Kalb unter Infrarotlicht

Kälberdurchfall - häufigste und verlustreichste Erkrankung bei Jungtieren

Gast Autor Ceva Rind

·

18.08.2020

·

3 Min. Lesezeit

Obwohl bei der Mehrzahl von Durchfall-Erkrankungen beim Kalb Infektionserreger im Kot nachweisbar sind (E.coli-Bakterien, Rota- und Coronaviren, Kryptosporidien), entstehen Erkrankungen meist erst durch das Zusammenwirken infektiöser und nicht-infektiöser Ursachen.

So können Fütterungsfehler wie z. B. eine mangelhafte Kolostrumversorgung oder auch Haltungsfehler (mangelnde Hygiene bei Stall- und/oder Tränke-Eimern, zu wenig Einstreu, etc.) dazu führen, dass das Immunsystem des Kalbes geschwächt ist und die überall vorkommenden Durchfallerreger die Oberhand gewinnen.

Rasche, häufige und liebevolle Tränke kann lebensrettend sein

Die dadurch entstandene Durchfallerkrankung kann das neugeborene Kalb insbesondere durch den Flüssigkeitsverlust schnell schwächen. Aus diesem Grund ist sofortiges Handeln gefordert, wenn die ersten Anzeichen von Durchfall sichtbar sind.

Die ersten Symptome sind:
  • Kotveränderungen (flüssig, evtl. stinkend, farblich verändert)
  • mangelnde Trinklust
  • häufiges Liegen. 

Zu diesem Zeitpunkt sollten Sie eingreifen, das kleine Zeitfenster nutzen, in dem das Kalb noch selbstständig trinkt und ihm umgehend zusätzlich zu den Milchmahlzeiten Diättränken anbieten, die den Elektrolyt- und Flüssigkeitshaushalt der geschwächten Tiere wieder in Balance bringen. Verpassen Sie dieses kleine Zeitfenster, ist das Kalb auch durch eine Übersäuerung des Blutes sowie durch die mangelnde Flüssigkeit mit jeder weiteren Stunde mehr geschwächt und wesentlich aufwendigere Maßnahmen durch den Tierarzt werden notwendig.
Zudem sinken die Chancen auf eine Heilung rapide. Eine mit Diättränken gemanagte Durchfallepisode kann durchaus zwei Tage andauern bis Kotveränderungen sichtbar werden. Wichtig ist, dass die Kälber weiterhin saugfreudig sind und lebensfroh. Sind am dritten Tag noch keine Veränderungen der Kotkonsistenz sichtbar, sollten Sie trotz Saugfreude den Hoftierarzt hinzuziehen.


Kalb wird mit Flasche gefüttert

Die Pflege macht‘s

Treten in einem Bestand, in einer Saison vermehrt Kälberdurchfälle auf (mehr als 10 % des Kälberbestandes), ist es ratsam, sich das gesamte Management rund um die Kalbung und die Aufzucht mit externer Hilfe anzuschauen und Schwachstellen zu analysieren sowie Gegenmaßnahmen einzuleiten. Auch wenn der Zeitdruck in der Tierhaltung mehr und mehr
wächst und der ökonomische Output häufig nicht in Relation zum Aufwand steht, muss gerade bei der Kälberhaltung bedacht werden, dass es sich bei Kälbern um Neugeborene handelt, die ein großes Saugbedürfnis und Wärmebedürfnis haben (Stichwort: Tender love and care ♥).

Zudem zeigen aktuelle Forschungsergebnisse immer deutlicher, dass eine gute Kälberaufzucht sich auch dadurch rentiert, dass Milchkühe aus einer intensiven und sorgsamen Aufzucht sehr gute Lebensleistungen und eine gute Tiergesundheit zeigen. Kälber sind die Kühe von morgen!


Tränkeverweigerung eines Kalbes


 

 

 

 

Drei wichtige Sätze zum Thema Kälberdurchfall

Nicht nur Krankheitserreger wie Bakterien und Viren verursachen Kälberdurchfall.

Treten gehäuft Kälberdurchfälle in Ihrem Bestand auf, sollten Sie Ihr Kälbermanagement und die Haltung überprüfen (Stichwort: Faktorenerkrankung).

Kälberdurchfall ist ein akutes Geschehen.

Sie müssen das erkrankte Kalb sofort versorgen. Am wichtigsten ist die Flüssigkeitszufuhr – kein Tränkestopp!

Mehr zum Tränken des Kalbes lesen Sie hier.

Tender love and care ♥ 

Kälber sind Neugeborene, die besondere Pflege und Aufmerksamkeit durch Sie und Ihre Mitarbeiter*innen benötigen – besonders, wenn sie erkrankt sind.

Laden Sie sich jetzt unsere Arbeitsanleitung zu Kälberdurchfall herunter.

Für die wahrlich komplexe Lösung des Bestandsproblems Kälberdurchfall gibt die Arbeitsanleitung Anregungen und Kennzahlen, mit der die einzelnen Stellschrauben überprüft und verbessert werden können.

Wir freuen uns, wenn Ihnen diese Arbeitsanleitung weiterhilft und Sie sie mit möglichst vielen Arbeitskollegen teilen. Das Bemühen, Krankheiten zu vermeiden bzw. Krankheiten zu lindern, ist das Interesse aller Tierhalter.

 Autorin: TÄ Kristin Resch, DLG AgroFood Medien GmbH

Artikel zu ähnlichen Themen

Keinen Blogpost mehr verpassen mit unseren Newsletter.