In unserem ersten Teil zum Frischabkalbermanagement haben wir Ihnen die Bedeutung der Gesundheit für eine gute Fruchtbarkeit nach der Kalbung vorgestellt. Dennoch ist es unabdingbar auch nach der Frischabkalberphase nicht nachzulassen, um gerade die Tiere zu identifizieren, die Unterstützung benötigen, um wieder tragend zu werden.
Gute Fruchtbarkeit beim Rind ist wichtig:
- Ohne Kalbungen → keine Laktation → keine Milch
- Gute Fruchtbarkeit → frischmelkendere Herde → mehr Tiere in Hochlaktation → mehr Milch
- Kürzere Zwischenkalbezeit → geringere BCS-Zunahme → weniger Gesundheitsprobleme nach dem Kalben1
- Frühere Besamung → mehr Chancen tragend zu werden
- Geringere Remontierung wegen Unfruchtbarkeit
Fruchtbarkeit optimieren - Gezielte Maßnahmen führen zum Erfolg!
Nach der Frischabkalberphase und dem Ablauf der freiwilligen Wartezeit bedarf es für gute Fruchtbarkeit also auch eines guten Fruchtbarkeitsmanagements. Hierbei hilft ein gezieltes Fruchtbarkeitsmonitoring durch die Nutzung von Fruchtbarkeitskennzahlen eine Beurteilung des aktuellen Fruchtbarkeits-Status der Herde zu erstellen.
Verschiedene Kennzahlen, wie Konzeptionsrate, Brunstnutzungsrate, Kalbeintervall oder auch der Besamungsindex können hier genutzt werden.
Lange Zeit wurden Kennzahlen wie Zwischenkalbezeit und Besamungsindex zur Beurteilung der Fruchtbarkeit herangezogen. Die Zwischenkalbezeit jedoch kann nur Aussagen über die Vergangenheit treffen und bietet daher keinen Einblick in den aktuellen Stand der Herde. Beim Besamungsindex hingegen wird der Besamungszeitpunkt nicht berücksichtigt und Tiere ohne Besamung vernachlässigt. Eine bedeutende neue Kennzahl ist daher die Pregnancy-Rate.
Die Pregnancy-Rate ist der Anteil tragend gewordener Tiere von allen besamungsfähigen Tieren innerhalb eines Brunstzyklus von 21 Tagen.Sie gibt daher ein ganzheitliches Bild über die Fruchtbarkeit da neben den tragenden Tieren auch diejenigen erfasst werden, deren Brunst nicht erkannt worden ist oder deren Besamung erfolglos war (Abb. 1).
Eine Erhöhung der Pregnancy-Rate um 1% erhöht die Wirtschaftlichkeit einer Kuh um circa 25€2. Bei einer Herde von 200 Tieren sind das 5000€ pro Jahr.
Es ist also notwendig Erkenntnisse aus der Frischabkalberphase mit in die Fruchtbarkeitsarbeit einfließen zu lassen. So können Tiere, welche in der Phase nach der Abkalbung gesundheitliche Probleme hatten, gezielt angegangen werden. Ob Problemtiere als Einzeltiere behandelt werden oder auf Betrieben gezielte Fruchtbarkeitsmanagementsysteme auf Herdenbasis etabliert werden sollte eine betriebsindividuelle Entscheidung sein. Sprechen Sie hierzu ihren Tierarzt oder Fruchtbarkeitsberater an.
Grundsätzlich ist es aber wichtig einfach umsetzbare Maßnahmen zu etablieren. Hierbei kann auch die Nutzung vorhandener Daten aus dem Gesundheits- und Brunstmonitoring von Bedeutung sein.
Fruchtbarkeitsprotokolle wie OvSynch oder Progesteron-OvSynch-Programme können gerade bei Problemtieren eine sinnvolle Möglichkeit sein die Fruchtbarkeit dieser Tiere zu verbessern.
Mehr zum Thema Fruchtbarkeit lesen Sie hier.
Abbildung 1: Die berechnete Pregnancy-Rate berücksichtigt sowohl die Brunsterkennung als auch den Besamungserfolg. (Grafik modifiziert nach: World Wide Sires Deutschland GmbH).
Fazit:
- Gute Fruchtbarkeit braucht Planung und System:
- Fruchtbarkeitsmonitoring mittels Kennzahlen
- Schnelle Besamung nicht tragender Tiere
- Wann erfolgt die Besamung nach der Kalbung?
- Wann erfolgen Trächtigkeitschecks?
- Was passiert mit „repeat-breeder“ Kühen?
- Ab wann ist Besamungsende?
- Managementsysteme zur Fruchtbarkeit und Tiergesundheit etablieren (z.B. high fertility cycle)
Damit schaffen Sie es gesunde, leistungsfähige und langlebige Kühe in ihren Bestand zu integrieren.
Mehr zum Thema Mangementsysteme lesen Sie hier.
Quellen:
1 "Association of changes among body condition score during the transition period with NEFA and BHBA concentrations, milk production, fertility, and health of Holstein cows."
2 The dollar value of a pregnancy