Kalb mit Nabelschnur bei Mutterkuh am Bein

Nabelinfektionen vorbeugen: Kolostrum besser als Desinfektion mit Jod!

Gast Autor Ceva Rind

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22.02.2023

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3 Min. Lesezeit

Immer wieder sind neugeborene Kälber durch eine Nabelinfektion gefährdet, wenn nicht auf optimale Hygiene geachtet wird. Nabelentzündungen vorzubeugen ist daher unbedingt notwendig, zumal fortgeschrittene Verläufe für die Kälber lebensbedrohlich sein können - insbesondere, wenn sie in die Bauchhöhle übergreifen.

In vielen landwirtschaftlichen Betrieben ist das Problem grundsätzlich bekannt und man versucht durch Desinfektion vorzubeugen. Besonders häufig kommt dabei Jod zum Einsatz, das grundsätzlich durchaus eine antiseptische Wirkung hat.Allerdings gab es bisher keine aussagekräftigen Untersuchungen, ob diese oder eine ähnliche Methode zur Desinfektion funktioniert und tatsächlich die Häufigkeit von Nabelentzündungen verringert. Jetzt liegt jedoch eine Studie vor, die sich speziell mit diesem Thema auseinandergesetzt hat. Schauen wir einmal genauer hin!

  • Nabelinfektionen können bei schweren Verläufen für Kälber tödlich sein
  • Um Nabelentzündungen vorzubeugen, wird oft Jod zur Desinfektion eingesetzt
  • Optimale Kolostrum-Versorgung ist entscheidend gegen Nabelinfektionen

Hilft Jodtinktur wirklich gegen Nabelinfektionen?

In einer Studie1 in Kanada wurde an Kälbern untersucht, wie wirksam eine 7 %ige Jodtinktur bei der Vorsorge einer Entzündung des äußeren Nabelbereichs ist. Dazu wurden aus fünf Milchviehbetrieben in Ontario zufällig Tiere ausgewählt. Bei 140 jungen Kälbern wurde der Nabel nach der Geburt einmalig mit der Jodtinktur behandelt. Eine Kontrollgruppe mit 144 anderen Tieren wurde nicht mit Jod behandelt.

Die Studie erstreckte sich über 10 Monate und begleitete die Jungtiere jeweils bis zum 30. Lebenstag. Neben der Entzündungshäufigkeit wurden auch andere Daten der Tiere aufgenommen und überprüft. Zum Beispiel Geburtsgewicht, Sauberkeit und Komplikationen, aber auch insbesondere die Kolostrumversorgung und die Konzentration von Immunglobulin G (IgG).

Kalb mit Mutterkuh im Kuhstall

Jodtinktur hatte keinen wesentlichen Einfluss auf Nabelinfektionen

In der Auswertung der Studie ergaben sich kaum Unterschiede in der Häufigkeit von Nabelinfektionen zwischen den Kälbern, die mit Jodtinktur behandelt wurden und der unbehandelten Kontrollgruppe:
  • 20 % der Kälber mit Jodbehandlung erkrankten an Nabelentzündungen
  • 22 % der Kälber der unbehandelten Kontrollgruppe erlitten Nabelentzündungen

Die einmalige Nabeldesinfektion mit 7 %iger Jodtinktur bringt also keinen wirklichen Vorteil mit Blick auf äußere Nabelentzündungen. Leider wurde in der Studie nicht weiter verfolgt, wie die Entzündungen bei inneren Nabelstrukturen verliefen. Hier kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Jodbehandlung nützlich sein könnte.


Mehr zum Thema lesen Sie in unserem Artikel „Nabelentzündung beim Kalb: Nabelinfektion schnell erkennen!“

Schnelle Kolostrum-Versorgung reduziert Infektionsrisiko

Während die Joddesinfektion im Prinzip zumindest äußerlich wirkungslos blieb, war eine andere Erkenntnis aus der Studie dafür umso interessanter: Im Verlauf der Untersuchung wurde bei den Kälbern genau dokumentiert, wann die Tiere nach der Geburt mit Kolostrum versorgt wurden. Und hier konnte nun ein spannender Zusammenhang erkannt werden:
  • Je früher die neugeboren Kälber mit Kolostrum versorgt wurden, desto geringer war das Risiko einer externen Nabelinfektion.
  • Pro Stunde verspäteter Kolostrumgabe stieg das Risiko einer Erkrankung um 15 % an!
Die Wichtigkeit der Erstmilch für die jungen Kälber wurde damit erneut unterstrichen. Kolostrum ist ein absolut entscheidender Faktor für den Aufbau des Immunsystems der Kälber und für gesunde Tiere. Bleibt festzuhalten: Kolostrum verabreichen, und zwar so schnell wie möglich – natürlich in guter Qualität und ausreichender Menge.

Hier erfahren Sie mehr zum Thema Kolostrumversorgung.


Quellen:

1 Matthew B. Van Camp, Charlotte B. Winder, Diego E. Gomez, Todd F. Duffield, Natalia K. Savor, David L. Renaud, 2022, Evaluating the effectiveness of a single application of 7 % iodine tincture umbilical dip as a prevention of infection of the external umbilical structures in dairy calves, Journal of Dairy Science, 105:6083-6093, https://doi.org/10.3168/jds.2021-21418

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