Weiße Mutterkuh leckt Kalb auf Schnauze

Mehr Licht, mehr Kolostrum: Kühe produzieren mehr im Frühjahr und Sommer

Gast Autor Ceva Rind

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7.02.2023

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3 Min. Lesezeit

Die optimale Versorgung mit Kolostrum ist einer der wichtigsten Faktoren bei der Aufzucht und für die Gesundheit der neugeborenen Kälber. Je mehr, desto besser ist dabei die Devise, doch die Menge an Kolostrum ist nicht immer gleichbleibend: Kühe, die im Frühling und Sommer abkalben, produzieren in der Regel mehr Erstmilch als Kühe, die im Herbst oder Winter Nachwuchs bekommen. Allgemein beobachtet wurde dieser Zusammenhang schon länger, aber die Ursachen lagen zunächst noch im Dunkeln. Studien haben nun gezeigt, dass es mit der Helligkeit zusammenhängt: Mehr Licht im Frühjahr und Sommer lässt die Tiere mehr Kolostrum erzeugen.

  • Jahreszeitliche Schwankungen in der Kolostrum-Produktion der Kühe
  • Im Herbst und Winter wird bei Kühen weniger Erstmilch gebildet
  • Mehr Licht und Helligkeit begünstigen die Kolostrum-Produktion

Studien zeigen: Im Herbst und Winter wird weniger Kolostrum gebildet1, 2

Die jahreszeitlich schwankende Kolostrum-Produktion der Kühe wurde in den letzten Jahren genauer untersucht. Bei der Beobachtung einer Milchviehherde in Texas mit fast 3.000 Jersey-Kühen wurde speziell die Kolostrumproduktion untersucht um herauszufinden, welche Faktoren diese beeinflussen. Zunächst wurde festgestellt, dass die durchschnittliche Kolostrumproduktion der Tiere etwa 4,26 Liter betrug (umgerechnet von den Studienangaben in lb/litre bottles).

Bei der langfristigen Aufnahme der Daten konnten allerdings starke Schwankungen der Kolostrumbildung im Jahresverlauf beobachtet werden1:
  • Januar:    2,49 Liter
  • Mai:           4,81 Liter
  • Juni:         6,58 Liter
Zusätzlich wurde festgestellt, dass bei Kühen mit mehr als einer Laktation durchschnittlich von Juni bis Dezember ein stärkerer Rückgang der Kolostrumproduktion erkennbar war als bei Färsen in der ersten Laktation. Im Dezember produzierten 35 % der Kühe gar kein Kolostrum, während dies bei nur 1 % der Färsen der Fall war.

Eine weitere Studie zur Kolostrumproduktion wurde in Michigan durchgeführt. Auch hier wurden die jahreszeitlichen Schwankungen der Erstmilchmengen dokumentiert2:
  • Frühjahr:    5,7 Liter
  • Sommer:    6,2 Liter
  • Herbst:        5,7 Liter
  • Winter:        4,5 Liter
Milchviehkalb am Tränkeeimer seitlich

Lichteinstrahlung ist der wichtigste Faktor bei der Kolostrumbildung

Da die äußeren Einflussfaktoren auf die Herden in den Untersuchungszeiträumen relativ konstant gehalten wurden, konnte die schwankende Lichteinstrahlung bei unterschiedlichen Tageslängen, die sogenannte „Photoperiode“, als wichtigster Faktor für die Kolostrumproduktion identifiziert werden. Längere Tageszeiten mit höherer Sonnenlichtdauer in den drei Wochen vor dem Abkalben wirkten sich nachweislich auf eine höhere Bildung von Erstmilch aus.

Kolostrum im Frühling und Sommer für die dunkle Jahreszeit bevorraten.

An der jahreszeitlich bedingten Lichteinstrahlung für die Tiere lässt sich nicht viel verändern. Dennoch sollte man diese Schwankungen im Betrieb berücksichtigen und in das Kolostrum-Management mit einbeziehen. Hochwertige Erstmilch aus den lichtstarken Frühjahrs- und Sommermonaten kann tiefgefroren bevorratet und den Herbst- und Winterkälbern zusätzlich angeboten werden. Ist dies nicht möglich oder nicht ausreichend Kolostrum-Vorrat vorhanden, sollte auf hochwertigen Biestmilchersatz zurückgegriffen werden, um den neugeborenen Kälbern auch in der dunklen Jahreszeit einen optimalen Start in den ersten Lebenstagen zu ermöglichen.

Mehr zur optimalen Versorgung mit Kolostrum lesen Sie hier.


Quellen:

1 K. Gavin, H. Neibergs, A. Hoffman, J. N. Kiser, M. A. Cornmesser, S. Amirpour Haredasht, B. Martinez-Lopez, J. R. Wenz, D. A. Moore; (2018), Low colostrum yield in Jersey cattle and potential risk factors, Journal of Dairy Science, Volume 101, Issue 7, July 2018, Pages 6388-6398

2 Malacco, Victor (2022, Sept. 26.), Low colostrum yield in dairy cows, Michigan State University

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