
- Krankheiten & Zoonosen
Zoonosen – Infektionskrankheiten, welche sowohl vom Tier auf den Menschen, als auch andersherum übertragen werden können – gewinnen durch verschiedene Faktoren wie das rasche weltweite Bevölkerungswachstum, veränderte Umweltbedingungen und Klimaveränderungen zunehmend an Bedeutung.
Zahlreiche Viren, Bakterien, Parasiten und Pilze sind als Auslöser von Zoonosen bekannt. Dabei erfolgt die Übertragung meist über direkten (Tier-)Kontakt, über Verletzungen, die Luft (Inhalation) oder kontaminierte Lebensmittel (Fleisch oder Milch). Neben sogenannten belebten Vektoren wie Stechmücken, Wanzen oder Zecken, die den Erreger auf den Menschen übertragen, ohne selbst zu erkranken, spielen auch unbelebte Vektoren wie Staub, Wind und Kleidung eine Rolle bei der Übertragung von Zoonosen.
Erfahren Sie mehr zur Ceva Aufklärungskampagne zu Zoonosen: Aufklärungskampagne von Ceva - Zoonosen aus dem Kuhstall.
Die meisten Erkrankungen sind eine Folge des direkten Tierkontaktes (z.B. Kälberflechte) oder über den Kontakt mit Kot (Salmonella spp., Escherichia coli, Campylobacter spp.), Staub oder Wind wie bei z.B. Q-Fieber. Andere Zoonosen werden im Zusammenhang mit Aborten (Q-Fieber, Brucella abortus, Listeria monocytogenes und Chlamydia abortus), dem Kontakt von Urin (Leptospira hardjo) oder dem Kontakt mit Kadavern (Clostridium spp.) beschrieben. Im Rinderbereich sind vor allem Kryptosporidiose und Dermatomykosen (Hauterkrankungen hervorgerufen durch Pilze) sowie Q-Fieber und Salmonellose von Relevanz. Auch weitere bakterielle Erreger wie Campylobacter spp. und Pasteurella multocida gelten als zoonotische Gefahr für den Menschen.
Eine Infektion mit dem Parasiten Cryptosporidium parvum kann bei jungen Kälbern schwere Durchfallerkrankungen auslösen. Besonders betroffen sind Tiere in den ersten zwei Lebenswochen – hier ist Cryptosporidium parvum der häufigste Erreger. Die Folgen: starker Durchfall, Flüssigkeitsverlust und im schlimmsten Fall der Tod. Junge Kälber sind besonders gefährdet, da ihr Immunsystem noch nicht vollständig entwickelt ist. Doch nicht nur Tiere sind betroffen: Auch Menschen können sich durch den direkten Kontakt mit infizierten Tieren oder deren Kot anstecken. Während gesunde Erwachsene meist nur unter leichtem Durchfall, Bauchschmerzen und Übelkeit leiden, kann die Krankheit für immungeschwächte Personen ernsthafte Folgen haben. Vorbeugung ist daher entscheidend: Das gründliche Reinigen und Desinfizieren von Kälberiglus und Tränkeeimern – am besten zweimal täglich und mit geeigneten Desinfektionsmitteln – gilt als wichtigste Schutzmaßnahme.
Lesen Sie dazu auch unseren Artikel: Durchfall nach Bauernhofbesuch oder einem Tag im Streichelzoo? – Kryptosporidien als unterschätzte Gefahr für Mensch und Tier.
Pilzinfektionen bei Kälbern – auch für den Menschen ansteckend
In vielen Kälberställen tritt eine typische Hauterkrankung auf: die sogenannte Kälberflechte. Ausgelöst wird sie beim Rind durch den Pilz Trichophyton verrucosum, der nicht nur Tiere, sondern auch Menschen befallen kann. Die Infektion gehört zur Gruppe der Dermatomykosen – Pilzerkrankungen der Haut. Übertragen wird der Erreger meist durch direkten Kontakt mit infizierten Tieren oder deren Hautschuppen. Beim Menschen zeigt sich die Krankheit durch runde, juckende Hautstellen, die unangenehm sein können – aber behandelbar sind. Besonders problematisch: Die Sporen des Pilzes sind äußerst widerstandsfähig. Sie überleben in den Krusten der Läsionen und können sich im ganzen Stall verbreiten. Dadurch wird es schwierig, die Infektion vollständig aus dem Bestand zu entfernen. Impfungen – prophylaktisch als auch therapeutisch – können da Abhilfe leisten.
Mehr zum Thema Rinder- bzw. Kälberflechte erfahren Sie in unserem Artikel Rinderflechte beim Menschen – was Sie über die Krankheit wissen müssen.
Das sogenannte Q-Fieber – abgeleitet vom englischen „Query Fever“, was so viel wie „unklares Fieber“ bedeutet – wird durch das Bakterium Coxiella burnetii verursacht. Das Bakterium ist extrem widerstandsfähig und kann monatelang in der Umwelt überleben. Übertragen wird es meist durch das Einatmen von mit Erregern belastetem Staub – zum Beispiel im Stall. Auch der Kontakt mit Abortmaterial infizierter Tiere oder deren Ausscheidungen birgt ein hohes Risiko. Bei Rindern verläuft die Krankheit oft unauffällig mit subtilen Symptomen. In einigen Fällen können Fruchtbarkeitsstörungen, Fieber, Atemwegserkrankungen oder Probleme wie Nachgeburtsverhalten auftreten. Für den Menschen zeigt sich Q-Fieber meist mit grippeähnlichen Symptomen: Fieber, Schüttelfrost, Gliederschmerzen und Müdigkeit. Bei Schwangeren kann es zu ernsten Komplikationen kommen – bis hin zu Fehlgeburten.
Weiterführende Informationen zu Q-Fieber beim Menschen lesen Sie hier Q-Fieber bei Menschen: Schwere akute und chronische Erkrankungen möglich.
Wie sich Q-Fieber bei Rindern, Schafen und Ziegen äußert, lesen Sie hier Q-Fieber bei Tieren: Was Sie über die Infektionskrankheit wissen sollten.
Ausgelöst wird die Salmonellose sie durch Bakterien der Gattung Salmonella, insbesondere durch das Serovar (was gleichbedeutend mit Untergruppe einer Bakterienart ist) Salmonella Typhimurium. Infektionen treten sowohl bei Tieren als auch bei Menschen auf – meist durch den Kontakt mit infizierten Tieren. Die Symptome beim Menschen beginnen meist einige Stunden nach der Ansteckung: Durchfall, Fieber, Erbrechen und Bauchkrämpfe können mehrere Tage anhalten. Besonders gefährdet sind Kleinkinder, ältere Menschen und Personen mit geschwächtem Immunsystem, bei denen die Infektion schwerer verlaufen kann.
Die Bekämpfung von Zoonosen ist je nach Erreger und dessen Widerstandsfähigkeit unterschiedlich schwierig. Die Tenazität, also die Fähigkeit eines Erregers, unter verschiedenen Bedingungen zu überleben, spielt eine entscheidende Rolle bei der Bekämpfung. Einige Erreger sind sehr robust und können in der Umwelt lange überdauern, was die Kontrolle und Prävention von Infektionen erschwert. Daher ist es wichtig, sich der spezifischen Eigenschaften der jeweiligen Erreger bewusst zu sein, um geeignete Maßnahmen zur Bekämpfung und Prävention durchzuführen.
Um die Gesundheit von Mensch und Tier nicht zu beeinträchtigen und das Potential für Zoonosen so gering wie möglich zu halten sind verschiedene Schutzmaßnahmen unerlässlich:
Das Vorkommen von Erkrankungen kann durch den Einsatz von gezielter, frühzeitiger Diagnostik wie On-Farm-Schnelltests und Impfmaßnahmen eingedämmt werden. Schnelltests zur Früherkennung von Durchfallerkrankungen durch Cryptosporidium parvum bei Kälbern können helfen, Krankheitsausbrüche frühzeitig zu erkennen. Impfmaßnahmen sind zudem von entscheidender Bedeutung, um langfristig den Erregerdruck im Bestand zu senken. In einigen Bundesländern gibt es diesbezüglich Beihilfe seitens der Tierseuchenkassen.
Generell ist bei Zoonosen-Verdacht wichtig, den Tierarzt aber ggf. auch Hausarzt zu Rate zu ziehen, um schnell auf die Situation reagieren zu können und damit die Verbreitung im Bestand einzudämmen.
Abschließend lässt sich sagen, dass Sie sich als Tierhalter über die Bedeutung von Zoonosen und dessen Ausmaße bewusst sein sollten – nicht nur für sich selbst, sondern auch für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Besuchergruppen. Durch die Umsetzung gezielter Maßnahmen können die Betriebe sich selbst sowie andere vor Zoonosen schützen und die Gesundheit in der Rinderhaltung nachhaltig fördern. Eine umfassende Aufklärung und Sensibilisierung aller Beteiligten trägt dazu bei, das Risiko von Infektionen zu verringern und ein sicheres Arbeitsumfeld zu schaffen.
Tipp: Nur wer Bescheid weiß, kann sich schützen! Schulen Sie Ihre Mitarbeiter und hängen Sie unser Stallposter über Zoonosen in der Umkleide oder im Pausenraum gut sichtbar auf. Das Poster ist in den Sprachen Deutsch, Englisch, Polnisch, Rumänisch und Bulgarisch erhältlich: Stallposter Zoonosen.