In den ersten Lebenswochen, besonders im Winter und bei nasskalten Temperaturen, wollen Kälber warmgehalten werden. Gerade sehr junge, aber auch erkrankte Kälber verfügen über sehr wenig Körperfett, das sie zur Regulierung der Körpertemperatur umwandeln können. Außerdem weisen Kälber im Verhältnis zum Gewicht eine sehr große Körperoberfläche auf, über die sie bei niedrigen Umgebungstemperaturen schnell Wärme verlieren – und damit viel Energie.
Abhilfe kann hier der Einsatz von Kälberdecken schaffen. Sie unterstützen Kälber dabei, ihre Körpertemperatur aufrechtzuerhalten. Somit müssen sie weniger Energie aufwenden, um den eigenen Körper warm zu halten. Das bedeutet: mehr Energie für das eigene Wachstum. Ein gut geschütztes Kalb wird zudem weniger gestresst sein, was wiederum die Immunabwehr stärkt und die Gefahr von Krankheiten reduziert.
Doch sollten gesunde Kälber grundsätzlich eingedeckt werden? Eine britische Studie gibt dazu Antworten.
Positive Effekte
Im Rahmen einer durchgeführten Studie wurden 40 Holstein-Kälber verglichen, die von Dezember bis Februar aufgezogen wurden. Die Hälfte von ihnen erhielt im Alter von 2 bis 12 Wochen Kälberdecken, die andere Hälfte nicht. Die Forscher fanden heraus, dass die Kälber mit Decken durchschnittlich 5,3 kg mehr zulegten als die ohne.
In der Studie konnten aber noch weitere positive Effekte nachgewiesen werden:
- Die Kälber nahmen weniger Futter zu sich, was zu einer Einsparung von etwa 3,50 Euro pro Tier führte.
- Der hintere Brustumfang hat zugenommen, was auf eine verbesserte Pansenentwicklung hindeutet.
- Die Tiere hatten eine geringere Inzidenz von Durchfall-Erkrankungen.
Tipps für den Einsatz von Kälberdecken
Beim Eindecken der Kälber sollten Sie folgende Punkte beachten:
- Vergewissern Sie sich, dass das Fell richtig trocken ist, da sich sonst die Feuchtigkeit unter der Decke staut.
- Passen Sie die Gurte immer wieder an die Größe der Kälber an, damit sie nicht einschneiden. Achten Sie darauf, dass die Riemen keine Hautabschürfungen verursachen und das Kalb sich wohlfühlt.
- Tauschen Sie die Kälberdecken aus, wenn sie stark verschmutzt oder durchnässt sind.
- Waschen Sie die Decken nach jedem Gebrauch in der Waschmaschine (möglichst nicht unter 60 Grad). Nach dem Waschen können die abgetrockneten Decken zusätzlich noch mit einem Desinfektionsmittel desinfiziert werden. Eine Liste wirksamer, geprüfter Desinfektionsmittel der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft (DVG) finden Sie hier.
- Bei steigenden Außentemperaturen sollten Sie die Decke morgens abnehmen. So kann sich das Kalb tagsüber leichter an das Leben ohne Decke gewöhnen.
- Sie sollten die Kälber nicht zu lange eindecken, da sich in diesem Fall kein ausreichendes Haarkleid entwickeln kann.
- Trotz Kälberdecke bleibt die Einstreu das A und O im Schutz gegen Kälte. Achten Sie deshalb auf ausreichende und trockene Einstreu.
Was Kälberdecken mitbringen sollten
- Maschinenwaschbar bei 60 Grad
- Aus atmungsaktivem Material, die Kälber dürfen darunter nicht schwitzen
- Mit wasserabweisender Oberfläche, die Decke darf sich nicht mit Wasser vollsaugen
- Gurte zum Befestigen aus weichem, nicht einschneidendem Material
- Einfache Klickverschlüsse aus Kunststoff, diese lassen sich leichter reinigen als Klettverschlüsse
- Flexibel anpassbares System, das mit dem Kalb mitwächst
Wärmespender gegen kalte Tage
Die oben genannten positiven Effekte der Studie zeigen, dass der Einsatz von Kälberdecken einen Mehrnutzen für die Kälber bringt. Vor allem in den ersten drei Lebenswochen und bei einer Außentemperatur von 10 Grad oder weniger sind Kälberdecken sinnvoll. Auch bei Kälbern, die durch Krankheiten geschwächt sind, ist eine Decke in jedem Fall angebracht. Dadurch brauchen die Tiere weniger Energie für die Aufrechterhaltung der Körpertemperatur. Allerdings ist darauf zu achten, dass die Kälber unter den Decken nicht überhitzen. Ist dies der Fall, kühlen sie später nur noch stärker aus. Decken Sie die Kälber also nur dann ein, wenn Sie auch selbst eine Winterjacke anziehen würden.
Fit für den Winter
Welche Maßnahmen Sie sonst noch im Winter ergreifen können, lesen Sie in unserer Arbeitsanleitung „Fit für den Winter“. Außerdem erfahren Sie, wie Sie die wichtigsten Kälbererkrankungen besser erkennen und bewerten.