Tankmilchproben können Aufschluss über kursierende Erreger bei Ihren Kühen geben.
Hatten Sie beispielsweise vermehrt Aborte oder einen Rückgang der Fruchtbarkeit auf Ihrem Betrieb? Ein positiver Antikörpernachweis könnte beispielsweise ein Hinweis darauf sein, dass ein Q-Fieber Befall diese Probleme ausgelöst hat.
Um die Durchführung der Tests auf Antikörper von Q-Fieber und deren Befunde zu verstehen, muss man keine Tiermedizin studiert haben. Aber welche Antikörpertests gibt es denn nun eigentlich und welcher ist am besten geeignet?
Die Symptome von Q-Fieber sind unspezifisch. Somit kann die Krankheit nicht ausschließlich anhand von Symptomen diagnostiziert werden – Antikörpertests sind daher bei Tierärzten ein beliebtes Mittel, um einen ersten Anhaltspunkt auf ein mögliches Q-Fieber Geschehen im Betrieb zu bekommen.
Ein Antikörpernachweis ist meist simpel und kostengünstiger als die PCR-Methode, bei der der Erreger direkt nachgewiesen werden kann. Ein Antikörpernachweis kann aber einen Hinweis auf ein Krankheitsgeschehen geben.
Das erfahren Sie in diesem Artikel:
- Antikörper – was heißt das eigentlich?
- Was muss ich bei der Entnahme einer Sammelmilchprobe beachten?
- Ist eine Einzeltier-Milchprobe bei Q-Fieber-Verdacht überhaupt sinnvoll?
- Wie deuten Sie die Laborergebnisse?
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Antikörper – was heißt das eigentlich?
Antikörper sind ein wichtiger Bestandteil im Immunsystem von Wirbeltieren.
Sie sind Proteine, die als Reaktion auf bestimmte Erreger gebildet werden. Der Körper produziert sie automatisch, sobald er mit einem Antigen, also einem dem Körper fremden Erreger, in Kontakt kommt.
Wir kennen dies aus der Medizin: Beim Einsatz von Impfungen kommt uns dieser körpereigene Vorgang zu Gute. Durch Spritzen eines Erregers im Zuge der Impfung wird der Körper dazu angehalten, Antikörper zu produzieren. Kommt es dann zu einer Infektion mit diesem Krankheitserreger, können die bereits vorhandenen Antikörper den Erreger blockieren. Man spricht von einer Bindung des Erregers.
Bei einem Q-Fieber Befall versuchen Ihre Kühe also, den Erreger zu bekämpfen, indem sie Antikörper bilden. Diese Antikörper können durch die nachfolgend beschriebenen Testverfahren, dem sogenannten ELISA (Enzyme-Linked ImmunoSorbent Assay), nachgewiesen werden.
Von der Sammelmilchprobe zum Laborergebnis
Eine gängige und simple Methode, Antikörper von Q-Fieber im Milchviehbetrieb nachzuweisen: die Entnahme einer Tankmilchprobe, auch Sammelmilchprobe genannt. Hierbei empfehlen wir eine maximale Tieranzahl von 200 Kühen pro Tank bzw. Probe.
Der Tierarzt verwendet für die Entnahme in der Regel Probenröhrchen, die mit Borsäure versehen sind. Dieses Mittel dient dazu, die Milch nicht säuern zu lassen. In der Tierarztpraxis sollte die Milch schnellstmöglich ins Labor gesendet werden. Ist dies nicht möglich, sollte die Milch für maximal 3 bis 4 Tage vor Versand eingefroren werden. Alles andere könnte das Laborergebnis verfälschen.
Die genannte Tierzahl von 200 Kühen mag zunächst hoch erscheinen, aber auch wenn nicht alle Tiere infiziert sind, ist es mehr als unwahrscheinlich, dass die Probe durch nicht-infizierte Tiere soweit verdünnt wird, dass im Labor bei einem positiven Bestand nicht trotzdem ein positiver Wert ermittelt wird.
Einfach gesagt: Wenn ich 19 Eimer Wasser und 1 Eimer Schlamm zusammenkippe, werde ich immer noch die Verunreinigung im Wasser sehen können.
Was passiert im Labor?
Beim Untersuchen der Sammelmilchprobe im Labor wird ein sogenannter Titerwert ermittelt. Dieser zeigt an, wie viele Antikörper gegen einen bestimmten Krankheitserreger vorhanden sind. Hier bedienen wir uns wieder an unserem Beispiel aus der Humanmedizin – wir bekommen Blut abgenommen, um prüfen zu lassen, ob eine Impfung bzw. die daraus gebildeten Antikörper noch im Körper nachgewiesen werden können oder diese aufgefrischt werden muss.
Beispiel eines Laborergebnisses einer Sammelmilchprobe:
In diesem Labor gilt der Titerwert < 30 als negativ und > 40 als positiv.
Grundsätzlich bedeutet ein deutlich erhöhter Titerwert, wie in unserem Beispiel aufgeführt aber nicht, dass das Infektionsgeschehen dramatischer ist als bei einem geringeren positiven Titerwert. Dieser Wert zeigt nur an, dass Ihre Kühe Antikörper gegen den Erreger Coxiella burnetii, also Q-Fieber gebildet haben. Vielmehr kommt es also auf die Faktoren an, die Sie und Ihren Tierarzt dazu bewegt haben, einen Q-Fieber Verdacht in Ihrem Betrieb zu hegen.
Lesen Sie hier mehr zur Q-Fieber Impfung.
Liefern Milchproben von Einzeltieren sichere Ergebnisse?
Selbstverständlich ist es auch möglich, einzelnen Tieren Milch abzunehmen, um einen Antikörpernachweis durch ein Labor durchführen zu lassen.
Dabei ist wichtig, dass Viertelgemelksproben entnommen werden, da viele Kühe den Erreger Coxiella burnetii nicht immer gleichzeitig aus allen Vierteln ausscheiden. Anschließend können die 4 Proben zusammengekippt werden.
Dieses Vorgehen empfiehlt sich auch bei einer Tiergruppe von bis zu 10 Kühen.
Grundsätzlich ist eine Einzeltierbeprobung bei Verdacht auf Q-Fieber jedoch nicht sinnvoll, weil Dauerausscheider hiermit nicht ermittelt werden können. Zudem tritt das Problem Q-Fieber grundsätzlich in der gesamten Herde auf und nicht nur bei einzelnen Tieren. Deshalb ist die Q-Fieber Impfung auch nur als Bestandsimpfung zu empfehlen.
Haben Sie also 2 Kühe auf Antikörper von Q-Fieber getestet und das Laborergebnis ist negativ, kann Q-Fieber für Ihren Bestand dennoch nicht ausgeschlossen werden.
Mehr zur Meldepflicht von Q-Fieber erfahren Sie in einem weiteren Beitrag.
ELISA Test – ein erster Schritt
Sie sehen, es ist gar nicht so einfach, dem Q-Fieber auf die Spur zu kommen.
Unser Fazit: Sammelmilchproben sind eine effiziente Methode, um Antikörper auf Ihrem Betrieb nachzuweisen. Der Erreger kann in Staub bis zu 2 Jahre überleben und Ihre Tiere infizieren. Es lohnt sich also weitere Diagnostikmaßnahmen zu ergreifen, um festzustellen, ob Ihre Probleme mit Q-Fieber in Verbindung stehen.
Aber egal für welchen ELISA-Test Sie sich zusammen mit Ihrem Tierarzt entschieden haben - es ist ein erster Schritt, ein mögliches Q-Fieber Geschehen in Ihrem Betrieb aufzudecken.