Gerade in den ersten vier Wochen sind die Kälber sehr anfällig gegenüber allen Arten von Krankheitserregern, da das Immunsystem sich erst entwickeln muss. Viren und Bakterien haben leichtes Spiel, wenn die Hygiene im Kälberstall nicht stimmt und dazu ein Tier bereits immunschwach ist, weil zum Beispiel die Kolostrumversorgung nicht optimal war.
Dabei gehört Kälberdurchfall zu den häufigsten und gefährlichsten Krankheiten. Noch immer lässt sich bei einer Sterberate der Kälber von bis zu 10 % die Hälfte der Fälle auf Kälberdurchfall zurückführen. Und in vielen Fällen sind immer wieder Kryptosporidien als einer der Übeltäter nachweisbar. Ein Grund mehr, dass wir uns die Gefährdung der Tiere durch Kryptosporidien genauer anschauen!
- Kryptosporidien sind parasitäre Einzeller und sehr ansteckend für Kälber
- Kryptosporidien sind gefährliche Auslöser von Kälberdurchfall
- Kryptosporidien sind sehr widerstandsfähig und ansteckend
- Kryptosporidien sind nur mit speziellen Desinfektionsmitteln zu bekämpfen
Warum sind Kryptosporidien gefährlich für junge Kälber?
Kryptosporidien gehören neben Viren und Bakterien zu den klassischen Krankheitserregern im Stall, die Kälberdurchfall verursachen. Schon allein 10 bis 100 Erregerzellen können eine Erkrankung auslösen.
Sie befallen den Darm, vermehren sich und lösen dort Entzündungen aus. Das Kalb bekommt Bauchschmerzen und reagiert oft mit Bewegungsunlust, Festliegen und Trinkunlust. Teilweise kann im Kot Blut nachgewiesen werden. Oft entwickelt sich eine Kryptosporidiose zusammen mit Infektionen durch andere Krankheitserreger. So kann es, je nach Widerstandsfähigkeit des Kalbes, zu leichten, aber auch zu tödlichen Verläufen kommen.
Übrigens: Kryptosporidien haben Zoonose-Potenzial, sie können also auch beim Menschen Erkrankungen verursachen. Umso wichtiger ist es, bei der Arbeit im Stall höchste Hygiene einzuhalten, vor allem im Umgang mit schon sichtbar erkrankten Tieren. Nutzen Sie Schutzkittel und Schutzhandschuhe!
Mehr zur Zoonose-Gefahr für Menschen erfahren Sie hier.
Was sind Kryptosporidien und wie vermehren sie sich im Kälberstall?
Kryptosporidien sind keine Viren oder Bakterien, sondern parasitäre Einzeller. Sie kommen überall in der Umwelt vor und sind wahrscheinlich in jedem Stall nachweisbar. Entscheidend ist es, ihre Anzahl durch Reinigung und Hygienemaßnahmen möglichst gering zu halten.
- Kryptosporidien sind in ihrem Dauerstadium als „Oozysten“ in der Umwelt sehr widerstandsfähig und gegenüber vielen Desinfektionsmitteln unempfindlich.
- Bei „normalen“ Wetterbedingungen von etwa 4 °C und feuchter Luft sind die Kryptosporidien-Dauerstadien bis zu sechs Monate ansteckend.
- Empfindlich sind Kryptosporidien gegen Trockenheit und extreme Temperaturen über +65 °C oder unter -18 °C. Auch die im Sonnenlicht enthaltene UV-Strahlung tötet die Erreger ab.
- Die Aufnahme der Erreger geschieht bei den Kälbern in der Regel oral durch Lecken an mit Kot verschmierten Gegenständen oder Körperteilen. Die kurze Inkubationszeit führt schon nach wenigen Tagen zum Ausbruch der Krankheit mit Durchfall.
- Nach der Aufnahme über das Maul gelangen die Oozysten in den Dünndarm und werden dort wieder aktiv. Sie lagern sich an den Darmschleimhäuten an und beginnen mit der Vermehrung.
- Die Darmzotten verkürzen sich infolge der Belagerung durch die Kryptosporidien und die Nährstoffaufnahme des Kalbs wird behindert.
- Im weiteren Verlauf gelangen daher zu viele Nährstoffe in den Dickdarm, wodurch es dort zu verstärkter Milchsäureproduktion kommt. Dies wiederum kann eine lebensbedrohliche Übersäuerung auslösen (Stoffwechsel-Azidose). Gleichzeitig fehlen die Nährstoffe dem Kalb, es wird schwächer und wächst schlechter.
Am Ende werden im infizierten Kalb neue Oozysten gebildet, die über den Kot in extrem großer Zahl – bis zu 10 Millionen Oozysten in einem Gramm Kot – ausgeschieden werden und leicht weitere Tiere infizieren können. Sogar das Kalb selbst kann sich erneut anstecken.
Wie erkennt man Kryptosporidien-Erkrankungen bei Kälbern?
Kryptosporidien können schon in der ersten Lebenswoche der Kälber Durchfall auslösen, meistens vom 5. Lebenstag an bis in die 4. Lebenswoche. Allerdings sind auch Infektionen durch andere Erreger wie Rota- und Coronaviren schon sehr früh möglich. Häufig treten mehrere Erreger auch gemeinsam auf.
Wesentliche Anzeichen für eine Kryptosporidiose sind Bewegungsunlust, Festliegen, Trinkunlust und Inaktivität des Tiers. Teilweise ist Blut im Kot nachweisbar. Durchfall durch die Kryptosporidien selbst kann sogar erst später auftreten.
Darüber hinaus gibt es Schnelltests für landwirtschaftliche Betriebe im Handel oder vom Tierarzt, die eine schnelle Erstdiagnose ermöglichen und Kryptosporidien, E. coli, Corona- oder Rotaviren anzeigen. Andere Erreger lassen sich aber nur über Laboruntersuchungen nachweisen, so dass stets der Tierarzt für den diagnostischen Nachweis und weitere Behandlungsschritte mit einbezogen werden sollte.
Welche Langzeitfolgen kann Kryptosporidiose haben?
Werden Kryptosporidien schnell und intensiv bekämpft und vor allem schon vorbeugend Hygienemanagement und Kolostrumversorgung bestmöglich durchgeführt, erholen sich die meisten Kälber von der Erkrankung. Allerdings sind die langfristigen Folgen nachweisbar.
Eine Studie1 hat gezeigt, dass Kälber, die als Neugeborene einen schweren Verlauf von Kryptosporidiose hatten, nach 6 Monaten 34 Kilogramm weniger Gewicht hatten als Kälber, mit nur leichtem Verlauf. Die wirtschaftlichen Folgen sind offensichtlich: Höhere Behandlungskosten, höhere Fütterungs- und Haltungskosten in der Aufzuchtphase, verzögertes Wachstum, verminderte Zunahmen, späteres Erstkalbalter und geringere Gesamtmilchleistung.
Kryptosporidien im Kuh- und Kälberstall – eine Herausforderung für jeden Betrieb!
Es ist wichtig, im laufenden Betrieb die potenziellen Verbreitungsmöglichkeiten von Krankheitserregern wie Kryptosporidien stets im Auge zu behalten. So sollten Kot und Flüssigkeiten keinesfalls in verschiedene Stallbereiche weitergetragen werden. Frische Einstreu und Heu aus Raufen helfen ebenfalls, das Risiko zur Aufnahme der Erreger zu verringern.
Kryptosporidien werden auch durch andere Tiere übertragen. So zum Beispiel durch Wildvögel und Gänse. Dies ist bei der Weidehaltung junger Kälber zu beachten. Hier schließt sich der Kreis: Vorbeugen durch maximale Kolostrumversorgung und optimales Hygienemanagement ist die wichtigste Waffe gegen Kryptosporidien-Infektionen im Betrieb.
Lesen Sie in einem unserer weiteren Beiträge auch, welche Erreger in welchem Alter Kälberdurchfall auslösen.
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Quelle
1 Shaw HJ, Innes EA, Morrison LJ, Katzer F, Wells B (2020): Long-term production effects of clinical cryptosporidiosis in neonatal calves. Int J Parasitol 50(5): 371–376. DOI 10.1016/j.ijpara.2020.03.002.