Kokzidien kommen relativ häufig im Kälberstall vor und können folgenschwere Symptome bei den Kälbern verursachen. Da sie eigentlich jedes Kalb in sich trägt, sagen wir Ihnen im folgenden Artikel, was Sie über den Erreger der Kokzidiose wissen müssen, um negative Auswirkungen auf Ihren Bestand zu vermeiden.
- Was sind Kokzidien?
- Für wen sind Kokzidien gefährlich?
- Wie und wann werden Kokzidien übertragen?
Was sind Kokzidien?
Kokzidien sind sogenannte parasitäre Einzeller. Viele Tierarten sind mit Kokzidien latent infiziert. Das heißt, sie tragen den Erreger im Darm und scheiden große Mengen aus, erkranken aber selbst nicht. Wenn die Tiere jedoch erhöhtem Stress ausgesetzt sind, wie zum Beispiel anderen Infektionen, Transportstress oder Futterumstellung, dann kann die Erkrankung ausbrechen und die Tiere entwickeln Durchfall.
Die Kokzidien sind Parasiten, die hauptsächlich in der Stall- bzw. Intensivhaltung Probleme bereiten. Sie kommen vermehrt in schlecht gepflegten Ställen vor, da sie für ihren Entwicklungszyklus Wärme und Feuchtigkeit benötigen1. Sie können in feuchter Einstreu mehrere Monate überleben und für ihren Wirt infektiös bleiben.
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Für wen sind Kokzidien gefährlich?
Kokzidien können bei vielen Tierarten und beim Menschen zu Durchfall führen. Jedoch sind Kokzidien wirtsspezifisch. Das bedeutet, dass für jede Tierart andere Kokzidien gefährlich sind. Somit kann auch nur diese bestimmte Tierart daran erkranken.
Beim Rind kommen vorwiegend Kokzidien mit der Bezeichnung Eimeria zuernii und Eimeria bovis vor. Sie verursachen meist wirklich schwere Verläufe von Durchfall. Wussten Sie, dass Kälberdurchfall die häufigste und verlustreichste Erkrankung bei Jungtieren ist?
Bei Kälbern, die ja häufig Träger der Erreger sind, bricht die Krankheit in Form von Durchfall häufig aus und kann im schlimmsten Fall sogar zu Tod führen. Meist erkranken die Kälber im Alter von ca. 6-10 Wochen. Es können aber auch Jungrinder bis zu ca. 1 Jahr noch erkranken. Ganz junge Kälber können von den Parasiten noch nicht befallen werden, da der Darm erst anfällig für Kokzidien wird, wenn die Kälber älter sind und mehr Festfutter aufnehmen.
Demnach erkranken die Kälber vor allem nach dem ersten Umstallen, beim Absetzen von der Milch oder nach der Neueinstallung im Mastbetrieb. Ein langer Transport, Futterwechsel oder die Umstallung/Neugruppierung sind große Veränderungen im Leben junger Kälber und verursachen viel Stress, wodurch das Immunsystem geschwächt wird. Somit ist die Abwehr des Kalbes strapaziert und es schafft es nicht mehr sich gegen die Erreger zu behaupten. Dies gilt dann auch für andere Erkrankungen und diese Kälber sind dann auch anfälliger für z.B. Atemwegserkrankungen.
Wie und wann werden Kokzidien übertragen?
Infizierte Kälber scheiden hohe Mengen an infektiösen Oozysten (ansteckende Form der Einzeller) über ihren Kot aus. Die Ansteckung erfolgt in jedem Falle auf oralem Weg. Ca. 7-21 Tage nach der oralen Aufnahme der Oozysten zeigen die Tiere klinische Symptome. Oft hängt dies zeitlich mit der Umstallung in die Gruppenhaltung zusammen, da die Tiere in der neuen Umgebung erstmals mit dem Erreger in Kontakt kommen. Aber auch in der Einzelhaltung kann es durch verschmutze Boxen, infizierte Tränkeeimer oder andere Gegenstände zur Übertragung kommen. Vor allem Holzteile, die die Kälber liebend gerne benagen, spielen als Erregerreservoir eine nicht unbedeutende Rolle.
Die Kälber sind nach einer Infektion immun gegenüber dieser Art von Kokzidien, mit denen sie infiziert waren1. Gleichzeitig können sie aber trotzdem noch infektiöse Kokzidien über den Kot ausscheiden, ohne zu erkranken. Somit steigt unbemerkt der Infektionsdruck im Stall. Das ist nicht zu unterschätzen.
Wirtschaftlich bedeutend ist der am häufigsten vorkommende subklinische Verlauf mit nur leicht veränderten Kotkonsistenzen. Diese latent infizierten Kälber zeigen oft auch eine schlechtere Verfassung, die sich in einer schlechteren Gewichtszunahme, suboptimalen Futterverwertung, wenig Appetit und sogar trockenem und grobem Kot widerspiegelt. Deshalb werden diese Tiere meist übersehen und nicht behandelt. Trotzdem können diese unauffälligen Kälber auch eine schlechte Futteraufnahme, geringere Zunahmen oder Gewichtsverlust zeigen. Unbehandelte oder schwer erkrankte Tiere entwickeln sich oft zu ausgesprochenen Kümmerern.
Genauso sollten sie auch bedenken, dass sie als Versorger der Tiere die Oozysten der Kokzidien weitertragen und verbreiten können. Somit bringen sie mit ihren Stiefeln die Kokzidien von einem zum anderen Stall und verteilen die infektiösen Oozysten.
Da vor allem schlechte hygienische Bedingungen das Auftreten der Kokzidiose begünstigen, ist eine Verringerung der Erregeranzahl in der Umgebung durch Einstreuwechsel, Reinigung und Desinfektion die wichtigste Maßnahme zur Vermeidung dieser Erkrankung. Wenn bei über 4 Wochen alten Kälbern ca. 3 Wochen nach dem Ein- oder Umstallen Durchfall auftritt, sollte unmittelbar auf Kokzidien untersucht werden. Denn die schnelle Diagnose ist ausschlaggebend für eine erfolgreiche Bekämpfung. Obwohl nur manche Tiere Symptome zeigen, stellen auch latent infizierte Tiere eine Infektionsquelle für ihre Altersgenossen dar. Eine Behandlung ist daher in jedem Fall angezeigt.
Hier erfahren Sie mehr darüber, wie man Kälberdurchfall stoppen kann.
Bleiben Sie wachsam und fragen Sie Ihren Tierarzt bei dem ersten Verdacht!
Quelle:
1tierärzteverlag.at: Aktuelles zur Kälberkokzidiose, Ausgabe 04/2018