Epizootische hämorrhagische Krankheit (EHD): Übertragungswege, Risikogebiete und wie Sie Ihre Tiere schützen

Dr. Christina Hirsch

·

1.08.2025

·

3 Min. Lesezeit

Das Wichtigste in Kürze

  • Übertragungswege: Vor allem Gnitzen (Culicoides spp.), Windverfrachtung und Tierhandel spielen eine Rolle.
  • Risikogebiete: Frankreich, Spanien und angrenzende Länder sind aktuell besonders betroffen; Risiko variiert je nach Jahreszeit.
  • Schutzmaßnahmen: Impfstrategien unterscheiden sich je nach Land; ein gezielter Einsatz kann nicht nur vor Erkrankung, sondern auch vor Virämie (Vorhandensein von Viren im Blut) schützen – ein entscheidender Punkt für den Seuchenschutz.

 Mehr Basis-Infos zu Symptomen und Erkennung finden Sie in diesem Artikel – dort geht es um die ersten EHD-Fälle in Europa und worauf Landwirte besonders achten müssen.  Lesen Sie hie:  Epizootische hämorrhagische Krankheit (EHD): Was Landwirte jetzt wissen müssen.

1. Wie EHD sich verbreitet – mehr als nur Gnitzen 

Dass Gnitzen die Hauptüberträger sind, ist inzwischen bekannt. Neuere Risikomodelle zeigen jedoch, wie groß der Einfluss des Windes ist:

  • Wind wichtiger als Handel: Nach einer Analyse europäischer Experten ist das Risiko der Einschleppung durch Windverfrachtung deutlich höher als durch Tierhandel.
  • Weite Verbreitung: Gnitzen können mit Rückenwind über 5 km am Tag zurücklegen und sogar Meeresengen überwinden. So ist das Virus auch ursprünglich von Tunesien nach Sardinien und von dort nach Spanien gelangt.
  • Handel bleibt ein Basisrisiko: Vor allem in kühleren Monaten, wenn Gnitzen weniger aktiv sind, trägt der Tierhandel ein „Grundrauschen“ zum Risiko bei.

Jahreszeitliche Risikospitzen: Von Juni bis November ist das Risiko am höchsten, aber auch im März bleibt ein gewisses Basisrisiko bestehen – relevant für den Viehhandel und Weideumtriebe.

 2. Wo die Gefahr aktuell am größten ist 

  • Frankreich: Über 3.800 bestätigte Ausbrüche zwischen Juni 2024 und Mai 2025; 2 neue Fälle zwischen 1. Juni und 17. Juli 2025. Frankreich gilt als Hauptquelle für beide Übertragungswege.
  • Spanien und Nachbarländer: Hohes Risiko vor allem durch Windverfrachtung; Tierhandel spielt in Spanien eine größere Rolle.
  • Belgien: Als Nachbarland zu Frankreich besonders gefährdet. Deshalb gab es ab Januar bis September 2025 eine Pflichtimpfung gegen EHD
  • Deutschland/Österreich: Bisher keine Ausbrüche, aber laut Risikomodell in der „erweiterten Risikozone“.


Karte

Quelle: Epizootische hämorrhagische Krankheit (EHD): Update zu einer neu auftretenden Krankheit | Ministerium für Landwirtschaft und Ernährungssouveränität, Abruf am 17.07.25

3. Schutzmaßnahmen – was jetzt wirklich zählt 

  1. Insektenkontrolle
    • Entfernen Sie stehendes Wasser, wo Gnitzen sich vermehren. Kleine Pfützen in Reifen reichen den Gnitzenweibchen schon zur Eiablage aus.
    • Setzen Sie, wenn möglich, Insektizide ein oder sorgen Sie für Stallzeiten in Gnitzen-Hauptaktivitätszeiten (Dämmerung).
  2. Impfstrategien – und warum Virämie entscheidend ist 

Virämie bezeichnet das Vorhandensein von Viren im Blut. Solange ein Tier virämisch ist, kann es das Virus an stechende Insekten weitergeben, die es dann verbreiten.

Es gibt verschiedene Impfstoffe mit unterschiedlichen Wirkungszielen. Sie zielen entweder darauf ab, eine Virämie zu verhindern oder sie zumindest zu reduzieren:

    • Prävention der Virämie: Tiere werden so immunisiert, dass das Virus gar nicht erst ins Blut gelangt. Diese Tiere sind keine Virusquelle für Gnitzen – ein wichtiger Baustein im Seuchenschutz.
    • Reduktion der Virämie: Das Virus kann zwar noch im Blut nachweisbar sein, aber in deutlich geringerer Menge. Das senkt das Ansteckungsrisiko, verhindert es jedoch nicht vollständig.

Für den individuellen Tierschutz können beide Ansätze hilfreich sein. Für den Bestandsschutz ist jedoch die vollständige Vermeidung der Virämie entscheidend, weil nur so die Infektionskette unterbrochen werden kann.

Hinweis: Aktuell ist ein Impfstoff gegen EHD in Deutschland und Österreich zugelassen, der die Virämie verhindert. Er ist ab Herbst 2025 lieferbar.

 4. Lohnt sich Impfen? 

  • Frankreich, Belgien, Luxemburg: Teilweise verpflichtend; wird in Risikogebieten staatlich unterstützt.
  • Niederlande, Deutschland & Österreich: Freiwillig, aber empfohlen, besonders vor Beginn der Weidesaison. Ein frühzeitiges Gespräch mit dem Tierarzt kann dennoch sinnvoll sein – besonders, wenn Tiere in Risikogebiete verkauft oder transportiert werden. Impfstoff ist verfügbar.

 5. Fazit: Vorbereitung ist alles 

EHD bleibt eine ernstzunehmende Bedrohung – nicht nur für die Gesundheit einzelner Tiere, sondern für ganze Bestände. Wer jetzt schon Insektenkontrolle betreibt, mögliche Impfmöglichkeiten mit dem Tierarzt bespricht und den Handel in Risikomonaten sorgfältig plant, kann den eigenen Bestand effektiv schützen.

Mehr über Symptome, Früherkennung und die ersten EHD-Fälle in Europa lesen Sie hier:  Epizootische hämorrhagische Krankheit (EHD): Was Landwirte jetzt wissen müssen.

Artikel zu ähnlichen Themen

Keinen Blogpost mehr verpassen mit unseren Newsletter.