Kühe auf Weide mit Strommasten im Hintergrund

Nutztierhaltung und Klimaschutz – das geht zusammen!

Gast Autor Ceva Rind

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5.10.2022

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3 Min. Lesezeit

Der Klimawandel zählt zu den größten globalen Herausforderungen unserer Zeit. Um die Erwärmung in naher Zukunft zu begrenzen, braucht es Veränderungen und ein grundlegendes Umdenken.

In der Diskussion um den Klimawandel stehen die Landwirtschaft und die Nutztierhaltung – besonders die Milchkühe – zunehmend in der öffentlichen Kritik. Denn jede Kuh stößt pro Jahr rund 100 Kilogramm Methan aus, ein Treibhausgas, das zehn bis zwanzig Mal schädlicher für das Klima ist als CO2. Doch sind Kühe wirklich so klimaschädlich, wie oftmals behauptet wird? Mit diesem Thema beschäftigt sich Professor Dr. Wilhelm Windisch vom Lehrstuhl für Tierernährung an der Technischen Universität München. Er forscht seit vielen Jahren zur Klimawirksamkeit der landwirtschaftlichen Nutztiere.

Kühe sind keine Klimakiller

Irreführende, oft emotionale Narrative, also Erzählungen, wie „je weniger Nutztiere es gibt, desto besser“ oder „Klimakiller Kuh“ bestimmen die öffentliche Diskussion, erklärt Wilhelm Windisch in seinem Vortrag zum Thema Nutztiere und Klimaschutz – kein Widerspruch! bei einer Veranstaltung des Besamungsvereins in Neustadt an der Aisch. Jedoch ist das Image der Kuh zu Unrecht schlecht. Dass sie Methan ausstößt, ist unvermeidlich. Doch dieses Methan aus der Nutztierhaltung in Deutschland macht laut Windisch jährlich nur 3,2 Prozent der gesamten Treibhausgase aus und baut sich im Gegensatz zu Kohlendioxid (CO2) in der Atmosphäre sehr rasch ab, während emittiertes CO2, zum Beispiel aus der Verbrennung fossiler Energieträger, in der Atmosphäre über Jahrhunderte bestehen bleibt.

Herausforderung Ernährung

„Kein Narrativ, sondern eine tatsächliche Bedrohung, die auf uns zukommt, ist, dass die landwirtschaftliche Nutzfläche extrem knapp wird“, sagt Windisch. Anhand eines Fußballfeldes veranschaulicht der Universitätsprofessor, wie wenig landwirtschaftliche Nutzfläche eigentlich pro Kopf weltweit zur Verfügung steht. Die Fläche eines Fußballfeldes (0,74 Hektar) muss derzeit reichen, um etwa drei Menschen ein Jahr lang zu ernähren. Doch das Bevölkerungswachstum und der gleichzeitig fortschreitende Landverlust durch Urbanisierung, Desertifikation und Erosion führen dazu, dass im Jahr 2050 mindestens fünf Menschen von der gleichen Fläche ernährt werden müssen. „Die Verknappung der landwirtschaftlichen Nutzfläche ist neben der Klimakrise eine der größten Bedrohungen der Menschheit“, warnt Windisch. Daher tritt er für eine nachhaltige Intensivierung der Landwirtschaft ein.

Kuh beim Grasen
Ohne Nutztiere geht es nicht

„In der Diskussion um die Nutztierhaltung werde eines vergessen“, so Windisch, „die Landwirtschaft erzeugt überwiegend nicht essbare Biomasse“. Das liegt zum einen daran, dass bei der Lebensmittelerzeugung Abfallprodukte wie z. B. Stroh, Weizenkleie oder Biertreber anfallen. Zum anderen können aber auch viele Flächen gar nicht zum Lebensmittelanbau genutzt werden, z. B., weil die Flächen absolutes Grasland sind, das Land aufgrund Erosionsgefahr nicht anders genutzt werden kann oder eine Zwischenkultur angebaut werden muss (z. B. Kleegras). Als Faustregel kann man sich merken: je Kilogramm veganes Lebensmittel für den menschlichen Verzehr fallen in der landwirtschaftlichen Produktion mindestens vier Kilogramm nicht essbare Biomasse an. Darin sind enorme Mengen an Pflanzennährstoffen enthalten, die zurück in den landwirtschaftlichen Stoffkreislauf geführt werden müssten. Nur über Nutztiere kann man diese nicht essbare Biomasse weitgehend emissions- und klimaneutral in Lebensmittel umwandeln. „Vor allem Wiederkäuer können aus nicht essbarer Biomasse Milch und Fleisch ohne Nahrungskonkurrenz zum Menschen erzeugen“, sagt der Experte. Dadurch entsteht ein ökologischer Ernährungskreislauf zwischen Pflanzenbau und Nutztierhaltung, der sinnvoll und nachhaltig ist.

Futtereffizienz optimieren – mehr Leistung und weniger Emissionen 

In der Nutztierhaltung komme es, so Windisch, darauf an, die Futtereffizienz zu optimieren, um mit der Biomasse mehr Leistung und weniger Emissionen zu erzeugen. So sollte man kein Futter verschwenden und möglichst präzise füttern. Auch durch Förderung der Verdauungskapazität, wiederkäuergerechte Fütterung, Minimierung von unproduktivem Futterverzehr im Gesamtsystem sowie Pflanzenzüchtung auf hohen Futterwert (z. B. weniger Lignozellulose und Toxine) lässt sich die Futtereffizienz verbessern.

Mastkühe auf Weide mit Wolken am Himmel
Fazit

Insgesamt lässt sich sagen, dass Nutztiere weder grundsätzliche Nahrungskonkurrenten zum Menschen noch Umweltverschmutzer sind. Selbstverständlich sollten in der Landwirtschaft unproduktive Methanemissionen so weit wie möglich vermieden werden. Die wirksamste Methode ist hierfür die Optimierung der Futtereffizienz, denn die Methanemission der Tiere hängt laut Windisch hauptsächlich von der Menge an verzehrtem Futter ab. Es kommt in Zukunft darauf an, aus der begrenzt verfügbaren, landwirtschaftlichen Nutzfläche mit möglichst geringer Umwelt- und Klimabelastung ein Maximum an Lebensmitteln zu erzeugen. Dies funktioniert nur unter Einbindung von Nutztieren in einer ausgeglichenen Kreislaufwirtschaft. Auf diese Weise erfüllen Nutztiere in der Landwirtschaft eine wichtige Rolle bei der umwelt- und klimaschonenden Produktion von Lebensmitteln.

Quelle:

Webinar Besamungsverein Neustadt a.d. Aisch

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