bei der Entstehung eines chronischen Erschöpfungssyndroms infrage kommen. Diese Faktoren umfassen:
- Schwere der Infektion: Personen, die eine schwerere Q-Fieber-Infektion erleiden, haben ein höheres Risiko für die Entwicklung eines chronischen Müdigkeitssyndroms.
- Geschlecht: Frauen im Alter von 30 bis 40 Jahren sind überdurchschnittlich häufig von langanhaltender, chronischer Erschöpfung nach einer Infektion betroffen.
- Genetische Veranlagung: Bei Menschen mit einer bestimmten Variante eines Gens steigt das Risiko, an CFS nach einer Q-Fieber-Infektion zu erkranken (Hickie et al., 2014).
- Vorhandene Gesundheitszustände: Das chronische Erschöpfungssyndrom nach einer Q-Fieber-Infektion steht oft im Zusammenhang mit einer anderen Erkrankung (Brenu et al, 2014).
- Stress: Auch langanhaltender oder starker Stress erhöht die Wahrscheinlichkeit, an CFS zu erkranken (O'Dowd et al., 2006).
Chronisches Erschöpfungssyndrom – was tun?
Da die Ursachen immer noch unklar sind, gibt es bislang keine spezifische Behandlung für Menschen mit chronischem Erschöpfungssyndrom, das durch Q-Fieber verursacht wird. Die Behandlung konzentriert sich stattdessen darauf, die Symptome zu lindern. Zu den Maßnahmen, die helfen können, gehören Ruhepausen, regelmäßige Bewegung an der frischen Luft und eine ausgewogene Ernährung. Eine möglichst frühzeitige Diagnose und Behandlung von Q-Fieber können dazu beitragen, das Risiko für die Entwicklung eines chronischen Fatigue-Syndroms zu verringern.
Insgesamt ist es wichtig, sich bewusst zu sein, dass Q-Fieber eine ernste Erkrankung sein kann, die zu Komplikationen wie dem chronischen Erschöpfungssyndrom führen kann. Durch die Vermeidung von Kontakt mit infizierten Tieren und die Einhaltung von Schutz- und Hygienemaßnahmen können Menschen das Risiko für eine Infektion verringern. Stellen Sie Symptome von Q-Fieber oder chronischem Erschöpfungssyndrom fest, ist es wichtig, einen Arzt aufzusuchen, um eine möglichst frühzeitige und korrekte Diagnose zu erhalten.
Quellen:
1. Morroy, G., et al. Q Fever and Chronic Fatigue Syndrome. Journal of Clinical Microbiology, vol. 49, no. 4, 2011, pp. 1710-1714. https://jcm.asm.org/content/49/4/1710
2. Hickie, I., Davenport, T., Wakefield, D., Vollmer-Conna, U., Cameron, B., & Vernon, S. D. (2006). Post-infective and chronic fatigue syndromes precipitated by viral and non-viral pathogens: prospective cohort study. Bmj, 333(7568), 575-578.
3. Brenu, E. W., Hardcastle, S. L., Atkinson, G. M., van Driel, M. L., & Staines, D. R. (2014). Natural killer cells in patients with severe chronic fatigue syndrome. Autoimmunity highlights, 5(3), 57-67.
4. O'Dowd, A., Montgomery, E., & Coulter, J. (2006). Chronic fatigue syndrome following Q fever: a clinical and immunological comparison with patients not developing persistent fatigue after acute Q fever. QJM: An International Journal of Medicine, 99(11), 839-846.