Die Vorstellung könnte so schön sein: Die Kälbchen liegen abends kuschelnd in ihren Boxen und schauen rauf zu den Sternen in den Himmel.
In der Realität aber handelt es sich leider um eine ernste Erkrankung, die allein einen schönen Namen trägt, da die betroffenen Tiere häufig ihren Kopf zurückwerfen bzw. ihre Halsmuskulatur stark Überstrecken, sodass sie gen Himmel blicken.
In diesem Artikel erfahren Sie:
- Was ist die Sternguckerkrankheit und wie entsteht sie?
- Was sind die Symptome und mögliche Folgen?
- Wie wird das Jungrind behandelt und kann ich der Erkrankung vorbeugen?
Was ist die Sternguckerkrankheit beim Kalb?
Die Sternguckerkrankheit beim jungen Rind (auch Zerebrokortikalnekrose, CCN oder Hinrindennekrose genannt) entsteht durch einen Vitamin-B1-Mangel.
Verursacht wird dieser Mangel häufig bei Umstellung auf Kraftfutter, wobei vorwiegend Kälber bis 18 Monaten aus der Rindermast betroffen sind. Bei kraftfutterreicher Ration entsteht ein gesteigerter Bedarf an Vitamin B1. Ein weiterer Grund kann eine Erkrankung im Darmbereich sein, bei der ein Enzym das Vitamin B1 zerstört.
Als Folge ist das zentrale Nervensystem unterversorgt.
Was für Symptome zeigen die Tiere?
Die Sternguckerkrankheit hat mehrere Symptome, die je nach Schweregrad mehr am Anfang oder erst bei fortgeschrittener Erkrankung sichtbar werden:
- Zurückwerfen des Kopfes bzw. Überstrecken der Halsmuskulatur
- Unkontrollierte, rhythmische Bewegungen, meist vom Auge ausgehend
- Verengung der Pupillen
- Störung des Gleichgewichts
- Drängen gegen die Wand
- Erhöhter Speichelfluss bzw. schaumiges Speicheln
- Krämpfe
- Plötzlich einsetzende Erblindung
- Im fortgeschrittenen Stadium: Festliegen
Als Folge des Vitamin B1 Mangels entsteht ein Hirnödem, was schnell die Nerven der Tiere angreift. Bei fortgeschrittener Erkrankung liegen die Tiere fest, weshalb Druckschwellungen entstehen und das Blut nicht mehr richtig zirkulieren kann.
Wie wird die Sternguckerkrankheit behandelt?
Meist kann eine Diagnose schon durch das klinische Erscheinungsbild gestellt werden, wobei insbesondere die Körperhaltung und Erblindung eindeutige Hinweise sind.
Zudem ist eine Lumbalpunktion (Entnahme von Hirn- oder Rückenmarksflüssigkeit am Lendenwirbel) sowie eine Messung des Thiamin Gehaltes im Blut möglich. Thiamin ist in Vitamin B enthalten.
Die schnelle Gabe von Vitamin B1 hat oberste Priorität und bringt in der Regel bereits eine rasche Besserung des Allgemeinzustandes des Kalbes mit sich. Zusätzlich kann Kortison zur Abschwellung und Entzündungshemmung sowie ein harnförderndes Mittel gegeben werden, was häufig zur Therapie von Ödemen eingesetzt wird.
Mit Fortschreiten der Erkrankung ist die Prognose zunehmend schlechter und selbst bei vollständiger Genesung muss leider der wirtschaftliche Nutzen kritisch hinterfragt werden.
Eine behutsame Umstellung auf kraftfutterreiche Rationen sowie die zusätzliche Gabe von Bierhefe, Biertreber oder anderer Vitamin B1 Supplementierung sind die beste Vorbeugung.
Dabei können beispielsweise Milchaufwerter für Milch oder Milchaustauscher verwendet werden, die einen hohen Gehalt an Vitamin B1 aufweisen.
In jedem Fall ist ein Tierarzt zu Rate zu ziehen, auch wenn eine schnelle Gabe durch Vitamin B1 bereits erfolgt ist.
Wenn keine Behandlung hilft…
Wie schon erwähnt, sollte durch die schnelle Gabe von Vitamin B1 eine Besserung eintreten. Falls dies nicht der Fall ist, kommen auch andere Erkrankungen in Frage, die ähnliche Symptome aufweisen können. So zum Beispiel eine Bleivergiftung, Ketose oder eine Pansenazidose. Auch eine Jauchegasvergiftung sollte nicht ausgeschlossen werden. Eher selten kommen noch BSE oder Tollwut vor.
Schon gewusst?
Auch andere Tierarten können die Sternguckerkrankheit bekommen, wobei die Ursachen unterschiedlich sind. Stark betroffen sind hier vor allem Kaninchen.
Mehr dazu erfahren Sie hier.