Nahaufnahme einer Spritze in der Hand eines Tierarztes, der gerade eine Kuh impfen will.

Warum Antibiotika bei Q-Fieber nichts bringen – und was wirklich hilft

Dr. Christina Hirsch

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25.09.2025

·

4 Min. Lesezeit

 Kurz-Zusammenfassung für Eilige: 

  • Q-Fieber wird durch das Bakterium Coxiella burnetii ausgelöst.
  • Betroffene Schafe, Rinder und Ziegen scheiden Unmengen Erreger bei Geburt oder Abort aus.
  • Antibiotika wie Tetrazykline können das nicht stoppen – sie senken weder die Anzahl der Ausscheider noch die Bakterienlast (Astobiza et al. 2012).
  • Studien zeigen: Nur eine konsequente Impfstrategie über mehrere Jahre kann die Erregerausscheidung nachhaltig reduzieren (Astobiza et al. 2012).
  • Für Landwirte heißt das: Antibiotika sparen, stattdessen auf Impfung, Hygiene und Seuchenmanagement setzen.

Was ist Q-Fieber – und warum betrifft es auch den Menschen?

 Q-Fieber ist eine ansteckende Krankheit, die Rinder, Schafe und Ziegen befällt. Verursacher ist das Bakterium Coxiella burnetii. Das Heimtückische: Q-Fieber wird über die Luft übertragen! Viele Tiere zeigen keinerlei Krankheitsanzeichen – dennoch geben sie große Mengen an Erregern ab, besonders rund um Geburt oder Abort über Fruchtwasser und Nachgeburt, aber auch kontinuierlich über Milch und Kot. (Astobiza et al. 2012). Auch für den Menschen reicht schon eine winzige Menge: Über Staub oder Aerosole können sich Nachbarn, Betriebsbesucher, Landwirte oder Tierärzte anstecken. In den Niederlanden löste Q-Fieber vor einigen Jahren eine der größten Zoonose-Epidemien Europas aus, mit tausenden Erkrankten (de Cremoux et al., 2018) und über 100 Toten. Wenn Sie wissen möchten, wie man einen Ausbruch früh erkennt, schauen Sie hier:  Was Sie jetzt über Q-Fieber in der Nutztierhaltung wissen sollten. 

 Der Reflex: „Geben wir doch Antibiotika!“ 

Wenn in einem Rinder-, Schaf- oder Ziegenbestand gehäuft Aborte auftreten, liegt der Verdacht auf eine bakterielle Ursache nahe – und tatsächlich steckt oft das Bakterium Coxiella burnetii dahinter. Da es im Labor und auch beim Menschen auf Oxytetracyclin anspricht, scheint der Griff zum Antibiotikum naheliegend. Doch in einer akuten Ausbruchssituation im Stall oder wenn das Bakterium bereits im Bestand zirkuliert, zeigt sich: Eine Behandlung mit Antibiotika bringt hier keinen wirklichen Nutzen.

Eine spanische Langzeitstudie mit Milchschafen hat klar gezeigt: Auch nach mehrfachen Gaben von Oxytetracyclin blieben die Tiere Ausscheider, und zwar in genauso hohem Maß wie die unbehandelten Kontrolltiere (Astobiza et al. 2012). Weder die Anzahl der positiven Tiere noch die ausgeschiedene Bakterienmenge gingen durch die Behandlung zurück. 

Kurz gesagt: Das Antibiotikum erreicht die Bakterien an ihrem „Versteck“ im Tier nicht. Coxiella burnetii sitzt nämlich tief in den Zellen (im Fortpflanzungstrakt und in den Makrophagen, die sie eigentlich erkennen und beseitigen sollen), geschützt vor der vollen Wirkung von Tetrazyklinen.

Warum Antibiotika sogar schaden können

Neben der fehlenden Wirksamkeit hat der Antibiotikaeinsatz weitere Nachteile:

  • Rückstände in Milch und Fleisch: Auch wenn man Wartezeiten einhält, entsteht bei prophylaktischem Einsatz immer das Risiko, dass Rückstände in Lebensmitteln landen.
  • Resistenzentwicklung: Jeder unnötige Einsatz von Antibiotika fördert Resistenzen – ein Problem, das uns auch bei anderen Krankheiten wieder einholt.
  • Falsche Sicherheit: Wer glaubt, mit Antibiotika Q-Fieber im Griff zu haben, verzögert wichtige Maßnahmen wie Impfung oder Hygieneschritte.

Studien belegen Nicht-Erfolg von Antibiotika bei Wiederkäuern gegen Q-Fieber

Mehrere wissenschaftliche Untersuchungen belegen die Erfolglosigkeit von Antibiotikaeinsatz:

  • In einem hochinfizierten Schafbestand in Spanien wurden 75 % der Mutterschafe mit Oxytetracyclin behandelt. Ergebnis: Kein Unterschied in der Zahl der Ausscheider oder der ausgeschiedenen Erregermenge zu den unbehandelten Kontrolltieren (Astobiza et al. 2012).
  • Auch ein Jahr später, in der nächsten Ablammperiode, ließ sich kein positiver Effekt der Antibiotikagabe nachweisen. Erst durch wiederholte Impfungen über drei Jahre ging die Ausscheidung von Coxiella auf ein Minimum zurück (Astobiza et al. 2012).

Ein französisches Monitoring-Projekt zeigte außerdem: Obwohl viele Betriebe Antibiosen probierten, blieb Q-Fieber ein wiederkehrendes Problem. Der Anteil der Aborte, die tatsächlich auf Q-Fieber zurückzuführen waren, lag bei rund 16 % – Antibiotika konnten daran nichts ändern (de Cremoux et al., 2018).

Was wirklich hilft: Impfen, Hygiene, Management

 Die gute Nachricht: Es gibt eine wirksame Impfung gegen Q-Fieber. Entscheidend ist, dass die Tiere vor der Belegung geimpft werden – nur dann kann die Impfung den Infektionskreislauf durchbrechen. Wenn Sie mehr über bewährte Impfungskonzepte gegen Q-Fieber erfahren möchten, lesen Sie hier weiter: Q-Fieber-Impfung bei Rindern: Tiergesundheit und Leistung verbessern. 

Langfristige Studien zeigen:

  • Nach mind. drei Jahren konsequenter Impfprogramme sind die meisten Bestände praktisch frei von Ausscheidern (Astobiza et al. 2012).
  • Nebenbei sinkt auch das Risiko für Mensch und Tier erheblich.

Zusätzlich gilt bei Q-Fieberbefall einer Herde:

  • Geburts- und Abortmaterial sicher entsorgen (z. B. verschließen und abholen lassen)
  • Abkalbebuchten regelmäßig reinigen und desinfizieren
  • Staub vermeiden, z. B. beim Einstreuen oder Ausmisten
  • Regelmäßige Diagnostik (Tankmilch, Vaginalabstriche, Blutproben) nutzen, um den Status im Blick zu behalten – kostenlose Antikörper-Diagnostik können Sie hier anfordern
  • Biosicherheit bei Geburten: Masken sind Pflicht! Schon 10 Bakterien reichen aus, damit Menschen sich über die Luft anstecken. Und bei einer Geburt werden 1 Milliarde Bakterien pro Gramm Geburtsmaterial ausgeschieden.

Fazit: Keine Antibiotika gegen Q-Fieber!

Für Landwirte ist es wichtig, die Erwartung an Antibiotika bei Q-Fieber abzulegen. Sie sind weder geeignet, Aborte zu verhindern, noch die Ausscheidung der Erreger zu reduzieren.

Stattdessen lohnt sich eine klare Strategie:

  1. Diagnostik, um Aborte abzuklären
  2. Impfprogramme, am besten gesamter Bestand und über mehrere Jahre
  3. Hygienemaßnahmen, um die Umweltbelastung gering zu halten
  4. Schutzmaßnahmen für sich selbst, Q-Fieber ist eine Zoonose und auch Menschen stecken sich leicht an

Lies auch: Q-Fieber bei Menschen: Was Sie über die Krankheit wissen müssen

Konkrete praktische Tipps zur Biosicherheit – wie Ställe sauber gehalten, Staub reduziert und Nachgeburten sicher entsorgt werden – finden Sie im Artikel Biosicherheit und Q-Fieber – So senken Sie das Q-Fieber-Risiko im Rinderstall.

So lässt sich Q-Fieber nachhaltig eindämmen – zum Schutz der Herde, der Wirtschaftlichkeit und nicht zuletzt auch der eigenen Gesundheit.

 

Quellen:

  • Astobiza, I., Barandika, J. F., Juste, R. A., Hurtado, A., & García-Pérez, A. L. (2012). Evaluation of the efficacy of oxytetracycline treatment followed by vaccination against Q fever in a highly infected sheep flock. The Veterinary Journal, 192(3), 503–505. https://doi.org/10.1016/j.tvjl.2012.07.028
  • de Cremoux, R., Gache, K., Rousset, E., Sala, C., Hosteing, S., Nicollet, P., Lars, F., Guatteo, R., Dion, F., Calavas, D., Bronner, A., Perrin, J.-B., & Touratier, A. (2018). A pilot program for clinical Q fever surveillance as a first step for a standardized differential diagnosis of abortions: Organizational lessons applied to goat farms. Small Ruminant Research, 163, 60–64. https://doi.org/10.1016/j.smallrumres.2017.09.008

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