Epizootische hämorrhagische Krankheit (EHD): Was Landwirte jetzt wissen müssen

Dr. Christina Hirsch

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30.01.2025

·

4 Min. Lesezeit

Darum geht's in diesem Artikel

  • EHD in Europa: Wo die Krankheit aufgetreten ist und warum sie uns Landwirte betrifft
  • Das Virus: Was ist EHD, und wie unterscheidet es sich von anderen Tierkrankheiten?
  • Symptome bei Rindern: Worauf Sie achten müssen
  • Wie sich EHD verbreitet: Der Einfluss von Insekten und Jahreszeiten
  • Was wir tun können: Überwachung und Schutzstrategie

EHD: Eine neue Bedrohung für Landwirte

Im Oktober 2022 hat eine neue Tierkrankheit, die Epizootische hämorrhagische Krankheit (EHD), zum ersten Mal Europa erreicht. Die Krankheit wurde zum ersten Mal 1955 in den USA nachgewiesen und breitete sich dann im Westen Kanadas sowie in der Türkei, in Nordafrika und Israel aus. Die Krankheit trat Ende 2022 erstmals zunächst in Sizilien und Sardinien auf und hat sich seither rasch nach Spanien, Portugal und Frankreich ausgebreitet. Für viele Landwirte ist EHD ein völlig neuer Begriff – und genau deshalb ist es wichtig, die wichtigsten Fakten zu kennen.

Was ist EHD?

EHD verursacht bei Tieren ähnliche Symptome wie die Blauzungenkrankheit (Bluetongue). Besonders problematisch ist der Serotyp 8, der für Rinder hochgefährlich ist. Schafe können ebenfalls betroffen sein, zeigen jedoch meist weniger schwere Krankheitsverläufe. Ziegen sind weitgehend unempfänglich für das Virus, können aber Antikörper entwickeln, was auf eine durchlaufene Infektion hinweist. EHD ist eine reine Tierseuche und stellt somit keine Gefahr für Menschen dar.

Das Virus wird, wie die Blauzungenerkrankung, durch Gnitzen, (Culicoides spp.; kleine stechende Insekten) übertragen, was bedeutet, dass die Krankheit vor allem in warmen Monaten aktiv ist, wenn diese Insekten besonders häufig vorkommen.

EHD ist eine anzeigepflichtige Erkrankung, daher unterliegt die Bekämpfung der EHD sehr strengen Regeln.

Es gibt keine Behandlungsmöglichkeit für erkrankte Tiere, es können lediglich die Symptome behandelt werden.

  • Antiseptische und wundheilende Lokalpflege gegen die Schmerzen
  • Rehydrierung (Infusionen, Drenching). Erleichtern Sie den Zugang zu Wasser (achten Sie auf Tränken mit Schieber oder Paddel).
  • Supplementierung mit Vitaminen und Spurenelementen
  • Leicht zu fressendes Futter verfüttern
  • Entzündungshemmende Mittel 

Eine Impfung bietet den einzigen effektiven Schutz vor Erkrankung und Virusausbreitung.

Wie erkenne ich EHD bei Rindern?

EHD ist heimtückisch, weil die Symptome sehr unterschiedlich und oft unspezifisch sind. Bei Rindern gibt es jedoch einige Anzeichen, auf die Sie achten sollten:

Klinische Symptome von EHD

  • Kongestion des Euters (Zitzen manchmal betroffen)
  • Nasenausfluss mit Krusten
Kuh mit Nasenausfluss
  • Übermäßiger Speichelfluss
  • Erosionen am Zahnfleischrand mit weißlichem Belag sind typisch für EHD
Kuh mit Erosionen am Zahnfleischrand Symptom AHD

Außerdem können Rinder an Lahmheit, einem Rückgang der Milchproduktion und einer Reihe anderer Symptome leiden. In extremen Fällen kommt es zu Komplikationen wie Nieren- oder Atemversagen.

Kuh mit Symptom geschwollene Augenlider

  • Perakute (außergewöhnlich plötzlich auftretende) Fälle: Tod durch Lungenprobleme.
  • Akute Fälle: Fieber, Appetitlosigkeit, Lethargie, Wunden im Maul und an der Nase, Nasen- und Augensekretionen, geschwollene Augenlider und Atemprobleme.
  • Schwere Fälle: Tiefgehende Wunden und Geschwüre im Maul, die das Fressen und Trinken unmöglich machen.
EHD Symptom schwere Geschwüre im Maul

Haben Sie solche Symptome bei Ihren Tieren beobachtet? Zögern Sie nicht, Ihren Tierarzt zu kontaktieren. Frühzeitiges Handeln kann größere Schäden verhindern!

Wie verbreitet sich EHD?

Die Hauptschuldigen bei der Verbreitung von EHD sind Gnitzen, die das Virus von einem Tier zum nächsten tragen. Diese Gnitzen können bis zu fünf Kilometer weit fliegen – mit Hilfe von Wind sogar noch viel weiter.

Die Krankheit tritt vor allem in den wärmeren Monaten auf, wenn die Insekten aktiv sind. Mit sinkenden Temperaturen im Winter nimmt die Gefahr ab, doch sobald der Sommer zurückkehrt, steigt das Risiko wieder.

EHD in Europa: Zahlen und Fakten

In den letzten zwei Jahren hat sich EHD in mehreren europäischen Ländern stark ausgebreitet. Besonders betroffen ist Frankreich, wo bis Mai 2024 bereits über 4.000 Ausbrüche gemeldet wurden, hauptsächlich nahe der spanischen Grenze. Im Laufe des Sommers kamen mehr als 3.000 weitere Ausbrüche hinzu – ein deutlicher Hinweis darauf, wie stark die Krankheit in diesem Land präsent ist.

In Spanien sind die offiziellen Zahlen deutlich niedriger: Bis Juni 2024 wurden 251 Ausbrüche registriert, seither kamen weitere 176 hinzu. Auch Portugal verzeichnet bisher weniger Fälle, mit insgesamt über 140 Ausbrüchen, die vor allem im Norden des Landes und in der Region Badajoz gemeldet wurden.

Allerdings ist zu bedenken, dass die tatsächlichen Zahlen stark von der Test- und Überwachungsintensität abhängen. Wo nicht getestet wird, können Ausbrüche leicht unentdeckt bleiben. Diese Unterschiede in der Überwachung könnten die Diskrepanz zwischen den gemeldeten Zahlen in Frankreich und den Nachbarländern erklären. Es zeigt sich, wie wichtig eine flächendeckende Überwachung und Prävention sind, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen.

Was können Landwirte tun?

Der wichtigste Schutz gegen EHD ist Aufmerksamkeit und Zusammenarbeit:

  • Maßnahmen gegen Gnitzen: Kontrollieren Sie Insektenpopulationen auf Ihrem Betrieb, z. B. durch das Entfernen von stehendem Wasser, wo Gnitzen sich vermehren können oder konkrete Insektenbekämpfungsmaßnahmen.
  • Überwachung: Melden Sie verdächtige Fälle umgehend Ihrem Tierarzt.
  • Impfung: Es gibt bereits erste Impfstoffe, die gegen das Virus schützen. Sprechen Sie mit Ihrem Tierarzt, ob diese für Ihre Region verfügbar und empfehlenswert sind.

Fazit: Vorbereitung ist der beste Schutz

EHD ist eine neue Herausforderung für Landwirte in Europa, aber mit Wissen, Überwachung und der richtigen Strategie können wir diese Gefahr eindämmen. Halten Sie Ihre Tiere gut im Auge, achten Sie auf Anzeichen der Krankheit und informieren Sie sich über verfügbare Schutzmaßnahmen. Gemeinsam können wir den Sommer 2025 und kommende Saisons gut vorbereitet angehen.

Bleiben Sie informiert – und bleiben Sie wachsam!

 

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