Die Fruchtbarkeit der Kühe zu steigern ist für landwirtschaftliche Betriebe mit entscheidend für den Erfolg. Die wichtigen Grundlagen werden allerdings schon bei der Aufzucht der heranwachsenden Kälber gelegt: Intensive Fütterung der Kälber ist dazu ein Schlüsselfaktor, wie Forscher der Universität Alberta in Kanada herausgefunden haben1.
Ihr Ergebnis: Intensive Fütterung der Kälber kann die Entwicklung der für die Reproduktion verantwortlichen Organe positiv beeinflussen und die spätere Fruchtbarkeit verbessern!In diesem Beitrag lesen Sie:
- Fruchtbarkeit der Kuh verbessern: Kälber intensiv füttern!
- Bessere Entwicklung der Reproduktionsorgane der Kuh
- Entwicklung von mehr und größeren Follikeln
Kälberfütterung intensiviert: Fruchtbarkeit der Färsen wird positiv beeinflusst
Die kanadischen Forscher konnten feststellen, dass eine intensive Fütterung und Tränkeversorgung der Kälber vor und nach dem Absetzen sich spürbar und deutlich auf die spätere Fruchtbarkeit der Tiere als Färsen auswirkt. Dabei wurden die Tiere durch die verstärkte Futterzufuhr nicht nur schwerer, sondern insbesondere die Ausbildung der Reproduktionsorgane war im Vergleich zu den Tieren einer gewöhnlich gefütterten Kontrollgruppe weitaus besser. Die Kälber entwickelten eine dickere Gebärmutterschleimhaut, bildeten eine größere Anzahl von Follikeln und waren durch eine frühere Pubertät gekennzeichnet.
Intensiv gefütterte Kälber entwickeln sich schneller und besser
Wie wurde im Versuch die Kälberfütterung intensiviert? Im Rahmen der Untersuchung wurden Fütterungsgruppen aus insgesamt 36 zufällig ausgewählten Holsteinkälbern gebildet, die hochenergetisch bzw. gewöhnlich gefüttert wurden:
1. bis 7. Woche: intensiv 10 l Vollmilch pro Tag
1. bis 11. Woche: Trocken TMS (85 % Kraftfutter, 15 % Stroh, gehäckselt), frei verfügbar
11. bis 25 Woche: unverändert intensiv TMS (85 % Kraftfutter, 15 % Stroh, gehäckselt)
1. bis 7. Woche: 5 l Vollmilch pro Tag
1. bis 11. Woche: Trocken TMS (85 % Kraftfutter, 15 % Stroh, gehäckselt), frei verfügbar
11. bis 25 Woche: Absenkung TMS (70 % Kraftfutter, 30 % Stroh, gehäckselt)
Allen Tieren wurden in den ersten 10 Wochen Trocken TMS mit 85 % Kraftfutter und 15 % gehäckseltem Stroh angeboten. Bis zur 7. Woche wurde jedoch in der intensiv gefütterten Gruppe den Kälbern die doppelte Menge Vollmilch verabreicht.
Ab der 11. Woche wurde bei der gewöhnlich gefütterten Gruppe der Anteil Kraftfutter gesenkt, während bei der Intensivfütterung TMS mit 85 % Kraftfutter beibehalten wurde.
Hier erfahren Sie, wie Sie Ihren Kälbern einen optimalen Start ins Leben bereiten.
Intensive Kälberfütterung: Mehr Gewicht, mehr Gebärmutterschleimhaut, mehr Follikel
Das Gewicht der Kälber in den Fütterungsgruppen wurde regelmäßig untersucht. Dabei wurden schon früh Unterschiede deutlich, die auch bis zum Ende des Fütterungsversuchs in der 25. Woche messbar blieben. Die Hüfthöhe der Tiere wurde ebenfalls regelmäßig gemessen, diese wurde durch die Fütterung aber nicht beeinflusst.
Durchschnittliches Körpergewicht 8. Woche:
- Kälber mit Standardfütterung: 73 kg
- Kälber mit intensiver Fütterung: 82 kg + 12 % !
Durchschnittliches Körpergewicht 25. Woche:
- Kälber mit Standardfütterung: 230 kg
- Kälber mit intensiver Fütterung: 247 kg + 7 % !
Ab der 26. Woche wurde bei den Tieren zusätzlich wöchentlich eine rektale Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Dabei ging es darum, die Entwicklung der Fruchtbarkeitsorgane, Ovarialstrukturen sowie Anzahl und Größe der Follikel zu überprüfen. Auch hier zeigten sich signifikante Unterschiede in den Fütterungsgruppen.
Intensiv gefütterte Tiere hatten nach dem Absetzen eine dickere und damit leistungsfähigere Gebärmutterschleimhaut ausgebildet. Außerdem produzierten sie während des ersten Zyklus größere und auch mehr Follikel:
Dicke der Gebärmutterschleimhaut nach dem Absetzen:
- Kälber mit Standardfütterung: 10,8 mm
- Kälber mit intensiver Fütterung: 12,0 mm + 11 %
Gebildete Follikel im ersten Zyklus:
- Kälber mit Standardfütterung: 21 Follikel
- Kälber mit intensiver Fütterung: 31 Follikel + 47 % !
Die Bildung der Follikel wurden in den nächsten Zyklen bestätigt. Darüber hinaus entwickelten sich bei den Tieren mit intensiver Fütterung mehr Follikel der Klasse 2 in der Größe von 6 bis 9 mm sowie der Klasse 3 mit mehr als 9 mm Größe. Dabei ist klar: Je besser die Follikel entwickelt sind, umso höher ist die Chance auf eine bessere Fruchtbarkeit.
Höhere Fruchtbarkeit: Energiereiche Fütterung der Kälber kann sich lohnen!
Durchschnittlich hatten die Kälber der Fütterungsgruppen mit 39 Wochen den ersten Zyklus. Nach der zweiten Ovulation der Tiere wurde die Untersuchung beendet und die Studie abgeschlossen. Festzuhalten bleibt: Die optimale Fütterung der Tiere schon als junges Kalb kann sich nachweislich und deutlich auf die Fruchtbarkeit der Tiere in Zukunft auswirken.
Damit wird auch für die Wirtschaftlichkeit der Nachzucht im Betrieb eine wichtige Grundlage geschaffen. Gesunde und fruchtbare Tiere sind langfristig der Erfolgsgarant für Ihren Betrieb. Die Investition in eine bessere Futterversorgung sollte sich daher auf Dauer für Sie auszahlen!
Mehr dazu, wie Sie Ihre Kälber gesund und leistungsfähig halten, lesen Sie auch in unserem Artikel über Kälberkrankheiten.
Quelle:
1 Bruinje et al., 2019