
- Krankheiten & Zoonosen
Kommt Ihnen das bekannt vor? Mehrere Kühe im Bestand leiden nach dem Abkalben an Gebärmutterentzündungen. Die Behandlung erfolgt meist mit Antibiotika – doch trotz Therapie treten die Infektionen immer wieder auf. Das bedeutet nicht nur zusätzlichen Aufwand und Kosten, sondern birgt auch das Risiko, dass resistente Erreger entstehen.
Was, wenn es eine Möglichkeit gäbe, solche Infektionen gezielt zu verhindern und den Antibiotikaeinsatz spürbar zu senken? Autogene Bestands- oder Stallimpfstoffe bieten genau diese Chance. Sie werden individuell für den jeweiligen Betrieb hergestellt und ermöglichen eine maßgeschneiderte Immunisierung gegen die spezifischen Krankheitserreger im Bestand.
In diesem Artikel erfahren Sie:
Nutzen Sie die Möglichkeit, Ihre Herde nachhaltig zu schützen und gleichzeitig einen Beitrag zur Bekämpfung von Resistenzen zu leisten. Lesen Sie weiter und erfahren Sie, wie Sie autogene Impfstoffe erfolgreich in Ihrem Betrieb einsetzen können!
Die steigende Verbreitung antibiotikaresistenter Erreger stellt eine ernsthafte Bedrohung für die Tier- und Humanmedizin dar. Jeder Einsatz von Antibiotika birgt grundsätzlich das Risiko, dass sich resistente Bakterienstämme entwickeln und herkömmliche Medikamente immer weniger wirksam sind. Vor diesem Hintergrund wächst das Interesse an alternativen Lösungen, um Tierkrankheiten gezielt vorzubeugen und den Medikamentenverbrauch zu reduzieren.
Autogene Impfstoffe werden auch bestandsspezifische oder stallspezifische Impfstoffe genannt und bieten eine maßgeschneiderte Möglichkeit, genau auf die spezifische Erregersituation im eigenen Betrieb zu reagieren. Sie kommen dann zum Einsatz, wenn für den betreffenden Erreger kein zugelassener Impfstoff existiert. Ihre Herstellung und Anwendung sind durch die EU-Tierarzneimittelverordnung (VO (EU) 2019/6), das deutsche Tiergesundheitsgesetz sowie die Tierimpfstoff-Verordnung geregelt.
Ein wesentlicher Antrieb für den gezielten Einsatz autogener Impfstoffe ist die Reduzierung von Bestandsinfektionen und damit des Antibiotikaverbrauchs in der Tierhaltung. Internationale Institutionen wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das Europäische Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) warnen vor den Folgen eines unkritischen Antibiotikaeinsatzes und betonen den dringenden Handlungsbedarf.
Durch den gezielten Einsatz autogener Impfstoffe können Infektionskrankheiten im Bestand präventiv bekämpft werden, wodurch der Bedarf an antibiotischen Behandlungen deutlich sinkt. Ein stabil immunisierter Bestand verbessert nicht nur die individuelle Tiergesundheit, sondern reduziert auch die Übertragung resistenter Keime in die Umwelt und in den Lebensmittelkreislauf. Weniger antibiotische Eingriffe bedeuten auch geringere Rückstände in tierischen Produkten und eine höhere Sicherheit für den Endverbraucher.
Darüber hinaus wirkt sich die Reduzierung des Antibiotikaverbrauchs auch ökonomisch positiv auf den Betrieb aus. Einsparungen durch geringere Ausgaben für Medikamente und Behandlungskosten können in weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Tiergesundheit reinvestiert werden. Dies schafft eine Win-Win-Situation, in der sowohl die Gesundheit der Tiere als auch die wirtschaftliche Stabilität des Betriebs gefördert wird.
Autogene Impfstoffe werden aus inaktivierten Erregerstämmen hergestellt, die direkt aus Proben (Milch, Kot, Nasentupfer, Lungenspülproben, etc.) in dem betroffenen Bestand entnommen wurden. Dadurch ist es möglich, den Impfstoff exakt an die im Betrieb zirkulierenden Krankheitserreger anzupassen. Diese spezifische Herangehensweise erlaubt es, auch Lücken in der regulären Impfstoffpalette zu schließen und eine zielgerichtete Immunisierung zu gewährleisten. Die Verwendung erfolgt in Situationen, in denen keine zugelassenen Präparate zur Verfügung stehen.
In der Praxis haben sich bestandsspezifische Impfstoffe unter anderem bei diesen Erkrankungen bewährt:
Der Erfolg eines autogenen Impfstoffes beginnt mit einer fundierten Diagnostik. Es gilt, den spezifischen Erreger oder die relevanten Erregerstämme präzise zu identifizieren und zu bewerten. Dabei sollten folgende Aspekte berücksichtigt werden:
Ergänzend hierzu spielen moderne Diagnoseverfahren und molekulare Techniken eine immer größere Rolle. Diese ermöglichen eine noch genauere Identifikation der Erreger und unterstützen den Tierarzt bei der Entscheidung für die optimale Erregerkombination im Impfstoff. Eine Kombination aus klassischen und modernen Methoden steigert die Sicherheit und Effektivität des Impfkonzepts erheblich.
Die Produktion autogener Impfstoffe erfolgt unter strengen Regularien. Auch wenn diese Impfstoffe ohne die übliche Zulassung eingesetzt werden dürfen, müssen sie dennoch den Anforderungen der Guten Herstellungspraxis (GMP) entsprechen. Die entsprechenden EU-Vorschriften und nationalen Richtlinien sorgen dafür, dass auch bei diesen individuell hergestellten Präparaten eine hohe Qualität und Sicherheit gewährleistet wird.
Die Herstellung unterliegt dabei einem ständigen Qualitätsmanagement, um sicherzustellen, dass jedes Präparat den aktuellen Standards entspricht. Regelmäßige Überprüfungen und Anpassungen in den Produktionsprozessen tragen dazu bei, mögliche Risiken zu minimieren und die Sicherheit im Einsatz zu maximieren.
Besonders in der Rinderhaltung finden autogene Impfstoffe Anwendung, wenn herkömmliche Impfstoffe nicht den gewünschten Schutz bieten. Die Verabreichung kann je nach Produkt subkutan, intramuskulär, oral oder sogar intranasal erfolgen. Wichtig ist dabei:
Zusätzlich zeigen Praxisbeispiele, dass der Einsatz dieser Impfstoffe nicht nur die Anzahl akuter Krankheitsfälle reduziert, sondern auch die allgemeine Robustheit des Bestandes verbessert. Landwirte berichten von einer gesteigerten Vitalität ihrer Tiere und einer Reduktion von Sekundärinfektionen, was letztlich zu einem insgesamt gesünderen Betrieb führt.
Autogene Impfstoffe bieten Landwirten ein effektives Instrument, um gezielt auf die spezifische Erregerlage in ihrem Bestand zu reagieren und somit den Einsatz von Antibiotika zu reduzieren. Ein individuell angepasstes Impfprogramm reduziert Infektionskrankheiten, verbessert die Tiergesundheit, minimiert das Risiko von Infektionsausbrüchen und leistet einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung der Antibiotikaresistenz. Der Erfolg hängt dabei maßgeblich von einer engen Zusammenarbeit zwischen Tierarzt, Betrieb und Labor ab.
Ein integriertes Gesundheitsmanagement, das präventive Impfmaßnahmen und den verantwortungsvollen Einsatz von Antibiotika kombiniert, kann langfristig zu einer nachhaltigen Verbesserung der Tierhaltung führen. Dabei profitieren nicht nur die Tiere, sondern auch die landwirtschaftlichen Betriebe. Für weiterführende Informationen und eine detaillierte Beratung sollten Sie sich an Ihren Tierarzt wenden und die Empfehlungen von Fachinstitutionen wie dem Paul-Ehrlich-Institut heranziehen.
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