Haltung, Krankheiten, Kosten: Herausforderungen für das Kälbermanagement

Gast Autor Ceva Rind

·

7.11.2022

·

5 Min. Lesezeit

Welches sind heute die größten und wesentlichen Herausforderungen im Kälbermanagement? Was macht vielen Landwirten am meisten Sorgen und wie sind diese Themen einzuordnen? Fest steht: Landwirtschaftliche Betriebe existieren nicht in einem freien Raum, sondern sind stets auch eingebunden in gesellschaftliche Rahmenbedingungen und Ansprüche, Erwartungen und Forderungen. Gerade die Art und Weise, wie die Tiere heute in der Landwirtschaft gehalten werden, wie sie aufgezogen und behandelt werden, ist vielen Verbraucherinnen und Verbrauchern inzwischen sehr wichtig. Der Tierschutz nimmt daher ebenfalls einen entsprechenden Raum ein.

Die Frage der Verbesserung von Milchvieh- und Kälbermanagement ist damit unverändert aktuell. Als Landwirt muss man auf die verschiedenen Herausforderungen und, sich teilweise verändernden, gesellschaftlichen Rahmenbedingungen reagieren. Dass dies nicht nur hier bei uns in Deutschland ein Thema ist, zeigt eine Studie1 aus den USA, die Betriebe mit Kälberzucht - im Schwerpunkt zur Fleischerzeugung - zu den Herausforderungen befragt hat.

  • Kälberkrankheiten und Herdengesundheit sind größte Herausforderung insgesamt
  • Preise, Landverfügbarkeit, Richtlinien und Verordnungen sind weitere Herausforderungen
  • Zertifizierungen und Weiterbildungen haben positive Auswirkung auf den Erfolg
Weißes Kalb auf Wiese

Branchenherausforderungen existieren regional und weltweit

Im Rahmen der Studie im Hinblick auf die Branchenherausforderungen der Agrarwirtschaft wurden in den USA landesweit Landwirte befragt und es konnten über 1.400 Antworten aus 44 Bundesstaaten ausgewertet werden. Gut 40% der teilnehmenden Betriebe stammen aus dem Mittleren Westen, wo die Landwirtschaft traditionell stark vertreten ist. Die meisten befragten Betriebe liegen in einer Größenordnung von 50 bis 200 Tieren. Natürlich sind die Ergebnisse aus den USA nicht direkt auf die Gegebenheiten bei uns in Deutschland übertragbar - doch mit dem Blick über den Tellerrand hinaus ist zu erkennen, dass die Landwirte überall vor ähnlichen Herausforderungen stehen, um ihre Betriebe erfolgreich zu führen.

Gesundheit der Kühe und Kälber ist größte Herausforderung 

Ein wesentlicher Teil der Studie beinhaltete Fragen zum Gesundheitsmanagement in den Betrieben. In der Auswertung stellte sich heraus, dass die Herdengesundheit insgesamt und die Gesundheit der einzelnen Kühe und Kälber tatsächlich die größte Herausforderung für die Landwirte ist. Auch in den USA stehen dabei die Atemwegserkrankungen (BRD, Bovine Respiratory Disease) mit 14,7 % der Nennungen ganz oben auf der Liste der größten Probleme. Gefolgt von Fliegenplagen, Bindehautentzündungen und Erkrankungen in Bezug auf die Fruchtbarkeit der Kühe. Gerade jüngere Landwirte kennzeichnen die Gesundheit der neugeborenen Kälber insgesamt als häufigste und größte Herausforderung in ihrem Betrieb.

Die meistgenannten gesundheitlichen Herausforderungen:

h3> Grafik Health Challenge

Weitere Herausforderungen: Preise, Landverfügbarkeit, Vorgaben

Neben der Herdengesundheit stehen allerdings auch weitere Problembereiche im Fokus der Landwirte. Für über 55% der Betriebe sind die Verfügbarkeit von Land und die Preise die größten Herausforderungen. Knapp 52% beklagen die schwierige Vorhersagbarkeit von Marktentwicklungen und etwa 37% haben Schwierigkeiten, zuverlässige Arbeitskräfte für ihren Betrieb zu bekommen. Gerade unter älteren Landwirten sind auch Veterinär- und Futtermittelrichtlinien sowie verschiedenste landwirtschaftsrechtliche Verordnungen ein Thema. Sie benennen diese juristischen und bürokratischen Vorgaben als große Herausforderungen, die im täglichen Betrieb zu bewältigen sind.

Ein anderer Aspekt für einzelne Betriebe ist die Fortführung des Unternehmens: Für gut 40% der Befragten ist die Nachfolgeregelung ein aktuelles Problem. Die übrigen 60% scheinen jedoch die Nachfolge bereits geregelt zu haben oder sehen dies nicht als gravierendes Thema.

Unterm Strich zeigt die Studie damit eine Vielzahlt von verschiedenen Themen- und Problembereichen auf, die für landwirtschaftliche Betriebe sowohl im täglichen Management herausfordernd als auch hochgradig relevant für den allgemeinen wirtschaftlichen Erfolg sind.

Know-how im Kälber- und Rindermanagement ist entscheidend für mehr Erfolg!

Neben der Identifizierung der größten Herausforderungen für die Rinderlandwirte in den USA erbrachte die Studie ein weiteres Ergebnis: Landwirte mit größerem Know-how und Zugang zu Weiterbildungsangeboten kommen insgesamt besser mit den Branchenherausforderungen klar als weniger gut informierte Betriebsinhaber.

Ein Indikator für dieses Ergebnis war in der Studie die Frage an die Teilnehmer, ob sie durch die Beef Quality Assurance (BQA) zertifiziert seien – 39 % der Teilnehmer gaben dies an. Die BQA ist ein nationales Programm, welches das Verbrauchervertrauen stärken soll und dazu den Landwirten Hilfe und Weiterbildungen zu Managementtechniken anbietet und Qualitätsverpflichtungen auferlegt.

Was lässt sich daraus ableiten? Im Prinzip eine ganz einfache Gleichung: Mehr und besseres Know-how in der Führung und im Management eines landwirtschaftlichen Betriebs ist ein Qualitätskriterium, führt zu einer höheren Wettbewerbsfähigkeit und sichert letztlich den Erfolg eines Betriebs. Diese Erkenntnis lässt sich gewiss auch auf landwirtschaftliche Betriebe in Deutschland übertragen!

Unsere Artikel hier dürfen so auch vor diesem Hintergrund gesehen werden: Mehr Wissen führt zu mehr Erfolg! Lesen Sie also gerne weitere Beiträge aus unserem Blog, zum Beispiel zur Kälbergesundheit oder zur Kälberversorgung

Quelle:
1Survey of cow-calf producer perspectives on management strategies and industry challenges. Part 1: handling practices, and health and industry challenges
Miriam S. Martin, Scott A. Grau, Burt W. Rutherford, Temple Grandin and Lily N. Edwards-Callaway

Artikel zu ähnlichen Themen

Keinen Blogpost mehr verpassen mit unseren Newsletter.