Schäfer mit Hütehund und Schafen

Q-Fieber in meiner Umgebung - Was kann ich als Landwirt tun?

Dr. Christina Hirsch

·

2.03.2023

·

11 Min. Lesezeit

So ist es zum Beispiel im Jahr 2023 passiert: Knapp ein Dutzend Menschen der Gemeinde Amt Neuhaus im niedersächsischen Landkreis Lüneburg haben sich mit Q-Fieber infiziert. Es sind zudem auch einige Schafe erkrankt. Was können Sie als Landwirt nun tun? Denn Q-Fieber ist eine Erkrankung, die von Tieren auf den Menschen übertragen wird (Zoonose). 

Mehr zum Thema Q-Fieber beim Menschen erfahren Sie hier.

Was verursacht das Q-Fieber?

Das Bakterium „Coxiella burnetii“ (in der Mehrzahl gern auch Coxiellen genannt) ist ein sehr widerstandsfähiger Krankheitserreger, der bis zu 2 Jahre lange in der Umwelt (z.B. in Einstreu, Staub), und im Fell von Tieren überleben kann. Coxiellen sind extrem thermostabil und überleben auch eine 30min Wäsche bei 60°C. Ein direkter Kontakt mit Coxiellen ist nicht nötig, um krank zu werden, denn sie werden vornehmlich über die Luft übertragen1. Wobei die Bakterien durch Wind bis zu 18 km weit verbreitet werden können2. Wichtig für Sie ist der Umstand, dass bereits 10 Bakterien ausreichen, um sich anzustecken. Und bei der Geburt von Kälbern oder Lämmern von infizierten Tieren werden pro Gramm Plazenta 1 Milliarde Coxiellen ausgestoßen - also ein möglicher Infektionsherd für Menschen, die bei der Geburt assistieren, oder auch nur in der Nähre sind! 

Tipp: Wenn Sie Landwirt sind und Ihre Rinder, Schafe oder Ziegen kostenlos testen möchten, bieten wir Ihnen kostenlose Diagnostik in Zusammenarbeit mit Ihrem Tierarzt an. Dafür können Sie sich jetzt einfach hier registrieren.

Welche Symptome treten auf?

In vielen Fällen verläuft die Infektion mit Q-Fieber beim Menschen ohne Symptome und muss nicht behandelt werden. Bei etwa der Hälfte der infizierten Menschen treten nach circa 1-3 Wochen die ersten Symptome auf, die einer Grippe ähneln. Kopf- und Gliederschmerzen, Schüttelfrost, Mattigkeit sowie Fieber sind häufige Beschwerden. Sollten Sie Mitarbeiter oder Besucher ihres Betriebes unter solchen Beschwerden leiden und vorher bei einer Geburt dabei gewesen sein, denken Sie an Q-Fieber!

In 4 % der Fälle kann es auch zu Komplikationen wie Hepatitis, Pneumonie, Meningitis oder Enzephalitis kommen, die eine stationäre Behandlung der Patienten erfordern. Haben Sie ein künstliches Gelenk, implantierte Geräte wie Herzschrittmacher oder eine künstliche Herzklappe? Dann müssen Sie besonders auf sich acht geben, denn die Coxiellen siedeln sich gern bei allem was im Körper "künstlich" ist an und werden unheimlich schwer entdeckt. Sollten Sie also über unerklärliches Fieber leiden, dass kommt und geht und dessen Ursache nicht ermittelt werden kann, denken Sie an Q-Fieber. 

Chronische Krankheitsverläufe sind zwar selten, aber wegen ihrer Schwere gefürchtet. Dieser tritt bei circa 2 % aller Infizierten auf und kann zu Herzerkrankungen und dem chronischen Erschöpfungssyndrom führen.

Hier können Sie mehr zu dem, durch Q-Fieber verursachten, chronischen Erschöpfungssyndrom lesen. 

Bei Tieren verläuft die Erkrankung in der Regel nicht wie eine Grippe, sondern hier treten vor allem Fruchtbarkeitsstörungen und Aborte auf. Die Bakterien nisten sich nämlich mit Vorliebe in den Reproduktionsorganen der Ziegen, Schafen und Rinder ein und werden dann über die Geburt millionenfach ausgestoßen. Für Wiederkäuer steht ein Impfstoff zur Verfügung, für Menschen leider nicht. Mehr zur Erkrankung bei Tieren lesen Sie hier. 

Für welche Personen stellt Q-Fieber ein besonderes Risiko dar?

Besonders gefährdet von einer folgenschweren Infektion sind Schwangere . Denn die Erkrankung kann zu Fehl- und Frühgeburten führen. Auch immunsupprimierte Personen und wie oben erwähnt Personen mit "künstlichen" Implantaten sind einem höheren Risiko ausgesetzt, einen komplizierten Verlauf der Infektion zu erleiden. 

Panorama Kühe auf Weide

Wie steckt man sich an?

Q-Fieber verbreitet sich nicht von Mensch zu Mensch und ist keine neue Erkrankung. Deshalb muss man jetzt nicht mit einer neuen Pandemie rechnen. Jedoch muss man für eine Ansteckung keinen direkten Tierkontakt zu Schafen, Ziegen oder Rindern haben. Die Ansteckung erfolgt über die Einatmung von Staubpartikeln, die den Erreger enthalten. Wenn infizierte Schafe, Rinder oder Ziegen auf einer freien Fläche weiden, kann der Wind die Erreger bis zu 18 km weit verbreiten. Auch Geburten, die unter freiem Himmel passieren, kontaminieren die Umgebungsluft. So warnte zum Beispiel der Gaia Zoos in Kerkrade (Niederlande) in der Nähe von Aachen im Mai 2025 seine Besucher vor einer möglichen Q-Fieberinfektion, denn dort haben mit Q-Fieber infizierte Wald-Rentiere Jungtiere auf die Welt gebracht und hätten das Bakterium so auf den Menschen übertragen können.

Lies dazu auch unseren Artikel:  Unerklärliche Kopfschmerzen und Fieber nach Besuch im Zoo oder Wildpark? Auch Rot- und Damwild können Q-Fieber übertragen!

Vor allem im ländlichen Raum und teilweise auch in den Außenbezirken von Städten – also dort, wo Tiere und Menschen dicht beisammen leben – kommt es immer wieder vereinzelt zu Krankheitsausbrüchen, die sich zu Q-Fieber-Kleinraumepidemien ausweiten können. Besonders gefährdet sind Menschen, die engen Kontakt mit Tieren haben, zum Beispiel Schäfer, Landwirte, Tierärzte und auch Schlachthofarbeiter.

Wie kann Q-Fieber behandelt werden?

Wenn die Erkrankung erkannt wird, gibt es für Menschen wirksame Behandlungsmethoden. In der Regel werden Antibiotika eingesetzt, die je nach Art der Q-Fieber Erkrankung über einen teilweise sehr langen Zeitraum verabreicht werden müssen. Bei einer akuten Erkrankung reicht eine Behandlung mit Doxycyclin über 3 Wochen aus, bei einer chronischen Erkrankung muss es jedoch über ein ganzes Jahr eingenommen werden. 

Wo gibt es Q-Fieber?

Q-Fieber ist in allen Ländern weltweit verbreitet. Die einzige Ausnahme ist Neuseeland. Menschen in Ländern, in welchen die Schaf- und Ziegenhaltung eine große Rolle spielt oder Menschen sehr eng mit Tieren leben, sind einem höheren Risiko ausgesetzt, an Q-Fieber zu erkranken. In Afrika stellt Q-Fieber ein großes Problem dar und ist die Ursache für 2-9% aller Krankenhausaufenthalte, die nicht Malaria zuzuordnen sind. 

Q-Fieber in Deutschland:

Diese Erkrankung ist beim Menschen meldepflichtig und muss dem Gesundheitsamt mitgeteilt werden3. Das Robert-Koch-Institut dokumentiert jährliche Fallzahlen, die beim Menschen berichtet werden mittels SurvStat@RKI 2.0 - Web-basierte Abfrage der Meldedaten gemäß Infektionsschutzgesetz (IfSG)4

 

Baden-Württem-berg

Bayern

Berlin

Brandenburg

Bremen

Hamburg

Hessen

Mecklenburg-Vorpommern

Nieder-sachsen

Nordrhein-Westfalen

Rheinland-Pfalz

Saarland

Sachsen

Sachsen-Anhalt

Schleswig-Holstein

Thüringen

2015

216

13

6

2

 

3

51

1

11

26

11

 

14

4

3

3

2016

166

19

5

3

 

2

22

8

13

36

18

1

3

4

6

5

2017

49

15

4

2

 

1

14

 

7

11

11

 

3

4

6

2

2018

33

12

7

2

 

5

18

1

6

12

5

1

4

1

9

 

2019

101

12

2

   

2

16

 

3

12

6

3

3

2

3

2

2020

20

11

4

3

 

3

5

2

9

6

9

 

1

2

2

1

2021

30

22

30

9

   

14

4

12

11

6

 

3

1

2

2

2022

22

10

6

 

1

1

18

7

14

10

9

 

2

 

7

4

2023

18

15

6

     

9

5

15

11

8

2

4

2

4

3

2024

19

20

5

2

1

3

8

3

8

19

14

2

10

 

6

2

2025

13

14

2

   

2

6

4

2

12

7

   

7

7

1

 

1987

814

114

40

3

37

907

56

179

785

240

17

69

48

148

443

Wie man erkennen kann, besteht die größte Gefahr an Q-Fieber zu erkranken, wenn man in Baden-Württemberg, Hessen und Bayern wohnt.

Die Infektionszahlen in Deutschland schwanken von Jahr zu Jahr.  Dennoch muss man bedenken, dass die Dunkelziffer wahrscheinlich um ein Vielfaches höher liegt, da die Symptome auch von vielen anderen Krankheitsbildern verursacht werden, nicht routinemäßig auf Q-Fieber getestet wird und die Ursache der Erkrankung somit häufig nicht erkannt wird. 

Wenn Sie mehr über die Verbreitung von Q-Fieber in Deutschland wissen möchten, lesen Sie diesen Artikel: Das Q-Fieber in Zahlen: Krankheitsfälle und Verbreitung.

Quellen:

1: Hurtado et al., 2023

2: Hawker et al., 1998

3: Labordiagnostischer Nachweis meldepflichtig gemäß § 7 IfSG (in der Regel durch das Labor) Jahrbuch_2022.pdf 

4: SurvStat@RKI 2.0 - Web-basierte Abfrage der Meldedaten gemäß Infektionsschutzgesetz (IfSG)https://survstat.rki.de/Content/Query/Create.aspx 

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