Symptome, Verlauf, Schutzmaßnahmen und was im Seuchenfall zu tun ist
Was dich in diesem Artikel erwartet:
- Was ist die Lumpy Skin Disease (LSD)?
- Woher kommt die Krankheit und wie breitet sie sich aus?
- Welche Symptome zeigen erkrankte Tiere?
- Was passiert im Fall eines Ausbruchs?
- Warum ist Aufmerksamkeit jetzt so wichtig?
Was ist die Lumpy Skin Disease eigentlich?
Die Lumpy Skin Disease (LSD), auch Hautknotenkrankheit oder Knötchenkrankheit genannt, ist eine Viruskrankheit, die ursprünglich nur in Afrika vorkam. Inzwischen aber hat sie sich über den Nahen Osten und Südosteuropa weiterverbreitet – und rückt immer näher an Deutschland heran. Auslöser ist ein sogenanntes Capripox-Virus, das Rinder, Büffel, Altweltkamele, Wasserbüffel und Bisons betrifft, unabhängig von Rasse, Alter oder Haltungsform.
Der Name „Lumpy Skin“ kommt nicht von ungefähr: Typisch sind feste, knotenartige Veränderungen der Haut, die sich über den ganzen Körper ziehen können. Und auch wenn LSD selten tödlich verläuft, schwächt sie betroffene Tiere erheblich – mit spürbaren Folgen für Gesundheit, Leistung und Wirtschaftlichkeit.
Verbreitung: Wie kommt das Virus in den Stall?
Ursprünglich war die Krankheit in Afrika endemisch – das heißt: dort kam sie regelmäßig und verbreitet vor. Doch 2013 wurde sie erstmals im Nahen Osten festgestellt. Zwei Jahre später, 2015, trat LSD zum ersten Mal in Europa auf – und zwar in Griechenland. Von dort aus breitete sich das Virus rasch auf mehrere Länder Südosteuropas aus, unter anderem nach Bulgarien, Serbien, Nordmazedonien, Albanien und in Teile der Türkei.
Seitdem hat sich das Virus kontinuierlich weiter nach Westen ausgebreitet. Nach einer Phase ohne weitere Ausbrüche in Südosteuropa bis Mai 2025 breitete sich die Lumpy Skin Disease (LSD) in der Zwischenzeit zunehmend in Teilen Südostasiens aus. Aktuelle Meldungen aus mehreren Ländern der Region unterstreichen die globale Ausdehnung der Krankheit. Am 23. Juni 2025 berichtete Italien über den ersten LSD-Ausbruch auf Sardinien, gefolgt von einem weiteren Fall am 25. Juni 2025 in Norditalien (Mantua, Lombardei). Frankreich meldete am 30. Juni 2025 seinen ersten Ausbruch in der Region Savoie nahe der Schweizer Grenze. Am 2. Juli 2025 bestätigte Italien zusätzliche LSD-Fälle auf Sardinien, was auf eine weitere Ausbreitung des Infektionsgeschehens in Südeuropa hindeutet. Diese Entwicklungen verschärfen die epidemiologische Lage in Europa deutlich, insbesondere da die aktuelle Jahreszeit mit erhöhter Insektenaktivität die vektorbasierte Übertragung begünstigt.1
Übertragen wird das Virus vor allem durch stechende Insekten wie Stechmücken, Gnitzen oder Bremsen, aber auch Zecken. Das macht die Verbreitung besonders tückisch, denn sie lässt sich kaum durch direkte Maßnahmen kontrollieren. Hinzu kommen Risiken durch den Tierverkehr, also das Verbringen infizierter Tiere oder deren Produkte. Besonders problematisch: Erste Krankheitszeichen sind oft unspezifisch oder fehlen ganz – sodass sich das Virus unbemerkt ausbreiten kann.
In Deutschland gibt es bislang noch keinen nachgewiesenen Ausbruch – aber das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) spricht von einer „deutlich erhöhten Gefährdungslage“. Und das heißt: wachsam bleiben, aufklären, vorbereiten.
Symptome: Woran erkenne ich LSD bei meinen Tieren?
Die Krankheitsanzeichen können anfangs leicht übersehen werden – besonders in der frühen Phase der Infektion wirken betroffene Tiere oft nur leicht matt oder unauffällig. Doch wenn sich typische Symptome zeigen, sind diese meist eindeutig und lassen eine klare Verdachtsdiagnose zu:
- Knoten (Lumps) an der Haut: meist fest, rund, erhaben und 0,5-5 Zentimeter groß
- Die Haut über den Knoten stirbt nach fünf bis sieben Wochen ab
- Hautnekrosen oder Verkrustungen im weiteren Verlauf
- Fieber, oft über 40 °C
- Appetitlosigkeit und Rückgang der Milchleistung
- Schwellungen an den Lymphknoten
- In schweren Fällen: Lungenentzündung oder Unfruchtbarkeit
Gerade in den ersten Tagen nach der Infektion wirken viele Tiere einfach „nicht fit“ – was bei Sommerhitze oder anderen Belastungen leicht übersehen werden kann. Umso wichtiger ist es, bei Verdachtsfällen schnell zu reagieren.
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Krankheitsverlauf: Nicht immer dramatisch, aber nie harmlos
Nach der Infektion dauert es rund eine Woche, bis erste Symptome auftreten. Einige Tiere bleiben weitgehend unauffällig, andere zeigen schwere Verlaufsformen mit hohem Fieber, Entzündungen im ganzen Körper und starker Leistungsminderung. Auch Sekundärinfektionen (z. B. durch Fliegen) können dazukommen und die Heilung verzögern.
In vielen Fällen überleben die Tiere – aber die Genesung kann sich über Wochen ziehen. Gerade bei Milchkühen führt LSD oft zu massiven Einbußen, auch durch Fruchtbarkeitsstörungen oder Schlachtwertverluste infolge der Hautveränderungen.
Bekämpfung im Ernstfall: Was passiert, wenn LSD ausbricht?
Wichtig zu wissen: Bereits der Verdacht auf LSD muss dem zuständigen Veterinäramt gemeldet werden – eine schnelle Reaktion ist entscheidend. Eine Impfung gegen die Krankheit ist in Deutschland bislang nicht zugelassen, kommt jedoch in vielen betroffenen Ländern erfolgreich zum Einsatz. So plant die Schweiz aktuell im Kanton Genf eine Impfung der betroffenen Tierarten.2
Sollte LSD tatsächlich in Deutschland auftreten, greifen umfassende Bekämpfungsmaßnahmen nach Tiergesundheitsrecht. Diese sehen unter anderem Folgendes vor:
- Tötung erkrankter oder verdächtiger Tiere, um die Virusverbreitung zu stoppen
- Sperrzonen und Restriktionsgebiete, in denen Tierverkehr stark eingeschränkt wird
- Untersuchung angrenzender Bestände, insbesondere in Hochrisikozonen
Diese Maßnahmen sind zwar drastisch – aber notwendig, um eine Ausbreitung wie in Südosteuropa zu verhindern. Denn LSD verbreitet sich rasch und lässt sich nur schwer eindämmen, wenn sie einmal Fuß gefasst hat. Zum Schutz der eigenen Tiere kann aber der Einsatz von Repellentien sinnvoll sein. Tiertransporter, die aus den betroffenen Regionen nach Deutschland oder Österreich einreisen - unabhängig davon, ob sie Tiere transportieren oder leer unterwegs sind - können Vektoren einschleppen. Daher ist unbedingt auf eine sorgfältige Reinigung und Desinfektion dieser Fahrzeuge zu achten.
Fazit: Besser jetzt handeln, als später reagieren
LSD ist keine theoretische Gefahr mehr – sie ist auf dem Vormarsch. Auch wenn Deutschland/Österreich bislang verschont geblieben ist, bedeutet das nicht, dass wir uns in Sicherheit wiegen können. Jeder Betrieb kann mithelfen, die Ausbreitung zu verhindern: durch gute Vorbereitung, konsequente Hygiene, wachsame Augen und eine gesunde Portion Respekt vor einer Krankheit, die nicht nur das einzelne Tier betrifft, sondern ganze Betriebe lahmlegen kann.
Wer heute aufmerksam ist, schützt morgen seinen Bestand.
1 https://www.fli.de/de/aktuelles/tierseuchengeschehen/lumpy-skin-disease/
2 https://www.blv.admin.ch/blv/de/home/tiere/tierseuchen/uebersicht-seuchen/alle-tierseuchen/lumpy-skin-disease.html