Die Pilzinfektion Trichophytie, meist auch Rinder- oder Kälberflechte genannt, ist mehr als nur ein „Schönheitsfehler“ auf dem Fell der betroffenen Tiere: Sie gehört zu den häufigsten Hauterkrankungen unserer Nutztiere und betrifft heute etwa 35 bis 40 % aller landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland. Die Rinderflechte wirkt sich zum Beispiel durch geringere Milchleistung und Mast negativ auf das Betriebsergebnis aus und ist als sogenannte Zoonose-Krankheit nicht zuletzt auch auf den Menschen übertragbar.
Aus dem „Schönheitsfehler“ entstehen also ganz schnell schwache Betriebsleistungen, steigende Kosten und im ungünstigsten Fall auch noch eine persönliche Erkrankung. Das sind bestimmt genug Gründe, die Trichophytie/Rinderflechte entschieden zu bekämpfen. Doch was können Sie gegen die Rinderflechte tun? Lesen Sie gerne weiter!
Arbeiten Sie bei Rinderflechte mit Ihrem Tierarzt zusammen
Der Erreger der Rinderflechte, Trichophyton verrucosum, ist sehr widerstandsfähig und hochansteckend. Sollten Sie in Ihrem Betrieb den Verdacht auf Rinderflechte haben oder schon offensichtliche Anzeichen erkennen, ziehen Sie daher unbedingt Ihren Hoftierarzt hinzu – auch, um mögliche Verwechslungen zum Beispiel mit Räude oder Warzen auszuschließen. Der Tierarzt kann die Erkrankung sicher diagnostizieren und die richtige Therapie beginnen sowie Sie zu weiteren Maßnahmen beraten, die Sie in Ihrem Betrieb ergreifen sollten. Impfprogramme zur Behandlung der Trichophytie/Rinderflechte sind stets durch den Tierarzt durchzuführen.
Wie wird Rinderflechte behandelt?
Ist Trichophytie/Rinderflechte im Bestand, sollten in Zusammenarbeit mit dem Tierarzt verschiedenste Maßnahmen ergriffen werden, um die Infektion in den Griff zu bekommen und am besten ganz aus dem Bestand zu entfernen.
Die wesentlichen Säulen einer Behandlung sind lokale Therapie, Impfung, Isolation und Hygiene:
1. Lokale Therapie der Rinderflechte
Einzelne Tiere, die hochgradig erkrankt sind, sollten lokal behandelt werden. Dies ist ratsam, um den Infektionsdruck schnell zu senken, der von diesen Tieren ausgeht. Zur lokalen Therapie werden pilzbekämpfende Medikamente eingesetzt, die, je nach Ausprägung der Rinderflechte am betroffenen Tier, in verschiedenster Form angewendet werden, zum Beispiel durch Einpinselung, Waschung oder Einnebeln der Tiere mit dem Wirkstoff.
Ergänzend muss die optimale Versorgung der Tiere mit Nährstoffen sichergestellt werden, um das Immunsystem zu stärken. In Absprache mit dem Tierarzt empfehlen sich Futterzusatzstoffe. Insbesondere bei Vitamin-A-Mangel sind die Tiere für den Hautpilz leicht angreifbar.
2. Impfung gegen Rinderflechte
Eigentlicher Zweck einer Impfung ist natürlich die Vorbeugung von Erkrankungen.
Die langjährigen Erfahrungen mit den Impfstoffen gegen die Rinderflechte haben aber gezeigt, dass eine Impfung erkrankter Tiere den Genesungsprozess beschleunigt. In diesem Gesamtzusammenhang ist die Impfung gegen Trichophytie sowohl vorbeugend als auch zur Behandlung sinnvoll.
Letztendlich kann nur durch die Impfung und Immunisierung des gesamten Tierbestands im Betrieb die Trichophytie/Rinderflechte auf Dauer erfolgreich bekämpft werden.
3. Isolation von Tieren
Erkrankte und Tiere desselben Abteils ebenso wie frisch geimpfte Tiere sollten mindestens bis 4 Wochen nach 2. Impfung oder Abheilung der Hautläsionen von gesunden Tieren getrennt werden. Die Trichophytie hat eine sehr lange Inkubationszeit (latente Infektion), in der keinerlei Veränderungen am Tier erkennbar sind.
Selbstverständlich sollten auch Zukauftiere, deren Status noch unbekannt ist, zunächst isoliert gehalten werden.
4. Hygienemaßnahmen bei Rinderflechte
Die Behandlungsmaßnahmen am einzelnen Tier durch lokale Therapie oder Isolation können nur erfolgreich sein, wenn gleichzeitig im Umfeld der Tiere die geeigneten begleitenden Hygienemaßnahmen durchgeführt werden, um eine erneute Ausbreitung der Infektion zu verhindern.
Stallanlagen, Weidetechnik und Gerätschaften sind regelmäßig zu reinigen und zu desinfizieren. Ställe, in denen kranke Tiere waren, sind vor einer Neubelegung ebenfalls zu reinigen und mit einem gegen Pilzsporen wirksamen Desinfektionsmittel zu behandeln. Mehr zum Thema Stallhygiene bei Rinderflechte lesen Sie in einem weiteren Beitrag.
Wie kann Rinderflechte durch Impfung behandelt werden?
Durch die meist große Zahl der Tiere in einem Bestand ist es kaum sinnvoll möglich, beim Ausbruch von Trichophytie/Rinderflechte alle Tiere einzeln medikamentös zu behandeln. Die lokale Therapie konzentriert sich dann in der Regel auf einige besonders stark betroffene Tiere.
Durch die konsequente Impfung der Tiere gegen Trichophytie ist es dagegen möglich, die Rinderflechte im gesamten Bestand zu behandeln, die Genesung der Tiere zu fördern, die Immunität aufzubauen und die Rinderflechte nachhaltig zu bekämpfen.
Einer der großen Vorteile der Impfung ist bei bereits infizierten Tieren, dass der Verlauf der Krankheit meist deutlich verkürzt wird. Die betroffenen Hautbereiche heilen schneller ab und die Tiere bleiben nicht mehr so lange infektiös.
Entscheidend ist dann die vollständige Impfung aller Tiere eines Bestands. So wird bei allen Tieren langfristig Immunität aufgebaut und der Erreger Trichophyton verrucosum immer weiter zurückgedrängt.
Die Impfung erfolgt in der Regel beim einzelnen Tier zweimalig innerhalb von 10 bis 14 Tagen. Nach etwa 4 Wochen hat das Tier dann eine Immunität gegen die Rinderflechte entwickelt, die über mehrere Jahre und häufig auch lebenslang Bestand hat.
Die Impfungen gegen Trichophytie werden durch Ihren Tierarzt durchgeführt. Besprechen Sie mit ihm das für Ihren Bestand optimale Impfprogramm!
Gute Erfahrungen: Trichophytie-Bekämpfung in Norwegen bestätigt Impfschutz
In Norwegen wurde die Rinderflechte in den letzten Jahrzehnten mit einem zielgerichteten Impfprogramm konsequent bekämpft – mit großem Erfolg, wie die Auswertung der Daten zeigt:1,2
In den Jahren 1979 bis 1981 wurden 200.000 Rinder mit Lebendimpfstoff geimpft. Die Maßnahme wurde an betroffenen und nicht betroffenen Herden durchgeführt und führten zu einer deutlichen Abnahme der infizierten Herden:
- 1980: 1,7 % neuinfizierte Herden
- 2004: 0,04 % neuinfizierte Herden
- 2009: keine neuinfizierten Herden (Meldepflicht!)
- 2012: Nur noch 2 Herden haben Auflagen
Behandlung der Rinderflechte ist ein Muss!
Nehmen Sie die Infektion Ihrer Tiere mit Trichophytie/Rinderflechte nicht auf die leichte Schulter. Die Pilzinfektion schwächt die Tiere und macht sie auch anfälliger für weitere Erkrankungen. Wirtschaftliche Einbußen sind die Folge und nicht zuletzt ist die Rinderflechte auch auf den Menschen übertragbar. Dem gegenüber stehen heute gute und erfolgreiche Behandlungsmethoden, um die Rinderflechte nicht nur lokal zu therapieren, sondern über eine konsequente Impfung auch dauerhaft bei Ihren Rindern im Griff zu behalten. Haben Sie Rinderflechte im Bestand, zögern Sie nicht und sprechen Sie schnellstmöglich mit Ihrem Hoftierarzt!
In unserem Hauptartikel zur Trichophytie/Rinderflechte finden Sie weitere Information zum Thema. Ist Ihr Betrieb noch nicht von der Infektion betroffen, beugen Sie unbedingt konsequent vor. Lesen Sie dazu auch unseren Beitrag zur Vermeidung der Rinderflechte.
Quellen:
1 Vaccination of Norwegian Cattle against Ringworm, O. Aamodt, B. Naess, O. Sandvik, First published: August 1982
2 Control of bovine ringworm by vaccination in Norway, Veterinary Immunology and Immunopathology, Arve Lund, Anna Marie Bratberg, Bjørn Næss, Roar Gudding 2014