Ein Kalb aus einem Eimer füttern

Die Risiken der Sperrmilchverfütterung – eine ernsthafte Betrachtung für Landwirte

Gast Autor Ceva Rind

·

5.03.2024

·

3 Min. Lesezeit

Die Verwendung von Sperrmilch in der Landwirtschaft mag auf den ersten Blick als eine sinnvolle Methode erscheinen, um ein nährstoffreiches Futtermittel weiterzuverwerten und Abfälle zu reduzieren. Allerdings gibt es erhebliche Bedenken und Kritik an dieser Praxis, und das aus gutem Grund.

Sperrmilch, die von mit Antibiotika behandelten Kühen stammt und normalerweise nicht für den menschlichen Verzehr oder den Verkauf bestimmt ist, birgt erhebliche Gefahren für die Tiergesundheit und stellt ein nicht akzeptables Vorgehen dar, dem Landwirte mit äußerster Vorsicht begegnen sollten.

Die negativen Folgen von Sperrmilch

Aufgrund der folgenden Punkte ist die Verfütterung von Sperrmilch kritisch zu betrachten:

Die Verfütterung von Sperrmilch an Kälber kann zu unkontrollierter Antibiotikaaufnahme führen, da die Milch oft Rückstände dieser Medikamente enthält. Gesundheitsrisiken durch Antibiotikarückstände werden in diesem Kontext zu einer bedeutenden Herausforderung. Die Bedenken über den umsichtigen Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung nehmen weltweit zu, und es ist äußerst besorgniserregend, wenn junge Kälber unbekannte Mengen von Antibiotika in der Sperrmilch erhalten.

Gesundheitsrisiken durch Antibiotikarückstände:

  • Störung der Darmflora
  • Entwicklung resistenter Bakterien
  • Gefahr für die Tiergesundheit
  • Übertragung auf den Menschen

Die Auswirkungen von Antibiotikarückständen in an Kälber verfütterter Milch auf die Darmflora und die Entwicklung resistenter Krankheitserreger können vielfältig und potenziell problematisch sein:

  1. Störung der Darmflora: Antibiotika können das Gleichgewicht der Darmmikrobiota beeinflussen. Auch gutartige Bakterien der nützlichen Darmmikrobiota werden durch Antibiotika abgetötet. Eine gestörte Darmflora kann zu Verdauungsproblemen, Durchfall oder anderen gastrointestinalen Störungen führen.
  2. Entwicklung resistenter Bakterien: Der Einsatz von Antibiotika kann die Entstehung und Selektion resistenter Bakterien begünstigen. Wenn sich diese Bakterien in der Darmflora vermehren, besteht das Risiko, dass das Kalb über lange Zeit Bakterien in seiner Darmflora beherbergt, die gegenüber bestimmten Antibiotika resistent sind und diese Resistenz auch an andere Bakterien übertragen können.
  3. Gefahr für die Tiergesundheit: Resistente Bakterien können zu schweren Infektionen führen, die schwieriger zu behandeln sind, da herkömmliche Antibiotika möglicherweise nicht mehr wirksam sind. Dies stellt eine erhebliche Gefahr für die Gesundheit der Tiere dar.
  4. Übertragung auf den Menschen: Wenn resistente Bakterien entstehen, besteht auch das Risiko, dass sie auf den Menschen übertragen werden können. Dies kann die öffentliche Gesundheit gefährden, insbesondere wenn Menschen mit den betroffenen Tieren in Kontakt kommen.

Es ist wichtig zu betonen, dass die genauen Auswirkungen von Antibiotikarückständen von verschiedenen Faktoren abhängen, darunter die Art der verabreichten Antibiotika, ihre Konzentrationen und die Empfindlichkeit der Bakterien. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, den Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung verantwortungsbewusst zu steuern, um negative Folgen zu minimieren.

Ein Kalb aus einem Eimer füttern

Neben dem Problem von Antibiotikarückständen in der Sperrmilch, kann diese jedoch auch vermehrungsfähige, resistente Bakterien enthalten. Eine Möglichkeit, resistente Bakterien in der Sperrmilch abzutöten, ist die Pasteurisierung. Diese tötet im besten Fall jedoch nur 90 % der vorhandenen Bakterien ab. Doch viele Pasteurisierungsprogramme in landwirtschaftlichen Betrieben leiden unter mangelnder Einheitlichkeit, wechselnden Mitarbeitern und unsachgemäßer Behandlung der Milch vor und/oder nach der Pasteurisierung. Dies verschärft das Risiko der Verfütterung von Milch mit unerwünschten resistenten Bakterien an die Kälber.

Der Kontaminationsgrad von Milch und Kolostrum nach antimikrobieller Behandlung von Milchkühen ist hoch, insbesondere nach intramammären Behandlungen. Dies ist nicht nur eine potenzielle Gefahr für die Tiergesundheit, sondern stellt auch eine Bedrohung für die Lebensmittelsicherheit dar.

In Anbetracht dieser erheblichen Risiken sollte die Verfütterung von Sperrmilch an Kälber als unverantwortliche Praxis betrachtet werden. Landwirte sind dringend dazu aufgerufen, alternative, sicherere Futtermöglichkeiten in Betracht zu ziehen, um die Gefahr von Resistenzübertragungen zu verhindern und behandlungsresistente Erkrankungen zu vermeiden.

Mehr zum Thema Kälberfütterung erfahren Sie in diesem Artikel: "Kälberfütterung: Worauf kommt es an?".

Artikel zu ähnlichen Themen

Keinen Blogpost mehr verpassen mit unseren Newsletter.