Ein Tag der offenen Tür eines Bauernhofs (z.B. Kinderbauernhöfe) oder Streichelzoos sind Orte der Begeisterung. Kinder streicheln Ziegen, füttern Schafe und beobachten fasziniert neugeborene Lämmer. Hinter diesen herzlichen Begegnungen verbirgt sich jedoch ein weniger sichtbares Risiko: Zoonosen – Infektionskrankheiten, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden können. Vor allem bei Wiederkäuern wie Ziegen, Schafen und Rindern kommen Krankheitserreger vor, die unbemerkt vorhanden sein und eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit darstellen können.
Gefährdete Gruppen wie kleine Kinder, ältere Menschen, Schwangere und Menschen mit geschwächtem Immunsystem sind am stärksten gefährdet. Nachstehend findest du die wichtigsten Krankheitserreger, die auf solchen Orten vorkommen. Für alle diese Krankheitserreger gilt, dass es unter den Tieren viele Träger gibt. Dabei handelt es sich um scheinbar gesunde Tiere, die selbst keine Symptome zeigen, aber die Bakterien oder Parasiten ausscheiden können. Gesund aussehende Tiere sind also keine Garantie dafür, dass keine Ansteckungen stattfinden können!
Welche Erreger können dir begegnen?
Dieses Bakterium lebt im Darm von Wiederkäuern und kann über Mist, kontaminierte Oberflächen oder direkten Kontakt übertragen werden. Bei Menschen verursacht es häufig Durchfall, manchmal mit Blut, und in schweren Fällen sogar Nierenversagen. Ausbrüche wurden mehrfach mit Besuchen auf Bauernhöfen in Verbindung gebracht.
Campylobacter-Bakterien kommen häufig bei Rindern, Schafen und Ziegen vor. Sie verbreiten sich über Mist und kontaminiertes Wasser oder Futter. Bei Menschen verursachen sie Durchfall, Fieber und Bauchschmerzen. Vor allem Kinder sind anfällig für eine Ansteckung.
Dieser Parasit ist eine häufige Ursache für Durchfall bei Jungtieren wie Lämmern und Kälbern. Cryptosporidium ist gegen viele Desinfektionsmittel, darunter auch Alkoholgel, wie es viele Drogerien als schickes Taschenanhängsel verkaufen, resistent. Infektionen beim Menschen führen zu schwerem, oft mehrere Tage andauerndem Durchfall und Dehydrierung, was besonders für Kleinkinder und Menschen mit geschwächtem Immunsystem gefährlich ist.
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- Q-Fieber (Coxiella burnetii)
Q-Fieber ist eine der wichtigsten Zoonosen bei Wiederkäuern. Das Bakterium verbreitet sich über die Luft, insbesondere während der Lamm- oder Kalbungszeit, und kann bereits in sehr geringen Mengen Infektionen verursachen. Bei Menschen verläuft die Krankheit oft wie eine schwere Grippe, bei schwangeren Frauen kann sie jedoch zu Fehlgeburten oder Frühgeburten führen. Die Impfung von Ziegen und Schafen reduziert die Ausscheidung der Bakterien erheblich und kann langfristig sogar zur Ausrottung innerhalb einer Herde beitragen.
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Dieses Bakterium verursacht bei Tieren infektiöse Fehlgeburten und kann bei Menschen – insbesondere bei schwangeren Frauen – zu Schwangerschaftsverlusten führen. Die Ansteckung erfolgt durch Kontakt mit Fruchtwasser, Nachgeburten oder infizierten Tieren.
Listerien kommen in der Umgebung von Wiederkäuern vor und können über kontaminiertes Futter oder Mist übertragen werden. Bei schwangeren Frauen kann eine Infektion zu Fehlgeburten, Totgeburten oder schweren Erkrankungen des Neugeborenen führen.
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Obwohl Katzen die bekannteste Quelle sind, können auch Schafe und Ziegen diesen Parasiten in sich tragen. Eine Erstinfektion während der Schwangerschaft kann zu schweren Schäden am Fötus führen.
Ringelflechte ist eine Pilzinfektion, die Haut, Haare und Nägel befällt. Sie verbreitet sich durch direkten Kontakt mit infizierten Tieren oder Oberflächen. Bei Menschen verursacht sie runde, rote, juckende Flecken auf der Haut.
- Kälberflechte (Trichophytie)
Die klassischen Merkmale der Kälber- bzw. Rinderflechte sind rundlich-ovale haarlose Bezirke mit schuppigen Belägen, gerne im Kopfbereich. Aber - und das ist das gute Unterscheidungsmerkmal zu den parasitär verursachten Hauterkrankungen – man verspürt kaum Juckreiz!
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Mit diesen Strategien schützt du dich
Händehygiene: die erste Verteidigungslinie
Die wirksamste Methode zur Vermeidung einer Ansteckung ist das Waschen der Hände mit Wasser und Seife nach jedem Kontakt mit Tieren. Alkoholgel aus der Drogerie ist bei bestimmten Krankheitserregern wie Cryptosporidium keine vollwertige Alternative. Bauernhöfe bzw. Streichelzoos sollten daher in gut ausgestattete Waschplätze mit fließendem Wasser, Flüssigseife, Einweghandtüchern und klaren Anweisungen investieren. Aktive Begleitung und Hinweisschilder erhöhen die Einhaltung der Vorschriften.
Biosicherheit: mehr als nur Reinigung
Biosicherheit umfasst alle Maßnahmen, die erforderlich sind, um die Ausbreitung von Krankheitserregern zu verhindern. Das beginnt beim Tier selbst: Kranke Tiere müssen sofort isoliert und behandelt werden, während hoch trächtige Tiere nicht mit Besuchern in Kontakt kommen dürfen. Während der Geburt ist es wichtig, dass Geburtsmaterial sicher entsorgt wird und dass die Mitarbeiter Schutzkleidung, Handschuhe und gegebenenfalls eine Maske tragen. Durch die konsequente Anwendung dieser Maßnahmen wird das Risiko einer Übertragung von Zoonosen erheblich verringert. Bei bestimmten Erkrankungen, wie z. B. Q-Fieber, kann die Impfung von Wiederkäuern einen wichtigen zusätzlichen Schutz bieten, da sie die Ausscheidung der Bakterien verringert und langfristig sogar zur Ausrottung der Krankheit innerhalb einer Herde beitragen kann.
Tipp: Arbeitsanleitung zum Thema Biosicherheit zum Aufhängen in 5 verschiedenen Sprachen, hier zum Download erhältlich: Arbeitsanleitung zur Biosicherheit
Vom Bewusstsein zum Schutz
Zoonosen sind kein Grund, Tiere zu meiden, sondern sie bewusst und verantwortungsvoll zu behandeln. Indem wir Handhygiene und Biosicherheit in den Mittelpunkt der Politik von Bauernhöfen und Streichelzoos stellen, können wir die Risiken drastisch reduzieren. Denn ein sicherer Streichelzoo ist nicht nur ein Ort des Vergnügens, sondern auch der Fürsorge und Verantwortung. Mit dem richtigen Wissen, der richtigen Infrastruktur und den richtigen Präventionsmaßnahmen bleibt der Streichelzoo ein Ort, an dem Mensch und Tier aufeinandertreffen – ohne dass die Gesundheit gefährdet ist.
Quellen:
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