Für effiziente Reproduktion: Trächtigkeitsuntersuchung bei Milchkühen

Gast Autor Ceva Rind

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11.09.2023

·

7 Min. Lesezeit

Die Trächtigkeitsuntersuchung bei Milchkühen ist ein wichtiger Faktor für den betrieblichen Prozess, um die Milchproduktion kontrolliert und erfolgreich ohne Ausfälle fortsetzen zu können. Schon nach etwa vier Wochen lässt sich die Trächtigkeit der Kühe mit verschiedenen Methoden sicher nachweisen. Wird entsprechend früh auf eine Trächtigkeit untersucht, können Umrinderer schnell und sicher identifiziert sowie nachbesamt werden. Das spart Zeit und Geld und sorgt für einen kontinuierlichen Betriebsablauf. Andererseits muss man in der Praxis beachten, dass es auch nach vier Wochen und zunächst sicher festgestellter Trächtigkeit noch zu Trächtigkeitsverlusten kommen kann.

Damit stellen sich uns folgende Fragen: Was muss eine Trächtigkeitsuntersuchung leisten, damit sie korrekte Ergebnisse für den Betrieb liefert? Wie sind Trächtigkeitsverluste zu beurteilen und wie beeinflussen sie die Ergebnisse der Untersuchungen? Und ganz konkret: Welche Möglichkeiten zur Trächtigkeitsuntersuchung sind in der Praxis verfügbar und was sind ihre Vor- und Nachteile?

Mehr zum Thema Trächtigkeitscheck lesen Sie hier.

  • Korrekte Bestimmung der trächtigen Kühe durch Trächtigkeitsuntersuchung ist wirtschaftlich relevant

  • Frühe Trächtigkeitstests können spätere Trächtigkeitsverluste nicht aufzeigen

  • Bei frühen Trächtigkeitsuntersuchungen Wiederholungstest durchführen

  • Direkte und indirekte Methoden zur Trächtigkeitsuntersuchung bei Kühen nutzen

Was sollte eine Trächtigkeitsuntersuchung bei Milchkühen leisten?

Die Trächtigkeitsuntersuchungen bei Kühen erfüllen in einem Milchviehbetrieb einen wichtigen Zweck, um die betrieblichen Abläufe zu kontrollieren und zu optimieren. In der Praxis sollte ein guter Test im Idealfall diese fünf Anforderungen erfüllen:
  • Korrekte Bestimmung der trächtigen Tiere (hohe Empfindlichkeit des Tests)
  • Umgekehrt: die korrekte Bestimmung nicht trächtiger Tiere (hohe Spezifität des Tests)
  • Einfache Durchführung des Tests unter Feldbedingungen in der Praxis
  • Durchführung sollte kostengünstig möglich sein
  • Genaue Rückschlüsse auf Status der Trächtigkeit zum Zeitpunkt des Tests


Optimal wäre es außerdem, wenn die Kuh bei der Durchführung möglichst nicht physisch angefasst werden müsste, um Stress für das Tier zu vermeiden.

Aus wirtschaftlicher Sicht ist es in diesem Zusammenhang interessant, dass die genaue Bestimmung trächtiger Kühe wichtiger ist als die Bestimmung nicht trächtiger Tiere1.Unabhängig davon ist es immer ein wirtschaftlicher Faktor, wenn es zu Trächtigkeitsverlusten kommt, was die Genauigkeit und Aussagekraft der Tests umso wichtiger macht.

Zwei Kühe auf der Weise

Trächtigkeitsverluste bei Kühen nach früher Bestimmung einer Trächtigkeit

Grundsätzlich ist es gut, nach der Besamung möglichst schnell über die Trächtigkeit der Kühe Gewissheit zu bekommen, insbesondere, um nicht tragende Tiere zeitnah wieder besamen zu können. Andererseits sollten auftretende Trächtigkeitsverluste nicht vernachlässigt werden. Im Einsatz-Zeitraum der meisten direkten und indirekten Trächtigkeitstests kommt es immer wieder zu Verlusten der Trächtigkeit, was die Aussagekraft der Tests beeinträchtigen kann.

Das bedeutet konkret: Je früher die Trächtigkeit durch einen Test festgestellt wurde, desto höher ist die Zahl der Fälle der später nicht-trächtigen Tiere durch Trächtigkeitsverlust. Dies kann wiederum dazu führen, dass sich der Zeitpunkt der Wiederbesamung verzögert und die Effizienz der Reproduktion sinkt.

In Studien wurde untersucht, wie sich die Trächtigkeitsverluste während der verschiedenen Stadien der Trächtigkeit verteilen. Es ist bemerkenswert, dass es nach der künstlichen Befruchtung zwischen dem 28. und 56. Tag mit 17 % zu den meisten Verlusten kommt. Danach gehen die Verluste deutlich zurück2.

Als Folgerung sollte man daher bei Kühen, deren Trächtigkeit nach der Besamung früh festgestellt wurde, eine weitere Untersuchung ab Tag 60 vornehmen. So kann die Trächtigkeit erneut bestätigt werden oder im Fall eines Verlusts schnell eine Wiederbesamung durchgeführt werden.
Graphiker

17 % Trächtigkeitsverluste zwischen dem 28. und 56. Tag der Trächtigkeit2

 

Welche Methoden zu Trächtigkeitsuntersuchung bei Kühen stehen zur Verfügung?

Eine erste übliche Kontrolle, ob eine Kuh nach der Besamung tragend ist oder nicht, ist die tägliche Beobachtung der betroffenen Tiere im Bestand mit Blick auf Umrindern bzw. Brunstverhalten. Geringe Fresslust, Beriechen und Aufsprungversuche deuten darauf hin, dass die Kuh nicht tragend ist. In der Praxis ist diese Beobachtung jedoch nicht immer möglich, sodass direkt auf die weiteren Methoden zur Feststellung der Trächtigkeit zurückgegriffen wird.

Um die Trächtigkeit bei Milchkühen dann sicher zu bestimmen, stehen verschiedene Methoden zur Verfügung, wobei man sogenannte direkte und indirekte Methoden unterscheiden kann.

Direkte Methoden zum Trächtigkeitsnachweis: rektales Abtasten und Ultraschall

Die beiden gängigsten direkten Methoden zum Trächtigkeitsnachweis bei Kühen sind das rektale Abtasten des Fortpflanzungstrakts und die Ultraschalluntersuchung. Ein Nachteil beider Methoden ist der physische Kontakt mit dem Tier, insbesondere beim rektalen Abtasten. Beide Methoden können daher den Stress bei den Tieren verstärken.

Rektales Abtasten (Palpation)

  • Durch rektales Abtasten kann eine Trächtigkeitsuntersuchung bei der Kuh etwa ab dem 40. Trächtigkeitstag durchgeführt werden. Dazu wird beim fixierten Tier die Gebärmutter vorsichtig durch die Darmwand betastet.
  • Wichtig ist die eindeutige Identifizierung der Tiere vorab anhand der Besamungsdaten, um das zu erwartende Trächtigkeitsstadium mit der tatsächlichen Untersuchung abgleichen zu können.
  • Die rektale Untersuchung erfordert viel Übung und Erfahrung, um allein durch das Abtasten sichere Erkenntnisse zu gewinnen. Oft wird diese Methode dann auch in Kombination mit einer Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Besonders bei unerfahrenen Untersuchern können in frühen Stadien Verluste durch die Palpation ausgelöst werden.

    Tierarzt führt rektale Untersuchung

Ultraschalluntersuchung (Sonografie)

  • Mit einer Ultraschalluntersuchung kann das Vorhandensein oder Fehlen eines Embryos recht früh und schnell festgestellt werden. Die Methode wird daher heute häufig routinemäßig eingesetzt.
  • Ein Vorteil der Methode ist es, dass man das Kalb tatsächlich sehen kann, das Geschlecht bestimmbar ist und Lebenszeichen nachweisbar sind. Zudem können auch Zwillingsträchtigkeiten erkannt werden.
  • Die Methode kann ab dem 28. Tag nach Besamung angewandt werden. Für eine frühe Wiederbelegung der Kühe wäre jedoch ein Nachweis schon bis zum 24. Tag ideal, da der normale Brunstzyklus 18 bis 24 Tage dauert.
  • Im Idealfall sind Untersuchungen zum 32. und 60. Tag nach der Besamung zu empfehlen sowie eine weitere Untersuchung zum Trockenstellen. Bei Zwillingsträchtigkeiten aufgrund höherer Verluste zudem an Tag 100.
Tierarzt und Kuh
Mehr zum Thema Zwillingsträchtigkeiten lesen sie hier.

Indirekte Methoden zum Trächtigkeitsnachweis: Progesterontest und PAG-Test

Die indirekten Methoden zur Trächtigkeitsuntersuchung bei den Kühen basieren auf dem Nachweis von Hormonen oder anderen Substanzen in Körperflüssigkeiten wie Blut oder Milch. Diese Methoden haben den Vorteil, dass sie schnell und einfach durchführbar sind und man wenig Stress durch direkten Tierkontakt verursacht, insbesondere wenn man die Milch zur Untersuchung nutzt.

Progesterontest der Milch

  • Der Milch-Progesterontest kann bereits 3 Wochen nach der letzten Besamung durchgeführt werden und erweist sich oft als sinnvoll, wenn bei einem Tier in dieser Zeit Umrindern beobachtet wurde.
  • Über die Konzentration des Progesterons (Gelbkörperhormon) in der Milch kann festgestellt werden, ob ein aktiver Gelbkörper vorhanden ist, der die Trächtigkeit aufrechterhält.
  • Dennoch ist der Progesterontest nicht immer absolut verlässlich. Bei zu niedrigem Hormonspiegel kann man zwar sicher darauf schließen, dass keine Trächtigkeit vorliegt. Jedoch ist umgekehrt ein anhaltend hoher Progesteronspiegel kein absolut sicherer Beweis für eine tatsächliche Trächtigkeit.
  • Progesterontests können auch durch Analyse des Blutserums durchgeführt werden. In beiden Fällen sind nur wenige Tropfen Blut oder Milch für die Untersuchung nötig.

PAG-Test

  • Beim PAG-Test wird im Blut der Kuh die Konzentration von trächtigkeits-assoziierten Glykoproteinen (PAG = Pregnancy Associated Glycoprotein) gemessen. Auch beim PAG-Test sind nur wenige Tropfen Blut zur Analyse nötig, weshalb die Methode sehr praktikabel ist.
  • Nachteil der PAG-Analyse ist jedoch, dass sie erst etwa ab dem 35. bis 40. Tag hinreichend genau und aussagekräftig ist. Zudem kann es auch nach Trächtigkeitsverlust kann es noch zu falschen positiven Ergebnissen kommen, da die PAG noch länger zirkulieren.
  • Es sind inzwischen allerdings auch PAG-Tests verfügbar, die die Konzentration der Proteine in der Milch bestimmen. Diese sind sogar bereits etwa ab dem 28. Tag nach der Besamung einsetzbar und bieten eine gute Option zur möglichst sicheren Feststellung der Trächtigkeit.

Trächtigkeitsnachweise in der Praxis gezielt einsetzen

Nutzen Sie für Ihren Milchviehbestand die Trächtigkeitstests, um die betrieblichen Abläufe zu optimieren und eine effiziente Reproduktion zu erzielen. Alle Methoden haben hinsichtlich des zeitlichen Einsatzes, Sicherheit der Prognose und Stressbelastung der Tiere unterschiedliche Vor- und Nachteile, die berücksichtigt werden sollten. Aktuell bleibt der Ultraschall aufgrund seiner Vorteile noch das Mittel der Wahl.

Indirekte Trächtigkeitstests für Milchkühe werden jedoch ständig weiterentwickelt und könnten langfristig die direkten Methoden bei der Trächtigkeitsdiagnose im alltäglichen Reproduktionsmanagement ersetzen. Sprechen Sie daher mit Ihrem Hoftierarzt und stimmen Sie mit Ihm die optimale Lösung für Ihren Betrieb ab!

 

Quellen:
1Giordano JO, Fricke PM, Cabrera VE. Economics of resynchronization strategies including chemical tests to identify nonpregnant cows. J Dairy Sci 2013;96: 949–61.

2Vasconcelos JLM, Silcox RW, Lacerda JA, et al. Pregnancy rate, pregnancy loss, and response to heat stress after AI at two different times from ovulation in dairy cows [abstract]. Biol Reprod 1997;56(Suppl 1): 140.

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