Kurz notiert:
- Metritis ist eine häufige, multifaktorielle Entzündung der Gebärmutter bei Kühen
- Coxiella burnetii, der Erreger des Q-Fiebers, kann als zusätzlicher Infektionserreger beteiligt sein und stellt aufgrund seines Zoonosepotenzials auch ein Risiko für Menschen dar
- Prävention durch regelmäßige Kontrolle, Hygiene, Impfprogramme und gezielte Diagnostik ist entscheidend, um Kühe gesund und leistungsfähig zu halten
Metritis beim Rind – Wenn die Gebärmutter zum Problem wird
Nach der Kalbung steht die Kuh unter erheblichem Stress: Beginn der Milchproduktion und massive Stoffwechselumstellungen fordern den Organismus heraus. Genau in dieser sensiblen Phase kann eine Erkrankung zuschlagen, die vielen Betrieben hohe wirtschaftliche Verluste bringt – die Gebärmutterentzündung (Metritis). Was genau ist eine Metritis, wie erkennt man sie – und welche Rolle spielt dabei das Bakterium Coxiella burnetii, der Erreger des Q-Fiebers?
Was ist eine Metritis?
Unter Metritis versteht man eine Entzündung der gesamten Gebärmutterwand – also nicht nur der Schleimhaut (Endometrium), sondern auch der tieferliegenden Muskelschichten (Myometrium). Die Erkrankung tritt typischerweise in den ersten 10-21 Tagen nach dem Kalben auf und unterscheidet sich damit von der späteren Endometritis, die häufig erst Wochen nach der Kalbung zu beobachten ist.
Typische Anzeichen einer Metritis sind:
- Stark riechender, braun-eitriger Ausfluss
- Fieber (über 39,5 °C)
- Reduzierte Futteraufnahme und Rückgang der Milchleistung
- Allgemeine Schwäche und matter Blick
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Wie häufig tritt Metritis auf und welche Folgen hat sie?
Die Häufigkeiten schwanken zwischen 14-30% (LeBlanc et al., 2023). In leistungsstarken Milchviehbetrieben kann die Häufigkeit sogar bis zu 40% betragen – vor allem bei Erstkalbinnen oder nach Zwillingsgeburten, wenn die Gebärmutter besonders stark belastet war. Endometritiden hingegen kommen sogar zwischen 37-74% in Betrieben vor (Gilbert et al. 2005). Angesichts dieser hohen Prävalenz wird deutlich: Metritis ist nicht nur ein häufiges Gesundheitsproblem, sondern auch ein bedeutender wirtschaftlicher Faktor für Milchviehbetriebe. Kühe mit Metritis kommen später wieder in Brunst, erzielen niedrigere Besamungserfolge und produzieren im ersten Monat nach der Kalbung teilweise bis zu vier Kilogramm weniger Milch pro Tag. Zudem steigt die Abgangsrate betroffener Tiere. (Barański et al., 2024; Carvalho et al. 2019)
Was hat Q-Fieber damit zu tun?
In den letzten Jahren wurde zunehmend diskutiert, ob das Bakterium Coxiella burnetii, der Erreger des Q-Fiebers, an der Entstehung von Gebärmutterentzündungen beteiligt ist.
Was man bisher weiß
Es existieren zahlreiche Hinweise, dass Q-Fieber Infektionen beim Rind mit einem erhöhten Risiko für Metritis, Endometritis und andere uterine Erkrankungen assoziiert sind. In mehreren Untersuchungen wurde Coxiella burnetii in Gebärmutterproben von Kühen mit Metritis gefunden – teils auch in Milchproben von Tieren mit reproduktiven Störungen (Gisbert et al., 2024). Besonders auffällig: Kühe mit Endometritis waren häufiger Coxiella-positiv, und in Herden mit Q-Fieber traten vermehrt Metritis und Fruchtbarkeitsprobleme auf (De Biase et al., 2018).
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Warum das wichtig ist
Q-Fieber ist eine Zoonose – das heißt, diese Erkrankung kann auch auf den Menschen übergehen. Besonders gefährdet sind Personen, die mit Geburtsmaterial oder Fruchtwasser in Kontakt kommen. Daher ist Hygiene im Abkalbebereich nicht nur für die Tiergesundheit, sondern auch für die Mitarbeitergesundheit wichtig!
Was tun bei Metritis und erhöhten Zellzahlen im Bestand?
Prävention und sorgfältige Überwachung sind entscheidend, um Metritis im Bestand zu reduzieren. Frisch gekalbte Kühe sollten regelmäßig kontrolliert werden – insbesondere hinsichtlich Temperatur, Ausfluss und Allgemeinbefinden. Treten gehäuft Metritisfälle auf, kann eine gezielte Untersuchung auf Coxiella burnetii sinnvoll sein, um mögliche Infektionsquellen zu identifizieren und gezielt zu handeln.
Des Weiteren tragen Impfprogramme gegen Q-Fieber dazu bei, die Durchseuchung im Bestand zu verringern, das Risiko für Metritis zu senken und gleichzeitig die Zoonosegefahr für Menschen zu minimieren. Darüber hinaus sind hygienische Abkalbebereiche und die sichere Entsorgung von Nachgeburten essenziell, um das Infektionsrisiko zu senken. Schutzmaßnahmen für das Personal sollten ebenfalls konsequent umgesetzt werden.
Take-Home Message: Metritis multifaktorielle Erkrankung. Coxiella burnetii kann dabei eine Rolle als zusätzlicher Infektionserreger spielen – und sollte wegen seines Zoonosepotenzials nicht unterschätzt werden.
Eine frühzeitige Überwachung, gezielte Diagnostik auf Coxiella burnetii, Impfungen und konsequente Hygiene sind entscheidend, um Kühe gesund und leistungsfähig zu halten.
Quellen:
1 De Biase, D., Costagliola, A., Del Piero, F., Di Palo, R., Coronati, D., Galiero, G., Uberti, B.D., Lucibelli, M.G., Fabbiano, A., Davoust, B., Raoult, D., Paciello, O. (2018). Coxiella burnetii in Infertile Dairy Cattle With Chronic Endometritis. Veterinary Pathology. 55(4),539-542.
2 Gilbert, R.O., Shin, S.T., Guard, C.L., Erb, H.N., Frajblat, M. (2005). Prevalence of endometritis and its effects on reproductive performance of dairy cows. Theriogenology. 64(9),1879-88.
3 Gisbert, P., Garcia-Ispierto, I., Quintela, L.A., Guatteo, R. (2024). Coxiella burnetii and Reproductive Disorders in Cattle: A Systematic Review. Animals. 14(9),1313.
4 LeBlanc, S. (2023). Review: Postpartum reproductive disease and fertility in dairy cows. Animal. 17(1), 100781.
5 Carvalho et al., „Long-term effects of postpartum clinical disease on milk…“ (Journal of Dairy Science, 2019)
6 Barański et al., „Fertility outcomes in cows with subclinical endometritis …“ (2024)