- Fruchtbarkeit beim Rind
Übersetz aus dem Englischen von Ana Sofia Santos (Leiterin Forschung und Innovation bei FeedInov CoLAB) vom Ceva Ruminant knowledge hub
Während ich diesen Artikel schreibe, fließen Klavierklänge aus meinen Kopfhörern. Klaviermusik hilft mir immer, mich zu konzentrieren … ich weiß nicht genau, warum. Die Wissenschaft ist sich über den Einfluss von Musik auf den Menschen im Klaren: „Musik verbessert die Konzentration, indem sie wichtige Bereiche des Gehirns wie den präfrontalen Kortex (Aufmerksamkeit), den Hippocampus (Gedächtnis) und den auditorischen Kortex (Schallverarbeitung) aktiviert. Außerdem löst sie die Ausschüttung von Dopamin aus, was die Motivation steigert.“ Forschungsergebnisse gehen sogar noch weiter und zeigen, dass verschiedene Musikarten unterschiedliche Auswirkungen haben: Klassische Musik verbessert die Konzentration, indem sie Stress reduziert und Alpha-Gehirnwellen fördert, was zu einer anhaltenden Aufmerksamkeit beiträgt.
Es besteht kein Zweifel an den positiven Auswirkungen von Musik auf den Menschen. Aber wie sieht es mit Tieren aus? Wenn Musik die Leistungsfähigkeit des Menschen verbessern kann, könnte sie dann auch das allgemeine Wohlbefinden von Milchkühen und die Milchproduktion steigern? Der gesunde Menschenverstand scheint auf die gleichen positiven Auswirkungen hinzuweisen, aber was sagt die Wissenschaft dazu? Das werden wir in diesem Artikel untersuchen. Wir empfehlen Ihnen, ihn mit klassischer oder Lo-Fi-Musik (Low Fidelity) im Hintergrund zu lesen.
Untersuchung des Rhythmus…Die ersten kontrollierten Studien zum Einfluss von Musik (oder Geräuschen) auf Tiere erschienen in den 1970er und 1990er Jahren. In einer der frühesten Studien fanden Forscher heraus, dass Hintergrundmusik die Stressreaktion von Kühen reduzierte und die Milchabgabegeschwindigkeit erhöhte. Diese frühen Studien verglichen häufig die Melkeffizienz und das Verhalten von Kühen, die Musik ausgesetzt waren, mit denen, die in Stille gehalten wurden. In den 2000er Jahren gewann dieses Thema mehr Aufmerksamkeit. Eine schnelle Suche in Google Scholar mit den Stichwörtern „Musik bei Kühen” liefert rund 303.000 Ergebnisse, davon 16.700 seit 2021.
Untersuchungen haben ergeben, dass Kühe, die Musik (meist klassische Musik) ausgesetzt sind, eine leichte Senkung der durchschnittlichen Herzfrequenz sowie eine deutliche Senkung der durchschnittlichen Atemfrequenz aufweisen. Studien zeigen, dass auditive Reize = Musik leicht in Innenstallhaltungssystemen für Kühe eingesetzt werden können, um den Kühen helfen, besser gesund und leistungsfähig zu bleiben. Musik unterstützt die Tiere dabei, mit Stress und körperlichen Herausforderungen besser umzugehen. Dadurch können sich Produktion, Fortpflanzung, Gesundheit und allgemeines Wohlbefinden der Kühe verbessern.
Dies ist kein anekdotisches Thema und definitiv nicht empirisch. Es wird durch immer mehr wissenschaftliche Erkenntnisse gestützt.
Musik wirkt auf Kühe über ihr zentrales Nervensystem, vor allem durch die Beeinflussung des autonomen Nervensystems und der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse (HPA). Langsame, rhythmische Musik wie klassische Musik kann die Aktivierung des sympathischen Nervensystems reduzieren, das für Stressreaktionen verantwortlich ist. Dies führt zu einer Verringerung von Cortisol, dem wichtigsten Stresshormon bei Säugetieren. Mehrere Studien haben dies direkt gemessen: Erasmus et al. (2023) fanden heraus, dass Kühe, die beruhigender Musik ausgesetzt waren, einen geringeren Gehalt an Glukokortikoid-Metaboliten im Kot aufwiesen, einem nicht-invasiven Stressmarker. Cao et al. (2025) zeigten, dass die Exposition gegenüber Raga-Musik den Cortisolspiegel signifikant senkte und die Immunfunktion verbesserte.
Ein niedrigerer Stresshormonspiegel trägt zur Aufrechterhaltung einer ausgeglichenen Homöostase bei, was sich positiv auf wichtige physiologische Funktionen bei Kühen auswirkt: Die Milchbildung wird durch Oxytocin reguliert, das durch Stress gehemmt wird. Beruhigende Musik fördert indirekt die Oxytocinausschüttung, indem sie die Cortisol-Interferenz minimiert. Die Immunantwort wird bei geringem Stress verbessert, was sich in einer erhöhten Leukozytenaktivität bei Kühen zeigt, die Musik ausgesetzt sind (Cao et al., 2025). Die Herzfrequenzvariabilität (HRV) und andere autonome Indikatoren stabilisieren sich ebenfalls in angereicherten Umgebungen.
3. Vorteile für das Verhalten
Musik beeinflusst das Verhalten von Kühen, was wiederum zur Verbesserung der Produktivität und des Wohlbefindens beiträgt.
Ruhigeres Verhalten: Studien wie Kenison (2016) und Lemes Lechuga et al. (2023) berichteten über geringere Schreckreaktionen und eine größere Gelassenheit beim Melken bei Kühen, die leiser Musik ausgesetzt waren.
Bessere Routinen: Kühe verbringen mehr Zeit mit Liegen, Fressen und Wiederkäuen, was alles Anzeichen für Komfort und positives Wohlbefinden sind.
Verbessertes Sozialverhalten: Es wurde eine geringere Aggressivität beobachtet, wenn Musik konsequent in die Stallumgebung integriert wurde (Pinkerton, 2022).
4. Erhöhte Milchproduktivität
Musik kann bei konsequenter und korrekter Anwendung die Milchleistung direkt steigern. Khalil & Abuzead (2007) stellten fest, dass langsame, beruhigende Musik die Milchleistung um etwa 3 % verbesserte, während schnelle oder unregelmäßige Musik keinen Nutzen oder sogar einen negativen Effekt hatte. Cao et al. (2025) beobachteten einen statistisch signifikanten Anstieg der Milchproduktion, wenn Kühe indischer klassischer Musik ausgesetzt waren, was mit einem besseren physiologischen Gleichgewicht in Verbindung gebracht wurde. Kenison (2016) stellte ebenfalls einen reibungsloseren und produktiveren Melkprozess bei Kühen fest, die an Hintergrundmusik gewöhnt waren.
Es wird angenommen, dass diese Vorteile auf eine erhöhte Entspannung während des Melkens, eine Verbesserung des Oxytocinflusses, eine Verringerung stressbedingter Störungen und die Bildung positiver Assoziationen mit der Umgebung zurückzuführen sind.
Musik ist ein sanfter, nicht aufdringlicher Hörreiz, der eine Umgebung angenehmer macht. Laut Mota-Rojas et al. (2024) trägt sensorische Bereicherung (einschließlich auditiver Reize) zu positiven affektiven Zuständen bei und reduziert Langeweile und Frustration bei in Gefangenschaft lebenden Tieren. In Kombination mit taktilen oder visuellen Reizen (z. B. sanftes Bürsten oder natürliches Licht) kann Musik das allgemeine Wohlbefinden des Tieres steigern (Lemes Lechuga et al., 2023).

Nicht jede Musik ist förderlich. Studien haben gezeigt, dass laute, schnelle oder unregelmäßige Musik (z. B. Rock oder Heavy Bass) den Stresspegel erhöhen kann. Uneinheitliche Musikeinwirkung kann Tiere verwirren oder erschrecken (Pinkerton, 2022).
Um positive Ergebnisse zu erzielen, sollte Musik daher langsam und harmonisch sein (z. B. klassische Musik, Wiegenlieder, sanfte Instrumentalmusik), mit moderater Lautstärke (unter 75 dB) abgespielt und regelmäßig während wichtiger Routinen wie Melken oder Ausruhen eingesetzt werden. Bei Youtube finden Sie unendliche viele Videos mit Einschlafmusik für Hunde. Warum sollte beruhigende Musik nicht auch bei Kühen wirken?
Die Vorstellung, dass Kühe positiv auf bestimmte Arten von Musik reagieren könnten, mag auf den ersten Blick überraschend erscheinen, wird jedoch zunehmend durch Forschungsergebnisse gestützt. Von klassischen Kompositionen bis hin zu traditionellen Melodien – die richtigen musikalischen Reize können Stress reduzieren, das Verhalten stabilisieren und sogar die Milchleistung von Milchkühen verbessern. Diese Effekte sind wahrscheinlich auf den Einfluss der Musik auf das autonome Nervensystem, den Hormonhaushalt und die emotionalen Zustände zurückzuführen.
Es sind jedoch weitere Studien erforderlich, um zu verstehen, wie Musik verschiedene Rassen, einzelne Kühe und unterschiedliche landwirtschaftliche Betriebe beeinflusst. Darüber hinaus kannst Du als Landwirt auch von einer ruhigeren Arbeitsumgebung profitieren, was sich wiederum positiv auf Deine Tiere auswirkt. Schalte also einfach mal beim Melken die Lautsprecher Deines Handys an und spiele klassische Musik. Du und Tiere werden davon profitieren.
Quellen:
1. Cao, Z., Ji, H., Wang, L., Li, C., & Hou, F. (2025). Effects of music and five elements theory on behavioral and physiological responses in Holstein cows. Frontiers in Veterinary Science, 12, 1623026. https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fvets.2025.1623026/full
2. Erasmus, L. M., Vosloo, R., & van Helden, P. D. (2023). The effect of auditory enrichment on faecal glucocorticoid metabolite levels in dairy cows. Domestic Animal Endocrinology, 86, 106853. https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0739724022000583
3. Kenison, L. (2016). The effects of classical music on dairy cows. Undergraduate Honors Thesis, Alfred University. https://aura.alfred.edu/bitstream/10829/7243/1/Kenison%2C%20Linda%202016.pdf
4. Khalil, A. M., & Abuzead, S. M. M. (2007). Effect of slow and fast music during milking on milk yield and behavior of dairy buffaloes. Assiut Veterinary Medical Journal, 53(112), 255–265. https://avmj.journals.ekb.eg/article_176575.html
5. Lemes Lechuga, K. K. dos S., Ruggieri, A. C., Ceballos, M. C., & Sant’Anna, A. C. (2023). Music and tactile stimulation improve behavioral indicators and milk yield in dairy cows. Animals, 13(23), 3671. https://www.mdpi.com/2076-2615/13/23/3671
6. Mota-Rojas, D., Guesalaga, L., Casas-Alvarado, A., Teixeira, D. L., & Orihuela, A. (2024). Sensory enrichment for farm animals: Auditory, visual, and tactile stimulation. Animals, 14(9), 1265. https://www.mdpi.com/2076-2615/14/9/1265
7. Pinkerton, M. (2022). The effects of genre-specific music on cow behavior and productivity. The Ohio State University, Undergraduate Research Thesis.
https://kb.osu.edu/bitstreams/8c7886ed-e038-4073-bfd2-4c23561adf2a/download