Mann mit Fieber auf Couch

Grippeähnliche Symptome, aber kein Corona?

Sarah Vorbeck

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18.10.2022

·

3 Min. Lesezeit

Dann könnte es sich um eine Q-Fieber-Infektion handeln.
Im Interview mit Dr. Martin Behr, Tierarzt, erzählt er uns seine persönlichen Erfahrungen mit Q-Fieber.

Sie sind mit dieser Zoonose noch nicht vertraut? Dann lesen Sie gerne diesen Artikel zum Einstieg.

Beim Menschen manifestiert sich Q-Fieber typischerweise für wenige Tage in Form von akuten grippeähnlichen Symptomen. Mit welchen Symptomen war die Erkrankung bei Ihnen verbunden?

Wie bei den meisten anderen auch ging es mir nicht gut und ich wusste zu dem Zeitpunkt natürlich nicht, was die Ursache dafür war. Was alle wahrscheinlich interessiert: Ich hatte über mehrere Tage sehr sehr hohes Fieber. Ich war zu der Zeit als Tierarzt in England tätig und dort ist auch das Gesundheitssystem ein anderes. Nach mehrtägigem Fieber wurde ich mit Ibuprofen behandelt, was aber nicht geholfen hat. Obwohl es mir sonst gut ging, habe ich mich ins Krankenhaus einweisen lassen und wurde stationär aufgenommen. Inzwischen hatte sich dann auch meine Speiseröhre entzündet, sodass ich nichts mehr Essen konnte, Probleme bei der Flüssigkeitsaufnahme hatte und letztlich einen Gewichtsverlust von 10 Kg aufwies.

Wie wurde Q-Fieber bei Ihnen diagnostiziert? Zu welchem Zeitpunkt der Infektion wurde es festgestellt bzw. inwieweit war die Infektion schon fortgeschritten?

Also fortgeschritten insofern, als dass ich 10 Kilo verloren hatte und im Krankenhaus am Tropf hing. Ich konnte zu der Zeit gar nichts zu Q-Fieber sagen und die Ärzte sind da auch nicht wirklich draufgekommen, muss man sagen. Sie haben einfach symptomatisch behandelt und versucht, den Körper am Laufen zu halten bei hoher Körpertemperatur. Sie haben verschiedene Tests gemacht und irgendwann ergab eine Blutuntersuchung Antikörper von Coxiella burnetii, also dem Erreger von Q-Fieber. Die sichere Diagnose kam bei der Nachuntersuchung, ca. 4 Wochen nach Krankenhausentlassung durch eine zweite Blutuntersuchung.

Sind nach der akuten Erkrankung Langzeitfolgen aufgetreten?

Da ich ja selbst Tierarzt bin und inzwischen viel über Q-Fieber weiß würde ich eigentlich sagen: Nein. Wir wissen, dass 1-2 % der Infizierten chronische Entzündungen bekommen, das kann ich nicht bestätigen. Es steht immer wieder das Chronic-Fatigue-Syndrom im Raum, also ständige Müdigkeit. Das kann ich nur mit „vielleicht“ beantworten – wer ist nicht öfters müde, wenn er 2 Kinder hat und arbeitet? (lacht)
Gerade für die Tierarztgruppe, die sehr viel arbeitet, ist das schwierig zu sagen. Aber wenn ich eine Langzeitfolge nennen müsste, dann wäre es regelmäßige Müdigkeit.

Durch die unterschiedlichen Möglichkeiten von Infektionsquellen ist diese in einigen Fällen nicht immer eindeutig festzustellen. Wissen Sie, wo Sie sich mit dem Erreger infiziert haben?

Puh, das ist wirklich schwer zu sagen im Nachhinein. Zum einen – und deshalb hatte ich meine Zeit in England erwähnt – sind dort im Vergleich zu Deutschland sehr viele Tiere draußen auf der Weide, insbesondere Schafe, Ziegen und Rinder. Zum anderen sind diese Weiden frei begehbar, sodass viel direkter Kontakt mit den Tieren, aber auch indirekt über den Staub stattfindet. Durch meine tierärztliche Funktion dort habe ich zudem Kuh- und Schafställe besucht. Wahrscheinlich habe ich mich also bei kleinen oder großen Wiederkäuern infiziert.Frau mit Handschuh und Maske bei der Stallarbeit

Wissen Sie von weiteren Personen die sich auf die gleiche Weise wie sie infiziert haben?

Kann ich zum jetzigen Stand nur mit „Nein“ beantworten. Allerdings weiß ich auch, dass viele Leute im Humanbereich darüber nicht Bescheid wissen, und auch die humanmedizinischen Kollegen die Erkrankung sicherlich nicht ganz vorne auf Ihrer Agenda stehen haben.

Da auch eine Übertragung von Mensch zu Mensch nicht auszuschließen ist: Gab es in Ihrem Umfeld weitere Ansteckungsfälle?

Meine damalige Lebensgefährtin hat sich nicht infiziert und seitdem ist mir auch kein Fall bekannt geworden. Also Nein, in meinem Umfeld gab es keine Ansteckungsfälle.

Durch die trockenen, heißen Wetterbedingungen im Sommer kommt es in diesen Monaten zu vermehrten Ansteckungsfällen. In welchem Monat haben Sie sich mit dem Q-Fieber Erreger infiziert?

Ich weiß noch, dass es relativ warm war, wobei das in England so 25 Grad bedeutet. Also ich bin mir ziemlich sicher, dass es Sommer war.

Sie haben eingangs schon gesagt, wie bei Ihnen behandelt wurde. Können Sie unseren Zuhörern noch Tipps geben, wie sie sich schützen können?

Im Stall ist natürlich Hygiene wichtig und wir haben jetzt viel Maske getragen – die würden sicherlich auch helfen durch die Staubübertragung. Ansonsten Schutzkleidung, regelmäßiges Händewaschen und vor allen Dingen mit Freunden und Bekannten an die Erkrankung Q-Fieber denken. Wenn ich hohes Fieber habe, und das geht nicht weg oder es geht mir sonst nicht gut – einfach beim Arzt auch auf Q-Fieber untersuchen lassen. Das geht in den meisten Laboren und wir haben in Deutschland sogar ein Referenzlabor.

Wir danken Dr. Martin Behr für das Interview.

Alles rund ums Thema Q-Fieber erfahren Sie hier.

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