Kryptosporidiose bei Kälbern – die Prävention beginnt im Stall

Gast Autor Ceva Rind

·

16.10.2023

·

3 Min. Lesezeit

Wer selbst Kälber hat, kennt die Herausforderung: Gerade in den ersten drei Lebenswochen sind Kälber besonders anfällig gegenüber vielen Krankheitserregern, da das Immunsystem sich erst entwickeln muss. Eine der Infektionskrankheiten, die sowohl Landwirte als auch Tiere gleichermaßen herausfordert und zu den drängendsten Problemen in der Kälberaufzucht gehört, ist die Kryptosporidiose. Grund genug also, dass wir uns mit dem Thema näher befassen.

Was ist Kryptosporidiose und wie infizieren sich junge Kälber?

Kryptosporidien sind winzig kleine, einzellige Parasiten, die neben Viren und Bakterien zu den klassischen Krankheitserregern im Stall zählen und Kälberdurchfall verursachen können. Sie befallen den Darm, vermehren sich dort und lösen Entzündungen aus. Nicht selten sind neben Durchfall auch Trinkunlust, Bewegungsunlust und Festliegen die bestimmenden Anzeichen.

Infizierte Kälber scheiden hohe Mengen sogenannter Oozysten über ihren Kot aus, die die infektiöse Form der Kryptosporidien-Erreger darstellen. Diese Oozysten können leicht von anderen Tieren aufgenommen werden. Zur Infektion kommt es entweder durch direkten Kontakt der Kälber mit Kot von infizierten Tieren oder indirekt über eine kontaminierte Umgebung sowie kontaminiertes Futter und Wasser. Da Kälber in den ersten Lebenswochen ein schwächeres Immunsystem haben, sind sie in dieser Zeit sehr anfällig für eine Infektion mit Kryptosporidien.

Laut Forschern von der Universität von Pennsylvania haben die winzigen Oozysten eine harte äußere Schale, die den Parasiten umschließt und schützt. In ihrem Bericht über den Darmparasiten schreiben sie, dass bereits ein Esslöffel Kot eines mit Kryptosporidiose infizierten Kalbes genug Oozysten enthält, um Dutzende andere Tiere zu infizieren, wenn sie ihn oral aufnehmen. Die Bekämpfung wird dadurch erschwert, dass die Erreger sehr widerstandsfähig sind und in der Umwelt bei ausreichender Feuchtigkeit bis zu sechs Monate überleben können. Auch wenn Sie Kryptosporidien-Parasiten nie ganz aus Ihrem Betrieb verbannen können, lassen sie sich auf jeden Fall reduzieren und Erkrankungen dadurch vermeiden.

Ein Bauernpaar beobachtet die Kälber

Hygiene von Anfang an

Die Prävention von Kryptosporidiose beginnt im Stall, wo Hygiene und Umweltbedingungen einen großen Einfluss auf das Krankheitsrisiko haben. Laut den Forschern aus Pennsylvania ist es am effektivsten, die Infektionskrankheit in Schach zu halten, indem man die Feuchtigkeit aus der Umgebung der Kälber und den Fütterungsvorrichtungen entfernt. Denn: Trockenheit sorgt für ein schnelles Absterben der Kryptosporidien-Oozyten.

Was Sie sonst noch tun können, um wirksam gegen den Darmparasiten vorzugehen und Ihre Tiere vor einer Infektion zu schützen:

  • Frische, trockene Einstreu: Häufiges Ausmisten und Entfernung der verschmutzten Einstreu aus den Kälberboxen.
  • Reinigung: Regelmäßige Reinigung von Abkalbebuchten und Kälberboxen/-iglus sowie aller Gegenstände, wie z. B. Tränkeeimer und Nuckel. Zudem müssen die Tränkegeräte nach jedem Gebrauch mit sehr heißem Wasser (ca. 70 Grad) gereinigt werden und anschließend vollständig trocken.
  • Desinfektion: Verwenden Sie geeignete Desinfektionsmittel, um die Stallumgebung und die Tränkeeimer zu säubern. Eine Liste wirksamer, geprüfter Desinfektionsmittel der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft finden Sie hier. Nur wenige spezielle Desinfektionsmittel wirken gegen parasitäre Einzeller wie Kryptosporidien.
  • Desinfizierte und saubere Arbeitskleidung.

Wichtig zu wissen

Zum einen werden die Erreger häufig durch kontaminiertes Wasser (z. B. Trinkwasser) übertragen. Lassen Sie Ihr Wasser untersuchen, wenn viele Ihrer Kälber mit der Darmerkrankung zu kämpfen haben. Wenn Kryptosporidiose im Wasser entdeckt wird, kann ein Filtersystem helfen, die Erregerlast zu verringern.

Zum anderen können auch Kühe eine Infektionsquelle darstellen. In diesen Fällen infizieren sich die Kälber direkt nach der Geburt bei ihrer Mutter. Mit Kryptosporidien infizierte Kühe zeigen keinerlei Symptome, scheiden aber infektiöse Stadien der Erreger aus. Deshalb ist es wichtig, auch die Abkalbebucht sehr sauber zu halten und die Kälber nach der Geburt schnell von der Mutter zu trennen.

Worauf Sie sonst noch achten sollten, erfahren Sie in unserer Checkliste zum Thema Kälberdurchfall durch Kryptosporidien.

Was tun, wenn die Kälber bereits krank sind?

Um die durch den Durchfall hervorgerufenen Flüssigkeits- und Elektrolytverluste auszugleichen, empfehlen die Forscher eine orale Rehydratationstherapie (ORT). Mehr zu diesem Thema mit den wichtigsten Hintergründen und Prinzipien der ORT beim Kalb mit Neugeborenendurchfall lesen Sie hier.

Herausfordernd, aber bezwingbar

Kryptosporidien sind die am meisten vorkommenden Durchfallerreger, die aufgrund ihrer hohen Widerstandsfähigkeit zweifellos eine Herausforderung für jeden Betrieb sind. Doch durch die Umsetzung wirksamer Maßnahmen wie Reinigung, Desinfektion, frische Einstreu und Minimierung der Feuchtigkeit können Sie dazu beitragen, das Risiko einer Infektion in Ihrem Betrieb zu reduzieren. Investieren Sie in die Gesundheit Ihrer Tiere durch größtmögliche Stallhygiene. Es ist ein Schritt in Richtung einer gesunden und nachhaltigen Tierhaltung.

Wenn Sie mehr über das Thema Kryptosporidiose bei Kälbern erfahren möchten, klicken Sie hier.

 

Quelle:
The Endemic Calf Parasite Cryptosporidium Parvum. PennState Extension. May 2022

Artikel zu ähnlichen Themen

Keinen Blogpost mehr verpassen mit unseren Newsletter.