2 Kühe kuscheln am Stallgitter

Rinderflechte weit verbreitet: Über 20% der Milchviehbetriebe mit Anzeichen!

Gast Autor Ceva Rind

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7.03.2023

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3 Min. Lesezeit

Kälberkrankheiten, aber auch Infektionen bei älteren Kühen, sind in Deutschland immer wieder ein Problem, das sich auch auf die Wirtschaftlichkeit der Betriebe auswirkt. Eine bekannte und im späteren Verlauf dann sehr deutlich erkennbare Erkrankung ist Trichophytie, auch bekannt unter der Bezeichnung Kälberflechte oder Rinderflechte.

Die Infektion ist heute eine der wesentlichen Hauterkrankungen in Milchviehbetrieben und noch immer relativ häufig anzutreffen. In einer Studie zur Untersuchung von Tiergesundheit, Hygiene und Biosicherheit in deutschen Milchviehbetrieben1 wurde ermittelt, dass mehr als 20 % der Milchviehbetriebe Kälber im Bestand haben, die Anzeichen für eine Infektion mit Rinderflechte aufweisen.
  • Rinderflechte ist eine hoch ansteckende Pilzerkrankung
  • Über 20 % der Milchviehbetriebe haben Kälber mit Rinderflechte-Symptomen im Bestand
  • Bewährte Impfstoffe gegen Rinderflechte stehen zur Verfügung
  • Achtung: Rinderflechte ist als Zoonose auf den Menschen übertragbar

Trichophytie bei Rindern ist eine Pilzinfektion

Die Rinderflechte ist eine Erkrankung, die durch einen Pilz verursacht wird. Der Erreger Trichophyton verrucosum kann über kleinste Hautverletzungen eindringen und die Infektion auslösen. Er befällt Haare und Haarwurzeln und bildet dort kleine Knoten. Im Anfangsstadium ist Rinderflechte daher nur schwer zu erkennen. Erste Anzeichen sind Stellen, an denen sich die Haare zu sträuben beginnen. Zwischen Ansteckung und sichtbaren Symptomen können bis zu zwei Monate vergehen. Dann ist die Rinderflechte durch haarlose rundliche oder ovale Bereiche mit schuppigen Belägen allerdings deutlich zu erkennen. Oft ist der Kopfbereich der Tiere betroffen. Im Gegensatz zu Hautparasiten wie Läusen, Milben oder Haarlingen verursacht die Rinderflechte nur relativ geringen Juckreiz. Dennoch schwächt die Infektion die Tiere und macht sie anfälliger für Zweitinfektionen, zum Beispiel durch Bakterien oder Viren.

Mehr zu Hautparasiten erfahren Sie in diesem Beitrag.

Studie in Nord-, Ost- und Süddeutschland zeigt weite Verbreitung der Rinderflechte

In einer Studie1 zur Häufigkeit von Erkrankungen in Milchviehbetrieben im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und unter der Leitung der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) nahmen insgesamt 765 Milchviehbetriebe aus den Regionen Nord (Niedersachsen, Schleswig-Holstein), Ost (Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen) und Süd (Bayern) teil. Insgesamt wurden dabei im Zeitraum von 2016 bis 2020 etwa 100.000 Kühe und Kälber untersucht.

Kälbchen an Wassertränke

22 % der Betriebe haben Kälber mit Rinderflechte-Symptomen im Bestand

Im Detail ergab sich in der Studie ein interessantes Bild zur Verteilung der Rinderflechte in Deutschland insgesamt, aber auch in den untersuchten Teilregionen.

Betriebe mit mindestens einem Jungrind mit für Rinderflechte charakteristischen Hautveränderungen:
  • Region Nord:        81 von 248 Betrieben        32,7 %
  • Region Ost:        45 von 246 Betrieben        18,3 %
  • Region Süd:        38 von 251 Betrieben        15,1 %
gesamt:        164 von 745 Betrieben    22,0 %

Im Durchschnitt ist somit gut ein Fünftel der Betriebe von Trichophytie betroffen. In der Region Nord in Niedersachsen und Schleswig-Holstein sind es sogar fast ein Drittel der Betriebe. Unterm Strich bleibt mit diesen Zahlen festzuhalten: Rinderflechte ist auch aktuell deutschlandweit unverändert ein Problem in vielen landwirtschaftlichen Betrieben, das unbedingt angegangen werden sollte.

Trichophytie im Bestand durch Impfung vorbeugen

Wichtig zu wissen ist, dass die Infektion mit Rinderflechte vorbeugend durch eine Impfung verhindert werden kann, wobei Impfstoffe auch für infizierte Tiere zur Therapie verfügbar sind. Die Impfung sorgt für mehrjährige Immunität und kann teilweise auch lebenslang anhalten. Entscheidend ist dann die konsequente Durchimpfung des Bestandes sowie aller neugeborenen und zugekauften Tiere. Sprechen Sie unbedingt mit Ihrem Hoftierarzt, wenn Sie Anzeichen von Rinderflechte im Bestand erkennen und lassen Sie sich über die Impfmöglichkeiten informieren. 

Mehr über die Rinderflechte erfahren Sie auch in diesem Artikel.

Rinderflechte ist eine Zoonose und auf den Menschen übertragbar

Der Pilz, der bei den Rindern die Trichophytie verursacht, ist äußerst widerstandsfähig, sehr ansteckend und kann auch beim Menschen eine Infektion auslösen. Rinderflechte gehört damit zu den sogenannten Zoonosen, also zu den von Tieren auf den Menschen übertragbaren Krankheiten. Treten daher Fälle von Trichophytie im Stall auf, ist der direkte Kontakt mit den infizierten Tieren unbedingt zu vermeiden. Allerdings kann die Übertragung auch durch Geräte oder Stalleinrichtungen erfolgen. Auf schützende Kleidung und bestmögliche Stallhygiene sollte unbedingt geachtet werden. Mehr zur Übertragbarkeit der Rinderflechte auf den Menschen lesen Sie in einem unserer weiteren Artikel.

Quelle:
1)PraeRi (2020): Tiergesundheit, Hygiene und Biosicherheit in deutschen Milchkuhbetrieben – eine Prävalenzstudie (PraeRi). Abschlussbericht, 30.06.2020, https://ibei.tiho-hannover.de/praeri/pages/69#_AB

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