Kalb im Stall

Schutzimpfung bei Kälberdurchfall – gute Investition oder schade um jeden Cent?

Gast Autor Ceva Rind

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1.02.2021

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4 Min. Lesezeit

Kälberdurchfall gehört zu den verlustreichsten Kälberkrankheiten und erfordert ein umfangreiches Hygiene- und Behandlungsmanagement. Es gibt vielfältige Möglichkeiten diese Krankheit im Bestand zu bekämpfen. Voraussetzung ist das Wissen über die Ursachen, die zum Durchfall führen.

Die Ursachen für Kälberdurchfall sind vielfältig. Es gibt infektiöse und nichtinfektiöse Ursachen. Mehr dazu erfahren Sie im Beitrag:

Kälberdurchfall stoppen: Ursachen und Symptome kennen und vorbeugen!

Impfungen sind ein Teil der Behandlungsstrategie. In diesem Artikel erfahren Sie unter welchen Voraussetzungen eine Impfung sinnvoll ist und was dabei zu beachten ist.

  • Kälberdurchfall im Betrieb – wo fange ich an?
  • Infektiöse Ursachen von Kälberdurchfall: Viren und Bakterien
  • Bestandsimpfstoff bei Kälberdurchfall sinnvoll?
Kälber neugierig auf der Weide

Kälberdurchfall im Betrieb - wo fange ich an?

Um die infektiösen Ursachen des Kälberdurchfalls spezifisch für Ihren Bestand zu ermitteln, ist es notwendig sich ein Bild über das Erregerspektrum zu verschaffen.  
Dafür sind Schnelltests verfügbar, die sofort im Stall eingesetzt werden können, aber nur ein begrenztes Spektrum anzeigen. Dies ist als erste Vororientierung aber durchaus sinnvoll.
Um ein umfassendes Bild über die Bestandssituation zu haben, ist es notwendig Kotproben von erkrankten Kälbern in Zusammenarbeit mit dem Hoftierarzt an ein darauf spezialisiertes Labor zu schicken. Diese Kälber sollten möglichst frisch erkrankt und noch nicht medikamentös vorbehandelt sein.
Das beauftragte Labor sendet eine genaue Analyse der Situation mittels eines Befundes an den Hoftierarzt. Dabei ist es auch möglich, eine Auflistung der wirksamen Medikamente erstellen zu lassen.

Infektiöse Ursachen von Kälberdurchfall: Viren und Bakterien

Gegen einen Großteil dieser Erreger stehen wirksame Impfstoffe zur Verfügung. Um das Kalb von Geburt an zu schützen, müssen diese Impfstoffe als Mutterschutzimpfung angewendet werden. Zu diesem Zweck werden die Impfstoffe den Färsen/ Kalbinnen und Kühen ein bzw. zweimal in den Wochen vor der Geburt verabreicht. Sie bilden dann wirksame Antikörper gegen diese Erreger und geben diese über das Kolostrum bzw. die Biestmilch an die Kälber weiter. Die Kälber sind aber nur in den ersten 24 Lebensstunden in der Lage, diese Schutzstoffe über den Darm aufzunehmen. Deshalb ist für eine gute Wirksamkeit der Impfung, eine optimale und ausreichende Versorgung der Kälber mit Kolostrum / Biestmilch unabdingbar.

Dabei ist es wichtig, dass die Kälber die Biestmilch von ihren eigenen Müttern bzw. von Kühen aus demselben Bestand bekommen. Denn die gebildeten Antikörper/Immunglobuline müssen zu dem Erregerspektrum in dem jeweiligen Bestand passen. Aus diesem Grund sollte, wann immer es möglich ist, das Kalb in den ersten 24 h Milch von der eigenen Mutter erhalten.
Mehr zum Kolostrummanagement erfahren Sie in diesem Artikel:

7 wertvolle Tipps für ein gutes Kolostrum-Management

Wann ist ein Bestandsimpfstoff bei Kälberdurchfall sinnvoll?

Wenn in der Diagnostik  Salmonellen nachgewiesen werden, ist das Labor verpflichtet, diesen Befund dem zuständigen Veterinäramt zu melden. Salmonellen beim Rind gehören zu den anzeigepflichtigen Tierseuchen, da sie auf den Menschen übertragen werden können. Die Behandlung der Salmonellose unterliegt strengen gesetzlichen Auflagen, die in der Salmonellose Verordnung geregelt sind. 
Für die Sanierung der betroffenen Bestände steht ein oraler Impfstoff für die Kälber zur Verfügung.

Für Rinder ab der 6. Lebenswoche kann ein Bestandsspezifischer Impfstoff hergestellt werden. Dabei wird der direkt aus dem Bestand isolierte Salmonellenstamm verwendet.

Beim Nachweis von Coli- und Clostridienstämmen ist zu beachten, dass diese Giftstoffe sogenannte Toxine bilden, die die eigentlich krankmachende Wirkung haben. Dabei ist es sehr wichtig in der Diagnostik abzuklären, ob und wenn ja welche Toxine/ krankmachenden Eigenschaften diese Erreger besitzen.
Wenn kein auf das Erregerspektrum des Bestandes passender Impfstoff auf dem Markt verfügbar ist, bildet die Gruppe der bestandsspezifischen Impfstoffe (z.B. Bestvac) eine individuelle Möglichkeit für die Herstellung eines Impfstoffes. Dieser wird aus den krankmachenden bakteriellen Erregern des Bestandes maßgeschneidert hergestellt. Hierzu werden die aus dem jeweiligen Bestand isolierten Erreger abgetötet und durch den Zusatz von wichtigen Trägerstoffen wird daraus ein Impfstoff hergestellt. Diese stallspezifische Vakzine wird ebenfalls als Muttertierschutzimpfung zweimal in den Wochen vor der Geburt verabreicht. Diese Gruppe der Impfstoffe ist individuell auf die Erregerlage im Bestand angepasst und kann bei Bedarf jederzeit aktualisiert werden. Es sei aber gesagt, dass es derzeit nicht möglich ist, einen Bestvac Impfstoff gegen Viren herzustellen.
Weiterhin werden auf dem Impfstoffmarkt auch zwei Seren angeboten, die sofortverfügbare Antikörper enthalten und den Kälbern direkt nach der Geburt eingegeben werden.
Ursache für den Durchfall können aber auch Parasiten sein. Dazu zählen Kryptosporidien und Kokzidien. Diese können nur medikamentös behandelt werden. Eine prophylaktische Impfung zur Vorbeuge ist leider nicht möglich.Kalb liegt im Stall im Heu

Dies klingt alles sehr kompliziert, ist es aber nicht!

Kälberdurchfall ist ein sehr komplexes Thema und kann vielfältige Ursachen haben. Aus diesem Grund heißt es, nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern dem Übel auf den Grund gehen. Der Markt bietet vielfältige Möglichkeiten zur Behandlung und Prophylaxe und es gibt auch eine Vielzahl bewährter Hausmittel. Wichtig ist zu wissen: was sind die Ursachen und welche Möglichkeiten kann ich für meinen Bestand nutzen? Ihr Hoftierarzt unterstützt Sie gern dabei. Es gibt kein „ pauschales Rezept“ sondern nur individuelle, der Bestandsituation angepasste Lösungen.
Gesunde und frohwüchsige Kälber sind der Lohn für diese Arbeit und diese zahlt sich langfristig aus.

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