- Kälberkrankheiten
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Kälbergrippe ist eine sogenannte Faktorenkrankheit. Das bedeutet, der Ausbruch der Krankheit bei den Kälbern hat meistens verschiedene Ursachen. Unterschieden werden die „belebten Faktoren“ wie Bakterien oder Viren und „unbelebte Faktoren“, zum Beispiel Stress, Stallklima, Umstallungen, Futterveränderungen oder unzureichende Kolostrumversorgung.
Fallen verschiedene Faktoren zusammen, wird die körpereigene Abwehr der Tiere überwunden und die Krankheit kann ausbrechen. Umgekehrt gibt es so jedoch auch viele Ansatzpunkte, um vorbeugend gegen den Ausbruch der Kälbergrippe aktiv zu werden.
1. Am besten Biestmilch!
Den wichtigsten Schutz für die jungen Kälber bietet die Biestmilch des Muttertieres. Das Kolostrum ist absolut entscheidend für den Aufbau des Immunsystems der Kälber. Das heißt: Kolostrum reichlich und in hoher Qualität intensiv den Kälbern geben – und zwar schon in den ersten Lebensstunden!
2. Fütterung optimieren
Nach der Kolostrumversorgung ist auch das intensive Füttern und Tränken der Kälber sehr wichtig. Futter und Wasser sollte jederzeit in ausreichender Menge verfügbar sein. Gerade im Winter, wenn durch die Kälte der Energiebedarf besonders hoch ist, muss ausreichend gefüttert werden und die Konzentration des Milchaustauschers kann um 10 bis 20 % erhöht werden. – Futterumstellungen vermeiden, denn die sorgen für Stress bei den Kälbern!
3. Haltungsbedingungen verbessern!
Im Stall sollte alles optimal auf die Kälber ausgerichtet sein. Das bedeutet, generell ausreichend große Stallplätze bereitstellen und die Kälbergruppen möglichst klein halten. Es sollten höchstens 15 Tiere zusammen sein. Jüngere und ältere Kälber nicht zusammen aufstallen.
4. Stresssituationen vermeiden!
Kälber reagieren stark auf Stress. Alles, was den gewohnten Tagesablauf stört, wirkt sich negativ auf die Tiere aus und kann das Immunsystem schwächen, vor allem während der Immunitätslücke zwischen der 2. und 6. Lebenswoche. Vermieden werden sollten Transporte, Umstallungen, Futterumstellung, neue Gruppenbildungen, aber auch Stress durch schlechte Erreichbarkeit von Futter und Tränken oder durch zu kalte Temperaturen.
5. Stallklima beachten!
Auch die Umgebungsluft im Stall ist entscheidend für die Gesundheit der Kälber. Dabei kommt es darauf an, einerseits für ausreichend Frischluft zu sorgen, andererseits Zugluft zu vermeiden. Auch sollte die Luft warm (mindestens 10 °C, bei kranken Tieren möglichst 15 bis 20 °C) und trocken sein, Luftfeuchtigkeit sollte abgeführt werden.
6. Hygiene und Sauberkeit sicherstellen!
Die Kälberboxen sollten regelmäßig mit geeigneten Mitteln gereinigt werden. Auch die Hygiene im Umgang mit Arbeitsgerät und Arbeitskleidung beachten, damit Keime nicht versehentlich auf andere Tiere übertragen werden. Falls erforderlich ist auch Desinfektionsmittel einzusetzen.
7. Augen offen halten!
Zur erfolgreichen Vorbeugung gehört auch das tägliche Beobachten der Tiere, um schon erste Anzeichen einer Erkrankung sofort zu entdecken. Nur dann besteht die Chance, eine weitere Verbreitung der Kälbergrippe im Bestand einzudämmen.
8. Impfungen schützen!
Die Mutterschutzimpfung kann die Gefahr eines Krankheitsausbruchs reduzieren. Wichtig ist dabei allerdings auch die optimale Kolostrumversorgung (Antikörpergehalt im Kolostrum). Weiterhin können die Kälber selbst auch schon in der 2. Lebenswoche gegen einige Erreger der Kälbergrippe geimpft werden. Das optimale Impfprogramm muss mit dem Tierarzt abgestimmt werden.
Das „Augen offen halten“ als ein Punkt der erfolgreichen Vorbeugung gegen Kälbergrippe leitet natürlich direkt auf das Erkennen der Symptome der Kälbergrippe über.
Natürlich können die Anzeichen für eine Kälbergrippe auch Symptome anderer Krankheiten sein, aber es ist wichtig, überhaupt etwas zu bemerken, um dann gemeinsam mit dem Tierarzt die nächsten Schritte zur Behandlung einzuleiten.
1. Fieber und hohes Fieber
Fieber ist die Erhöhung der Körperkerntemperatur, um Abwehrprozesse gegen Viren,
Bakterien oder Parasiten einzuleiten und ein ganz normaler Vorgang des Körpers. Es gehört zu den ersten Anzeichen einer Erkrankung und ist damit ein hervorragendes Warnsignal, um Infektionen schnell zu erkennen. Umso wichtiger ist es daher, die Körpertemperatur der Kälber regelmäßig zu messen, bei jungen Kälbern täglich. Auch wenn im Betrieb bereits ein erster Krankheitsfall aufgetreten ist, sollte bei noch nicht betroffenen Kälbern täglich gemessen werden. Fieber ist das Frühwarnsystem in Ihrem Bestand! – Im Verlauf der Kälbergrippe kann das Fieber teilweise über 39,5 °C ansteigen.
Mehr zum Thema Fieber lesen Sie hier.
2. Husten
Ein sehr leicht zu erkennendes Anzeichen für Kälbergrippe ist Husten. Husten kann natürlich auch durch Wetterveränderungen, Stress oder unangenehme Umgebungsluft auftreten, doch sollte Husten immer beobachtet und das Tier dann auf weitere Symptome untersucht werden.
3. Schweres Atmen/Atemnot
Erkrankte Kälber atmen schwer und es ist eine erhöhte Atemfrequenz festzustellen. Schon im Ruhezustand können dies mehr als 40 Atemzüge pro Minute sein, von leichter Beschleunigung der Atmung bis hin zu schwerer Atemnot und Atmung durch das offene Maul. Maul-Atmung kann dann schon ein ernster Hinweis auf eine Schädigung der Lunge sein.
4. Augen- und Nasenausfluss
Die Kälbergrippe zeigt Symptome nicht nur an den inneren Atemwegen, sondern ist auch an den Augen und der Nase durch klaren, wässrigen Ausfluss erkennbar. Im weiteren Verlauf kann es durch bakterielle Infektion auch zu eitrigem Ausfluss kommen. Der Blick wirkt nicht klar und ist eher „verschlafen“.
5. Hängende Ohren, tiefe Kopfhaltung
Die Erkrankung der Tiere zeigt sich oft durch hängende Ohren oder insgesamt eine tiefe Kopfhaltung, da die Kälber matt und zu schwach sind.
6. Mattigkeit und schwache Körperhaltung
Die Kälbergrippe wirkt sich auch auf das allgemeine Verhalten der Tiere aus. Die Kälber sind matt und inaktiv, sondern sich von der Gruppe ab. Sie liegen vermehrt und das Aufstehen ist verzögert.
7. Reduzierte Futter- und Wasseraufnahme
An Kälbergrippe erkrankte Tiere neigen dazu, aus Schwäche nur wenig Futter und Wasser aufzunehmen oder gar nicht zu fressen und zu saufen. Die Folge ist eine weitere Schwächung der Tiere, weshalb im Zweifel aktiv gefüttert und getränkt werden muss.
Werden die ersten Anzeichen entdeckt, die auf Kälbergrippe hindeuten, muss sofort gehandelt werden. Sonst besteht die Gefahr, dass es schon innerhalb weniger Tage zu einer schweren Lungenentzündung und zu chronischen Verläufen durch dauerhafte Lungenschädigung kommen kann. Je früher Sie handeln und behandeln lassen, umso größer sind die Chancen auf eine erfolgreiche Ausheilung:
Kälbergrippe im landwirtschaftlichen Betrieb ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, denn dazu sind die unmittelbaren Auswirkungen auf die Tiere und auch die wirtschaftlichen Folgen für den Betrieb viel zu riskant!
Kommt es immer wieder zu Ausbrüchen von Kälbergrippe in Ihrem Betrieb, versuchen Sie möglichst viele vorbeugende Maßnahmen in die Tat umzusetzen und lassen Sie sich unbedingt von Ihrem Tierarzt beraten – auch im Hinblick auf ein langfristiges und nachhaltiges Impfkonzept für Ihren Bestand.
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