Belebte Faktoren der Kälbergrippe:Zu den belebten Faktoren gehören einerseits Viren wie BRSV, Influenzaviren, BHV 1, Adenoviren, Coronaviren und andererseits verschiedene Bakterien wie Pasteurella multocida, Mannheimia haemolytica, Histophilus somni und Mykoplasma bovis etc.
Unbelebte Faktoren der Kälbergrippe:Unbelebte Faktoren leiten sich aus der Umwelt und dem Betriebsmanagement ab. Zu ihnen zählen z. B. Stress, Vermarktung, Transport, Umstallungen, Enthornung, Absetzen von der Milch, Futterumstellungen und Mängel im Stallklima oder schlechte Kolostrum-Versorgung.
Das Zusammenspiel der Faktoren führt zu einer Schwächung der Körperabwehr der Kälber, so dass Viren und Bakterien die Erkrankung auslösen können. In der Regel entwickelt sich die bakterielle Infektion nach einer ersten Virusinfektion.
Kälbergrippe Symptome: schnell erkennen und frühzeitig behandeln.
Wichtig ist, dass Sie bei der Rindergrippe Symptome schnell erkennen. Je früher die Krankheit behandelt werden kann, umso besser sind die Aussichten für eine erfolgreiche Heilung der Kälber und eine mögliche Verhinderung von Folgeschäden der Kälbergrippe. Die wichtigsten Kälbergrippe-Symptome im Überblick:
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- Fieber: Bei den Tieren sind erhöhte Temperaturen von über 39,5 °C feststellbar
- Husten
- Klarer bis eitriger Nasen- und Augenausfluss
- Reduzierte oder gar keine Futter- bzw. Tränkeaufnahme
- Beschleunigte Atmung bis hin zu schwerer Atemnot
- Hängender Kopf, hängende Ohren
- Mattigkeit und Absonderung von der Gruppe
Machen Sie sich die tägliche Beobachtung und Kontrolle der Tiere im Hinblick auf die Kälbergrippe-Symptome zur Pflichtaufgabe! Die vollständige Diagnose der Kälbergrippe erfolgt durch den Tierarzt ggf. durch weitere Maßnahmen wie Erregernachweis oder Resistenzbestimmung.
Kälbergrippe behandeln: Welche Möglichkeiten gibt es?
Da die Kälbergrippe schon innerhalb weniger Tage zu einer massiven Lungenentzündung führen kann, muss sie schnellstmöglich erkannt und vom Tierarzt behandelt werden. Nur so können weitere Ansteckungen im Bestand und schwere bzw. chronische Verläufe der Kälbergrippe verhindert werden.
Behandelt wird die Kälbergrippe in aller Regel mit Antibiotika. Gute Behandlungserfolge verspricht auch die kombinierte Gabe von Antibiotika mit Entzündungshemmern. Weiterhin können vom Tierarzt schleimlösende Mittel verabreicht werden.
Wird die Infektion, z. B. durch hohes Fieber, schnell erkannt und hat noch kein eitriger Nasenausfluss eingesetzt, kann ggf. eine intranasale Notimpfung der gefährdeten Kälber dieser Gruppe durchgeführt werden, die in die oberen Atemwege gesprüht wird.
Vorbeugende Schutzimpfungen sind nicht für die akute Behandlung vorgesehen und sollten bei gesunden Kälbern schon im Spätsommer oder frühen Herbst erfolgen.
Kälbergrippe: Langzeitschäden und Spätfolgen verhindern!
Die Rindergrippe sollte unbedingt ernst genommen werden. Die Heilungschancen verschlechtern sich sehr stark, wenn die Behandlung zu spät begonnen wird. Leider ist es dann auch möglich, dass es zu bleibenden Schäden und Tierverlusten kommt.
Die häufigsten Folgen der Rindergrippe:2
- Bleibende und teilweise schwerwiegende Lungenschäden.
- Kümmerer und Tiere mit sich wiederholenden Krankheitsschüben.
- Ohr- und Gelenkentzündungen, die sich durch die Ausbreitung der Bakterien bilden können.
- Je nach Verlauf ist mit Tierverlusten von bis zu 35 % zu rechnen.2
Darüber hinaus kann es zu Spätfolgen der Kälbergrippe kommen, die den wirtschaftlichen Erfolg Ihres Betriebs belasten.
Diese Spätfolgen sind vor allem:3
- Verminderte Tageszunahmen
- Reduzierte Milchproduktion
- Höheres Erstkalbealter
- Frühzeitiges Merzen
Kälbergrippe vorbeugen: 6 Maßnahmen gegen Kälbergrippe
Natürlich kann man Kälbergrippe vorbeugen, indem man im eigenen Betrieb möglichst alle Maßnahmen ergreift, damit die Faktoren der Kälbergrippe nicht zur Wirkung kommen. Komplett ausschließen lässt sich eine Infektion selbstverständlich nicht, doch die Wahrscheinlichkeit der Ansteckung mit Kälbergrippe kann deutlich reduziert werden.
Folgenden 6 Maßnahmen gegen Kälbergrippe sollten dabei besonders beachtet werden:
- Biestmilch: Optimale Versorgung der neugeborenen Kälber mit Kolostrum in reichlicher Menge und hoher Qualität und intensives Tränken sicherstellen.
- Haltungsbedingungen beachten: Kälbergruppen klein halten (höchstens 15) und für ausreichende Stallplatzgrößen sorgen.
- Impfung gegen Kälbergrippe nutzen: Sprechen Sie mit Ihrem Tierarzt über ein geeignetes Impfprogramm auf Ihrem Betrieb.
- Stress vermeiden, z. B. Transportstress, Umstallungen, Futterumstellungen, Gruppenbildung, Enthornung, Absetzen. Diese Ereignisse sollten zeitlich so weit wie möglich auseinandergezogen werden und nicht gleichzeitig stattfinden.
- Rein-Raus-Verfahren anwenden und gemeinsame Aufstallung von jungen und älteren Kälbern vermeiden.
- Stallklima verbessern: Frischluft ohne Zug, reichlich Einstreu, regelmäßiges Misten und Hygienemaßnahmen beachten.
Grundsätzlich gilt natürlich: Unbedingt eine konsequente tägliche Beobachtung der Tiere umsetzen, um erste Anzeichen schnell zu erkennen und mit dem Tierarzt gemeinsam handeln.
Kälberkrankheiten erfolgreich bekämpfen!
Kälbergrippe ist eine Erkrankung, die die Herdengesundheit und die Wirtschaftlichkeit der Kälberaufzucht entscheidend beeinflusst. Insbesondere mit vorbeugenden Maßnahmen im Betriebsmanagement haben Sie jedoch einige Möglichkeiten in der Hand, die Kälbergrippe – wie auch andere Kälberkrankheiten – in den Griff zu bekommen. Lesen Sie dazu gerne auch unseren Hauptartikel zum Thema Kälberkrankheiten sowie weitere Beiträge zum Kälberdurchfall, zu Nabelinfektionen und zu Ohrenentzündungen beim Kalb.
Quellen:
1 Boissard, V. Étude de la mortalité bovine en France métropolitaine. Thèse vétérinaire (Vetagro Sup, 2011)
2 Rademacher, G. Infektionskrankheiten. In: Kälberkrankheiten, Ulmer, Stuttgart, 39–82 (2003)
3 Van der Fels-Klerx, H.J.,et al. Effects on productivity and risk factors of Bovine Respiratory Disease in dairy heifers; a review for the Netherlands. NJAS - Wagening. J. Life Sci. 50, 27–45 (2002)