Mutterkuh beleckt Kalb nach der Geburt

Metritis – die Gefahr nach der Abkalbung

Gast Autor Ceva Rind

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29.11.2022

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3 Min. Lesezeit

Für Milchviehhalter ist es selbstverständlich, sich um das Wohlergehen ihrer Kühe zu sorgen. Gerade bei der Kalbung ist es wichtig, dass jeder auf dem Betrieb immer genau weiß, was zu tun ist. Hier gilt vor allem die Devise: gut beobachten und wenig tun. Denn ein zu frühes Eingreifen in den Geburtsablauf bedeutet Stress für die Kuh und erhöht zudem das Verletzungs- und Infektionsrisiko. Dass unnötige Hilfe beim Kalben mehr schaden als nutzen kann, zeigt eine Studie der University of British Columbia, auf die wir in diesem Artikel näher eingehen werden.

Krankheitserreger haben leichtes Spiel

Eine Kalbung ist nicht nur ein Kraftakt für die Kuh, sondern macht sie auch anfällig für Infektionen. Durch die geöffneten Geburtswege ist es für Bakterien sehr einfach, in die Gebärmutter einzudringen. Rund 90 % der Tiere sind in der ersten Woche von einem bakteriellen Befall der Gebärmutter betroffen. Eine Infektion wird begünstigt durch Faktoren wie Spätaborte, mangelnde Stallhygiene, eine verlängerte Trächtigkeitsdauer oder ein gestörter Geburtsverlauf. Die eingedrungenen Bakterien können wiederum eine Metritis, also eine Entzündung der Gebärmutter, auslösen. Dadurch wird der Organismus des Tieres und damit die Abwehrleistung stark geschwächt. Auch wenn jede Kuh an einer Gebärmutterentzündung erkranken kann, sind Tiere, die durch einen gestörten Geburtsverlauf geschwächt sind oder zu früh abkalben, besonders betroffen.

Kühe beim Grasen

Kanadische Studie gibt neue Einblicke

Die oben genannte Studie der University of British Columbia untersuchte den Zusammenhang von Faktoren rund um den Zeitpunkt der Abkalbung und der Geburtsdauer mit der Entwicklung von Gebärmuttererkrankungen bei Milchkühen.

Für die Studie aus Kanada wurden insgesamt 567 Holstein-Kühe für sechs Wochen beobachtet – drei Wochen vor der Kalbung und drei Wochen danach. Mit Kameras wurden der Zeitpunkt und die Dauer des Abkalbens sowie die Unterstützung bei der Kalbung aufgezeichnet. Nach dem Abkalben wurde die Metritis anhand des Vaginalausflusses und der Körpertemperatur nach sechs und zwölf Tagen in der Milch (DIM) diagnostiziert. Die Wehendauer wurde als Zeit vom Erscheinen der Fruchtblase bis zur Geburt des Kalbes geschätzt.

Das Ergebnis der Studie zeigte dann tatsächlich spannende Zusammenhänge zwischen Gebärmutterentzündung (Metritis) und Dauer der Geburt bei Kühen mit Geburtshilfe. Die Gefahr einer Metritis war bei der kürzesten und längsten Geburtsdauer am größten.
Einen Grund, warum das Risiko bei der kürzesten Geburtsdauer ebenso hoch ist, liefert die Studie nicht. Wir gehen aber davon aus, dass ein zu frühes Eingreifen in den Geburtsvorgang der Grund sein könnte: Die Kuh ist noch nicht bereit, im Sinne von der Weite des weichen Geburtsweges, sodass potenziell mehr Verletzungen entstehen.
Das geringste Risiko einer Entzündung (28,2 %) wurde festgestellt, wenn die Geburtshilfe nach etwa 130 Minuten erfolgte. Kühe, die allein kalbten, hatten im Durchschnitt eine kürzere Geburtsdauer. Bei diesen Kühen gab es keinen Zusammenhang zwischen der Dauer der Geburt und einer Metritis. Interessanterweise standen weder eine subklinische Metritis an Tag 35 nach der Geburt noch eine Nachgeburtsverhaltung in Zusammenhang mit der Abkalbedauer, obwohl Kühe, die größere Kälber zur Welt brachten, länger in den Wehen lagen.

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Fazit

Anhand der Ergebnisse dieser Studie kam die University of British Columbia zu dem Schluss, dass ein zu frühes Eingreifen während der zweiten Phase der Geburt (Öffnungsphase) zu einem erhöhten Metritis-Risiko führen kann. Um das Risiko einer Gebärmutterentzündung zu minimieren, sollte die Geburtshilfe erst 130 Minuten nach dem Erscheinen der Fruchtblase starten.

Mehr zum Thema Gebärmutterentzündung bei Rindern lesen sie hier. 

Quelle:
When to assist calving and how it impacts metritis. Janet W. Bauer, Tracy A. Burnett, Augusto M.L. Madureira and Ronaldo L.A. Cerri. University of British Columbia. Research Reports. March 2021.

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