Die Lebensleistung der Kühe ist für Sie als Milchviehhalter eine entscheidende Größe für den langfristigen Erfolg Ihres landwirtschaftlichen Betriebs. Einen wesentlichen Einfluss darauf hat auch das Erstkalbealter (EKA).
In dem ersten Teil des Artikels "Erstkalbealter senken, Betriebserfolg steigern?" konnten Sie bereits einiges über das Erstkalbealter lernen.
Jetzt erfahren Sie mehr über:
- die Vorteile eines niedrigen Erstkalbealters
- die Umsetzung in der Praxis
Welche Vorteile bietet ein niedriges Erstkalbealter insgesamt?
Der Vorteil der höheren Lebenstagsleistung bei niedrigem EKA trat in der Auswertung deutlich hervor. Dies allein ist schon ein starkes Argument, im eigenen Betrieb die Tiere möglichst früh zu besamen – natürlich erst, sobald sie die körperlichen Voraussetzungen erfüllen.
Für den betriebswirtschaftlichen Erfolg sprechen darüber hinaus noch weitere Vorteile für ein niedriges Erstkalbealter:
- Kürzere Aufzuchtzeit spart Kosten
Ein niedrigeres EKA wirkt sich direkt auf die Verkürzung der Aufzucht aus. Damit werden die direkten Kosten pro Tier gesenkt und insbesondere Futterkosten eingespart. Auch die Arbeitsbelastung für Mitarbeiter sowie die Kosten für die Bereitstellung der Stallplätze werden anteilig reduziert.
- Remontierung mit weniger Jungtieren möglich
Ist das EKA niedriger, müssen weniger Jungtiere zur Remontierung des Bestands gehalten werden. So müssten für 100 Milchkühe und einer Remontierungsrate von 30 % bei einem EKA von 26 Monaten insgesamt 65 Jungtiere im Jahr gehalten werden, bei einem EKA von 22 Monaten jedoch nur noch 55 Jungtiere.1
- Reduzierung von Nutzflächen und Aufwand
Werden über ein niedrigeres EKA die Aufzuchtzeiten und die Anzahl der Jungtiere reduziert, können auch Futteranbauflächen, Bevorratungen, Güllelagerung und -ausbringung sowie Arbeitsaufwand gesenkt und damit Kosten gespart werden.
- Schnellerer Generationswechsel
Ein niedrigeres Erstkalbealter bewirkt auch einen schnelleren Generationswechsel und damit den früheren Zugriff auf eine genetisch leistungsstärkere Generation. Wird das EKA um 6 Monate reduziert, ist die dritte Generation im Vergleich bereits ein Jahr früher in der Milch.1
Erstkalbealter optimieren: Umsetzung in der Praxis
Die Optimierung des Erstkalbealters sollte unbedingt beachtet werden, um im Wettbewerb weiterhin konkurrenzfähig und wirtschaftlich rentabel zu bleiben. Selbstverständlich sind die Rahmenbedingungen in jedem Betrieb individuell, doch grundsätzlich sollte klar sein, dass die Jungrinder den Erfolg für die Zukunft sicherstellen.
- Aufzucht als Betriebsschwerpunkt wahrnehmen
Überlassen Sie die Aufzuchtphase im eigenen Betrieb nicht dem Zufall. Begreifen Sie die Aufzucht der Jungtiere als eine der wesentlichen Managementaufgaben für Ihren Betrieb!
- Aufzuchtbedingungen optimieren
Tun Sie alles dafür, um die Aufzuchtbedingungen für Ihre Jungtiere optimal zu gestalten. Vermeiden Sie Nachlässigkeiten oder sogar Fehler in der Haltung, Fütterung und in der medizinischen Versorgung.
- Gesunde Aufzucht der Kälber sicherstellen
Hohe Erstkalbealter können ein Hinweis auf gesundheitliche Probleme in der Aufzucht sein. Das EKA mehrfach erkrankter Tiere kann sich um mehr als zwei Monate erhöhen.
Konsequente und regelmäßige Kontrolle
Erheben Sie für alle Tiere konsequent und regelmäßig Daten während der Aufzucht und der Laktationen, damit Sie mögliche Veränderungen erkennen und Ihre Betriebsabläufe verbessern können.
Lesen Sie gerne auch weitere Informationen über die erfolgreiche Kälberaufzucht in unserem Artikel zur Fruchtbarkeit bei Milchkühen!
Quellen:
1Freuen, Stefan/Hoy, Steffen: So wirkt sich das Erstkalbalter auf die Lebensleitung aus, Milchpraxis 2/2020 (54. Jg.), S. 12-14.